Kommunikation im Katastrophenfall Das hat sich bei den Mobilfunknetzen im Ahrtal verbessert

Das Hochwasser im Ahrtal hat auch Teile der Telekommunikationsinfrastruktur schwer beschädigt. Für künftige Katastrophenfälle sind die Mobilfunkfirmen nach eigenen Angaben nun besser aufgestellt.
Aufräumarbeiten in der Gemeinde Schuld im Ahrtal (Archivbild): Auch die Mobilfunkfirmen mussten sich neu aufstellen

Aufräumarbeiten in der Gemeinde Schuld im Ahrtal (Archivbild): Auch die Mobilfunkfirmen mussten sich neu aufstellen

Foto: Thomas Frey / dpa

Knapp ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal sind die Mobilfunknetze überall im Ahrtal wieder stabil – und nach Angaben von Betreibern nun deutlich besser auf Notfälle vorbereitet. Nach der Nacht vom 14. zum 15. Juli waren die Netze in weiten Teilen der Region ausgefallen, viele Menschen waren über Tage nicht erreichbar. In der Katastrophennacht waren Erdkabel für die Stromversorgung in vielen Fällen von den Wassermassen weggerissen worden. Betroffen waren auch Teile der Telefonie über das Festnetz.

Beim Wiederaufbau seien frühzeitig Entscheidungen getroffen worden, »um neu zu errichtende Telekommunikationsnetze zukunftsfähig und resilient aufzubauen«, erklärte jetzt das Digitalisierungsministerium in Mainz. »Die Telekommunikationsunternehmen haben gezeigt, dass sie in relativ kurzer Zeit nach der Flut im Ahrtal das Mobilfunknetz wieder hochgefahren haben«, sagte Ressortchef Alexander Schweitzer (SPD). »Für die Resilienz der Infrastruktur in Deutschland müssen nun weitere konkrete Schritte folgen.«

Für den Fall einer Zerstörung und eines breitflächigen Ausfalls der Netze verweist die Technik-Chefin von Vodafone Deutschland, Tanja Richter, auf ein SOS-Netzmaßnahmen-Paket des Unternehmens. Dazu gehört etwa eine mobile Satellitenlösung. Die Anzahl mobiler Basisstationen, mit denen ein nicht mehr vorhandenes Netz ersetzt oder die Netzkapazität erweitert werden kann, wurde laut Vodafone massiv erhöht. Außerdem hat das Unternehmen zahlreiche zusätzliche Notstromgeneratoren angeschafft. Noch in der Flutnacht seien Techniker im Einsatz gewesen, um zerstörte Infrastruktur so schnell wie möglich zu reparieren, erklärte Vodafone.

Die Deutsche Telekom hat beim Wiederaufbau in den Flutgebieten bisherige Standorte den aktualisierten Hochwassereinschätzungen angepasst. »So werden zum Beispiel viele Vermittlungsstellen zukünftig in Hanglagen neu aufgebaut und nicht an den alten Standorten wieder errichtet«, erklärte ein Sprecher.

Für den Katastrophenfall setzt die Telekom auf transportable Vermittlungsstellen und fahrbare Mobilfunkstationen. Erprobt werde auch der ergänzende Einsatz von Satellitenlösungen. Zur Sicherung der Stromversorgung haben die Mobilfunkstationen der Telekom einen Batteriepuffer für eine Dauer von mehreren Stunden. Für besondere Fälle werden auch mobile Einheiten zur Energieversorgung vorgehalten.

Noch im Aufbau und in der Erprobung findet sich derweil ein unter dem Stichwort Cell Broadcast bekanntes Warnsystem, das künftig bundesweit zum Einsatz kommen soll. Beim Cell Broadcasting, so die Idee, erhalten alle Nutzerinnen und Nutzer von Mobiltelefonen eine Mitteilung auf ihre Geräte, die aussieht wie eine SMS.

Anders als bei den Warn-Apps Nina und Katwarn lassen sich mit diesem System auch Menschen erreichen, die kein Smartphone verwenden, sondern nur Mobiltelefone ohne Internetverbindung. Zudem gelangen die Nachrichten auch dann zu den Empfängerinnen und Empfängern, wenn auf deren Endgeräten der Ruhemodus aktiviert ist. Daran, ob das Cell-Broadcast-System in Deutschland wirklich so viele Menschen erreicht, wie seine Befürworter versprechen, gibt es aber Zweifel, wie »Heise« Anfang Juni berichtete .

mbö/dpa
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