Irre Handy-Stunts SMS im freien Fall
Den Titel des schnellsten SMS-Tippers hält der 16-jährige Ang Chuang Yang aus Singapur. Er benötigte 2006 für die volle Strecke von 160 Zeichen nur 41,52 Sekunden. Der Weltrekord beim SMS-Verfassen mit geschlossenen Augen liegt derweil schon länger bei 45 Sekunden. Aber obwohl keine bahnbrechenden Rekorde mehr zu erwarten sind, werden eher mehr SMS-Wettbewerbe abgehalten. Bei den Veranstaltungen geht es eben nicht ums alltagstaugliche schnelle Schreiben, sondern um besonders eindrucksvolle Telefon-Stunts. Denn diese erzeugen Aufmerksamkeit und haben damit Marketing-Potential.
Nachdem Handy-Hersteller LG bei seiner "SMS-Championship" vor allem auf hohe Siegprämien setzt - der "US-Champion" konnte zuletzt 50.000 Dollar einstreichen - versucht Samsung Mobile jetzt Spannung durch Extremsportelemente zu erzeugen. Der südkoreanische Handy-Produzent wirbt mit dem Schlagwort "Extreme Texting" und schickt dafür Fallschirmspringer ins Rennen: Zehn erfahrene Sportler sprangen aus 4000 Metern Höhe ab, um im freien Fall um die Wette zu SMSen. Geht es nach Samsung, ist damit eine neue Kategorie im "Guinness-Buch der Rekorde" fällig, nämlich "Fastest Text Messaging While Skydiving".
Ob die Marketing-Rechnung aufgeht, darf allerdings bezweifelt werden, denn im Video wirkt die ganze Aktion ein wenig aufgesetzt. Einer der SMS-Fallschirmspringer erklärt nach der Landung passenderweise, er hätte schon viel "verrücktes Zeug gemacht", etwa aus einem Flugzeug in ein anderes Springen, aber diese Aufgabe sei "richtig kniffelig". Begeisterte Pioniere einer neuen Trendsportart klingen jedenfalls euphorischer.
Aufs Handy fallen
Wie ein Handy im freien Fall effektvoll eingesetzt wird, hat unterdessen schon vor zwei Jahren das Animationsfilmchen "Life is too short for ..." vorgemacht. Hier stürzt sich ein animiertes Knetgummimännchen todesmutig aus dem Flugzeug und lässt seine langen Haare lässig im Gegenwind flattern. "Eigentlich hört Harry am liebsten Rockmusik, säuft und fährt Motorrad. Doch zu seinem Geburtstag hat er von seinen Kumpels ein Handy und einen Fallschirmsprung geschenkt bekommen ..." leitet YouTube-Nutzer "zarky" das Video ein.
Denn Harry der Rocker muss zwischen einer roten und einer blauen Reißleine wählen und fragt dazu "seine Kumpels" per SMS um Rat. Und natürlich kommt die Antwort zu spät, Harry erfüllt die genretypischen Erwartungen und gibt den Bruchpiloten.
Motorrdfahrer schreibt SMS auf der Autobahn
Ein echter Rocker auf seinem Motorrad ist in den 51 Sekunden des inzwischen legendären Videos "This is How We Roll in India" zu sehen: Aus einem Auto heraus gefilmt, sieht man einen Mottoradfahrer überholen, der währenddessen eine SMS schreibt. Dazu legt sich der indische Alltagsartist praktisch rücklings auf seinen Sattel und streckt das Handy vor sich in Richtung Lenker. Den letzten Schliff erhält die Szene dadurch, dass sie sich auf einer vollgestopften Stadtautobahn abspielt.
"This is How We Roll in India" ging am 8. Juli online und wurde seitdem annähernd 1,5 Millionen Mal geklickt, dazu kommen noch zahllose Kopien des Filmchens auf YouTube und anderen Plattformen. Das erfolgreiche Filmchen ist natürlich eine Steilvorlage für die Marketing-Abteilungen der Handy-Branche. Gleichzeitig hat das Konzept SMS-Schreiben plus Action natürlich seine Tücken, da solche Stunts für die jugendliche Zielgruppe ein denkbar schlechtes Vorbild sind.
Motoradsofa auf der Landstraße
Die entspannte, aber nicht minder faszinierende Variante des SMS-Stunts auf der Autobahn wurde bereits im Januar von einem YouTube-Nutzer namens "steili" online gestellt: "Haben den indischen Vieltelefonierer auf dem Weg zum Taj Mahal gesehen. Er hat uns zwischendurch überholt und dabei entspannt weitertelefoniert ... die sind so schmerzfrei, die Inder!"
Entspannt ist dabei schon fast untertrieben. Der Motorradfahrer lümmelt sich fast auf dem Sitz seiner Maschine und scheint sich wirklich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen zu wollen. Am Ende winkt er sogar noch freundlich-routiniert in die Kamera der verdutzten Touristen. Dieses Kunststück hat durchaus mehr als 900 Klicks verdient! Aber bitte nicht nachmachen.
Don't Text and Drive
Inzwischen gilt es schon fast als Gemeinplatz, dass Telefonate oder SMS im Straßenverkehr ähnlich negative Auswirkungen wie der Alkoholkonsum auf das Fahrverhalten haben können. Entsprechend werden die Maßnahmen gegen mobiles Multitasking weltweit zunehmend verschärft.
In den Claim-wütigen USA wurde im Kampf gegen den Handy-Gebrauch hinter dem Steuer bereits der griffige Slogan "Don't text and drive" etabliert. Zudem gibt es eine wahre Flut entsprechender Belehrungsvideos.
Die SMS-Fahrschule
Der lebensgefährliche Leichtsinn der doppelten Mobilität scheint aber vor allem eine Gefahr für Teenager darzustellen. Und auf dieses Klischee setzt auch der letzte Handy-am-Steuer-Film in unserer Reihe: Hier wird dem Fahranfänger der Handy-Unfall fachgerecht vom Fahrlehrer nahegebracht.