Programmtipps zum 34C3 In zehn Hacker-Vorträgen um die Welt

CCC-Kongress (2013 in Hamburg)
Foto: Patrick Lux/ Getty ImagesBeim 34. Kongress des Chaos Computer Clubs (CCC) treffen sich von Mittwoch an vier Tage lang Tausende IT-Experten aus aller Welt. Der Kongress findet dieses Jahr erstmals auf dem Messegelände in Leipzig statt, nachdem er in den vergangenen Jahren in Hamburg und davor lange in Berlin beheimatet war.
Für die internationale Szene aus Hackern und Netzaktivisten ist die Jahreskonferenz des CCC eine Gelegenheit, sich über Entwicklungen in ihren Ländern auszutauschen, sich gegenseitig zu informieren und zu unterstützen. "Es gibt noch viel zu tun", stand auf der Leinwand, als Tim Pritlove die Eröffnungsrede des 34C3 hielt, in der er unter anderem sagte: "Nur wer probiert, kann auch Erfolg haben. Hier geht das."
Die Internationalität des Kongresses zeigt sich auch im Vortragsprogramm. Im Folgenden stellen wir zehn Vorträge vor, in denen es um Technologie und Netzpolitik in aller Welt geht - von Frankreich bis Christiania.
Noch mehr Details zum jeweiligen Vortrag wie den zugehörigen Raum erfahren Sie, wenn sie auf den Namen klicken. Wer selbst nicht in Leipzig vor Ort ist, kann sich die Präsentationen übrigens auch online im Livestream ansehen .
1. Uncovering British spies' web of sockpuppet social media personas
Mittwoch, 27.12, 13.30 Uhr, Vortrag von Mustafa Al-Bassam und Saal Borg
In einem der ersten Vorträge des 34C3 geht es um eine Einheit des britischen Geheimdienstes GCHQ. Die Spione dieser Einheit sollen unter anderem im Arabischen Frühling die Protestbewegung unterwandert haben, indem sie auf Twitter Fake-Profile angelegt und gezielt falsche Informationen gestreut haben sollen. Eine investigative Recherche zum Vortrag ist bereits bei "Motherboard" erschienen .
2. WTFrance
27.12, 14:15 Uhr, Agnes und Okhin, Saal Clarke
Im Vortrag "WTFrance" geht es um die Gesetzgebung zu verschlüsselter Kommunikation in Frankreich. Das Land sei ganz vorn mit dabei, wenn es um die Zerstörung von Verschlüsselungsmechanismen gehe, heißt es in der Vortragsbeschreibung. Verschlüsselung werde etwa durch Hintertüren und bestimmte Gesetze geschwächt - und mittlerweile werde gar die Nutzung an sich kriminalisiert. Für Hacker, Datenschützer und Menschenrechtler ein alarmierender Trend.
3. Gamified Control?
27.12, 14 Uhr, Katika Kühnreich, Saal Adams
Dieser Vortrag von Katika Kühnreich widmet sich dem sogenannten Social-Credit-System in China, bei dem Bürger mithilfe eines Punktesystems überwacht und erzogen werden sollen. Das Online- und Offline-Verhalten der Menschen soll ab 2020 mit einer Punktevergabe bewertet werden, derzeit läuft eine Testphase. Der Vortrag verspricht einen Überblick über den aktuellen Stand des Systems.
4. Tightening the Net in Iran
27.12, 16.30 Uhr, Mahsa Alimardani, Saal Dijkstra
Wie steht es um das Internet in Iran? Diese Frage soll der Vortrag "Tightening the Net in Iran" beantworten. Das Internet sei in Iran ein geschlossener und kontrollierter Raum, heißt es in der Vortragsbeschreibung. Gesprochen wird über Zensur, Überwachung und über Vorsichtsmaßnahmen, mit denen man sich in Iran im Netz bewegen muss. Es soll um die aktuelle Gesetzgebung gehen und auch um die Rolle ausländischer Techfirmen wie Apple oder Twitter in Iran.
5.
Die Sprache der Überwacher
27.12, 21.15 Uhr, Thomas Lohninger, Werner Reiter und Angelika Adensamer, Saal Adams
Der Vortrag "Die Sprache der Überwacher" beschäftigt sich mit der Frage, wie in Österreich derzeit über Überwachung und Sicherheit diskutiert wird. Geplant ist die Einführung eines Sicherheitspakets, "das sich bei näherer Betrachtung als ein reines Überwachungspaket entpuppt", heißt es in der Vortragsbeschreibung. Das hat in diesem Jahr für intensive Diskussionen in Österreich geführt - die nun in einem Vortrag genauer beleuchtet werden sollen.
6. Catch me if you can: Internet Activism in Saudi Arabia
27.12, 22 Uhr, Noujoum, Saal Clarke
Die Mehrheit der saudi-arabischen Bevölkerung ist unter 30 Jahre alt, fast jeder Saudi-Araber hat daher ein Smartphone. Auch Twitter wird von vielen genutzt. Doch zugleich werden Websites geblockt, Blogger inhaftiert - und ein Cybercrime-Gesetz verleiht der Regierung immer mehr Macht. Trotzdem können Aktivisten auch Erfolge verbuchen - auch darum soll es in diesem Vortrag gehen.
7. Netzpolitik in der Schweiz
Donnerstag, 28.12, 15.15 Uhr, Kire, Patrick Stählin und Hakuna MaMate, Saal Dijkstra
"Gleich in drei Gesetzen drohen Netzsperren", schreiben die Vortragenden in der Beschreibung ihres Talks, außerdem sei mit der Einführung von Überwachungsgesetzen ein umfangreiches Ausspähen der Nutzer vorgesehen. Schlecht sehe es hingegen für die Netzneutralitätaus. Der Vortrag will einen Überblick über die netzpolitischen Themen und Streitpunkte in der Schweiz geben. Und er soll aufzeigen, wo und wie sich noch Einfluss nehmen lässt.
8. Afro Tech
28.12, 20.30 Uhr, Inke Arns, Saal Dijkstra
Inke Arns spricht in ihrem Vortrag über spekulative Zukunftsvorstellungen, aber auch über aktuelle Entwicklungen im Bereich digitaler Technologien, hinter denen teils Künstler und Erfinder aus verschiedenen Ländern Afrikas stehen. Das Projekt Afro Tech, zu dem unter anderem im Oktober eine Festival-Woche in Dortmund stattfand, setzt sich mit Science-Fiction-Erzählungen und Vorstellungen von Technologie auseinander, die nach eigenen Regeln funktionieren und die nicht den dominierenden Narrativen des Westens folgen.
9. "Nabovarme" opensource heating infrastructure in Christiania
Freitag, 29.12, 13.45 Uhr, "Nabovarme", Saal Borg
In diesem Vortrag geht es um ein Heizungssystem in der Freistadt Christiania, einer alternativen autonomen Wohnsiedlung in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Hier lebt die Gemeinschaft nach eigenen Regeln, und die Einwohner haben ihre eigene Infrastruktur geschaffen. Geheizt haben die Haushalte allerdings lange nur für sich, etwa mithilfe von Öfen. Seit 2001 gibt es das Projekt "Nabovarme", ein eigenständiges, modernes Pellets-Heizungssystem mit Open-Source-Software und -Hardware. Auf dem 34C3 soll das gesellschaftliche Experiment vorgestellt werden.
10. Italy's Surveillance Toolbox
Samstag, 30.12, 13 Uhr, boter, Saal Dijkstra
Auch um Überwachung in Italien geht es auf dem 34C3: Aktivisten versuchen herauszufinden, welche Produkte und Dienstleistungen der italienische Staat bei wem erwirbt. Neue Transparenzgesetze ermöglichen es den Bürgern, selbst die Überwacher zu überwachen - und Informationen über Kosten, Codenamen, Überwachungspraktiken und Vertragspartner zu erlangen. Um die Ergebnisse derartiger Nachforschungen soll es in diesem Vortrag gehen.