Teure iPhone-Anwendung 1000 Dollar für rote Pixel ohne Funktion

Für 1000 Dollar kauften acht Kunden eine Anwendung namens "Ich bin reich" für ihr iPhone - aus Apples offiziellem Online-Shop. Die Anwendung, die ein Deutscher entwickelt hat, tut nur eins - sie setzt ein rotes Icon aufs Handy-Display. Mindestens ein Käufer bereut die Investition.

Ein iPhone ist ein Statussymbol, kein Zweifel. Ein bisschen hat das Apple-Handy allerdings an Schauwert eingebüßt, seit das neue 3G-Modell nun günstiger ist als das alte mit der großflächigen Metall-Nagelfeile auf der Rückseite. Insofern kam Armin Heinrich gerade richtig mit seinem Status-Upgrade fürs Handy: "I Am Rich" hieß die Anwendung schlicht, die der Entwickler aus Salzgitter schrieb und, mit Apples Segen, ohne geht es nicht, in den "App Store", den Anwendungs-Webshop fürs IPhone stellte.

"I Am Rich" kostete 999,99 Dollar - das ist der Höchstpreis, den Entwickler für ihre iPhone-Anwendungen nehmen dürfen. Dafür bekam der Käufer ein winziges Stück Software, das ein Icon mit einem schimmernden roten Edelstein aufs Telefon-Display zauberte. Sonst nichts.

"Das rote Icon auf Ihrem iPhone oder iPod Touch erinnert Sie (und andere, wenn Sie es vorzeigen) stets dran, dass Sie sich das leisten konnten ... Es ist ein Kunstwerk, ohne jede versteckte Funktion" bewarb der Bei-Text die teure Applikation. Immerhin: Der Button enthalte "ein geheimes Mantra" - vielleicht aber auch nur das beruhigende Mantra "Ich bin reich genug, für nichts 1000 Dollar auszugeben".

So viel Geld für ein paar rote Pixel - das fanden die meisten dann doch zu teuer. Aber acht Kunden waren tatsächlich kühn, reich, oder schlicht dumm genug, auf den "Buy"-Button zu klicken.

"Kauft diese Anwendung nicht"

Laut der "L.A. Times" kauften ein Deutscher, ein Franzose und sechs US-Amerikaner die teure Nullnummer. Einer der Käufer hatte sich aber offenbar vertan.

Er schrieb eine Beschwerde in den "Review"-Teil des App Stores: "Ich sah diese Applikation mit einigen Freunden und wir haben spaßeshalber 'buy' geklickt, um zu sehen, was passiert, weil wir dachten, das sei ein Witz", schrieb der Mann und dann weiter in Großbuchstaben: "Dies ist kein Witz .... kauft diese Anwendung nicht und Apple, bitte entfernt dieses Ding aus dem App Store."

Das ist inzwischen auch geschehen: "I Am Rich" ist nicht mehr zu erwerben. Zum Ärger des Entwicklers . Die "L.A. Times" zitiert Heinrich mit den Worten: "Ich bin sicher, dass noch viele Leute sie gern gekauft hätten - aber momentan können sie das nicht." Die Anwendung sei "ein Kunstwerk".

Andere sehen das anders: "Das Ganze wirft eine wichtige Frage auf: Was macht Apple eigentlich, während Armin Heinrich diese Anwendung für 999.99 Dollar in den App Store einstellt?", fragte Don Reisinger im Tech-Blog "Mashable" . Und der namenlose, sich geprellt fühlende "I Am Rich"-Käufer schrieb: "Apple muss anfangen, diese Fake-Anwendungen und lächerlichen Abzockereien auszufiltern. Manche Leute nutzen den App Store zu ihrem Vorteil aus ... Er wird nicht gut überwacht ... Vorsicht!"

Apple hat bereits einige andere Anwendungen aus dem App Store entfernt, was bereits für Kritik gesorgt hat: "Es ist ein wenig beunruhigend, dass Apple Anwendungen wie diese, NetShare oder BoxOffice einfach ohne Erklärung entfernen kann", schrieb MG Siegler im Tech-Blog "VentureBeat" .

Apple teilte auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE nur mit, dass es zu der Entfernung der "I Am Rich"-Applikation aus dem App Store "keinen Kommentar gibt". Immerhin: Wenn es stimmt, dass es acht Käufer gab, hat "I Am Rich" Heinrich 5600 Dollar eingebracht - und Apple 2400, denn das Unternehmen kassiert für jeden App-Store-Verkauf 30 Prozent.

cis

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