Zu große Marktmacht Kartellamt nimmt Amazon unter die Lupe

Protestschild aus Washington: Die Marktmacht von Amazon ist umstritten
Foto: Jonathan Ernst / REUTERSDas Bundeskartellamt will nach Google und dem Facebook-Konzern Meta auch für Amazon eine schärfere Wettbewerbskontrolle durchsetzen. Die Behörde stufte den Online-Riesen am Mittwoch als ein Unternehmen mit »überragender marktübergreifender Bedeutung für den Wettbewerb« ein. Anders als Google und Meta akzeptiert Amazon die Entscheidung nicht. »Wir stimmen den Feststellungen des Bundeskartellamts nicht zu und werden die Entscheidung sowie unsere Optionen, auch Rechtsmittel, sorgfältig prüfen«, hieß es in einer ersten Reaktion.
Das Kartellamt kann seit 2021 Unternehmen mit marktübergreifendem Einfluss Praktiken untersagen, die aus seiner Sicht den Wettbewerb gefährden. Die Google-Mutter Alphabet wurde im Januar als ein solches Unternehmen eingestuft, Meta folgte im Mai. Zu Apple laufen noch Untersuchungen wegen dessen Anti-Tracking-Initiative, die die Werbeeinnahmen anderer Unternehmen einschränkt.
Zentrale Plattform oder einfacher Einzelhändler?
»Amazon ist der zentrale Schlüsselspieler im Bereich des E-Commerce«, erklärte Kartellamts-Präsident Andreas Mundt. Bei seinen Marktplatzdienstleistungen für Dritthändler halte seine Behörde Amazon für marktbeherrschend, betonte er. Damit greife hier auch die klassische Missbrauchsaufsicht. Amazon könne den Zugang anderer Unternehmen zu Absatz- und Beschaffungsmärkten kontrollieren und dabei seine Doppelrolle als Händler und Marktplatz ausspielen.
Das Kartellamt verweist insbesondere auf den Abo-Dienst Prime, in dem neben kostenloser Lieferung auch unter anderem der Zugang zu Musik- und Videoangeboten enthalten ist. Mehr als 17 Millionen bei Amazon.de registrierte Nutzer hätten ein Prime-Abonnement, schrieb die Behörde.
Amazon entgegnete, man sei »in erster Linie ein Einzelhändler«. Der Gesamtanteil des E-Commerce am deutschen Einzelhandelsumsatz sei für das Jahr 2021 durch den Handelsverband Deutschland auf nur 14,7 Prozent geschätzt worden. Amazon konkurriere mit vielen etablierten deutschen und internationalen Unternehmen. Das gelte auch für das Geschäft der Firma in anderen Branchen.