Polizei-Technologie Briten verdrahten Bobbys
Die britische Polizei rüstet ihr Personal auch außerhalb von Wache und Dienstwagen technisch auf. Der Streifenpolizist auf der Straße soll mit handlichen Gadgets zum digitalen und vernetzten Auge des Gesetzes werden, der mit der Minikamera am Headset Videos liefert oder mit dem Handheld Fingerabdrücke zum Abgleich mit der nationalen Datenbank scannt.
Der Schutzmann mit dem unbestechlichen Video-Gedächtnis befindet sich noch in der Erprobungsphase, der mobile Fingerabdruck-Scanner wird dieser Tage schon regulär in Dienst gestellt: Die Geräte im Handheld-Format senden gescannte Fingerabdrücke verschlüsselt mittels des Mobilfunkstandards GPRS an die nationale Fingerabdruck-Datenbank namens "IDENT1", die einen Abgleich mit den 6,5 Millionen gespeicherten Abdrücken vornimmt und das Ergebnis innerhalb einer Viertelstunde an den Beamten auf der Straße schickt.
Mit der Datenbank unterwegs
In Anbetracht der Tatsache, dass es in Großbritannien bislang keinen Personalausweis gibt, wachsen die Möglichkeiten der Polizei zur Identifizierung Verdächtiger mit den handlichen Scannern ungemein, und die Entwicklung der nächsten mobilen High-Tech-Gadgets ist bereits angedacht: So will Londons Metropolitan Police in einem Feldversuch Headset-Minikameras im Zusammenspiel mit dem bestehenden System zur automatischen Nummernschild-Überprüfung einsetzen.
Die neben dem Ohr getragenen Minikameras wurden bisher nur von Bereitschaftspolizisten beispielsweise zu Fußballspielen genutzt, in London sollen sie jetzt im Rahmen einer konzertierten Aktion gegen "antisoziales Verhalten" auch von normalen Streifenpolizisten erprobt werden.
Eckensteher im Visier
Die Geräte der Sicherheitsfirma Westminster International funken das aufgenommene Video-Material allerdings noch nicht direkt zum Polizeirevier, sondern zunächst an die Festplatte am Gürtel des Beamten. Trotzdem ist sich der Polizeichef des Bezirks Haringey, Detective Superintendent Richard Wood, sicher, dass die mobilen Überwachungskameras ihren Zweck erfüllen werden: "Sie stellen eine exzellente Abschreckung für alle Jugendlichen dar, die Ärger machen wollen."
Schon bislang wird der öffentliche Raum in Großbritannien so großflächig von Kameras beobachtet wie in keinem anderen Land der Welt. Konsequenterweise sollen die Überwachungskameras jetzt wohl mobil gemacht werden. Dabei steht der Abschreckungseffekt im Vordergrund, die mehr oder weniger automatische Produktion von Beweisvideos kommt erst an zweiter Stelle: Der technisch aufgerüstete, überwachende Blick soll schließlich potentielle Straftäter davon abhalten, Verbrechen zu begehen, womit erst gar keine Beweismittel anfallen.
Sascha Koesch / Fee Magdanz / Robert Stadler