Fotostrecke

Anti-Sopa-Protest: Das Netz trägt schwarz

Anti-Sopa-Proteste Mit Humor gegen Internetsperren

Die Reaktionen reichen von blankem Entsetzen bis zu großem Lob. Wikipedia bleibt aus Protest gegen die geplanten US-Gesetze Sopa und Pipa schwarz. Was es für amerikanische Schüler erschwert, ihre Hausaufgaben zu machen - und Nerds und Twitterer zu kreativen Höchstleistungen motiviert.

"What the fuck?!? I'm tryna do my homework!" - Blankes Entsetzen steht bei so manchem amerikanischen Teenager in der Twitter-Timeline. Der Grund: Die englischsprachige Wikipedia-Seite  ist einen Tag offline. Ein Tag, an dem die Hausaufgaben selbst recherchiert werden müssen, an dem das Referat in der Bibliothek vorbereitet werden muss, an dem der amerikanische Nutzer merkt, wie oft er die freie Enzyklopädie im Internet nutzt.

In Deutschland ist Wikipedia zugänglich und beschränkt sich darauf, auf der Startseite über die von den USA geplanten Gesetze zu informieren. Die Gesetzesentwürfe Sopa und Pipa richten sich eigentlich gegen Piraterie und Fälschungen und sollen die Urheberrechte schützen - und hätten weltweite Auswirkungen. Gegner argumentieren, sie gefährdeten die Meinungsfreiheit und Innovationen im Netz.

Viele andere Gegner der Vorhaben protestieren am Tag des Wikipedia-Blackouts ebenfalls laut, virtuell versteht sich. Geschwärzte Seiten überall, vor allem kleine Blogs beteiligen sich. Animationen werden gezeigt, die verdeutlichen, dass Geeks und Nerds dank Sopa und Pipa auf solche lustigen Videos verzichten müssten. In denen Oprah Winfrey und Jesus auf einem Jet-Ski fahren  zum Beispiel. Und auf unerlaubte Coverversionen natürlich - deswegen nutzt Sänger LaughPong noch schnell die Möglichkeit und intoniert "The Day The LOLcats Died" , nach einer Melodie von Don McLean. Denn auch die kleinen, flauschigen, witzigen Kätzchen sind nicht immer ganz Copyright-gerecht.

"Wie schnell fliegt eine unbeladene Schwalbe?"

Kreativer Protest findet sich auch in den Sozialen Netzwerken: Bei Facebook haben Nutzer dazu aufgerufen, Material, das gegen das Copyright verstößt, zu posten, um die Social-Network-Betreiber selbst zu mehr Widerstand anzustacheln. Die Teilnahme ist noch recht dürftig. Andere beschränken sich etwa bei Google+ darauf, über Sopa und Pipa zu informieren.

Auch den Kurznachrichten-Dienst Twitter bestimmen die geplanten US-Gesetze: Die Hashtags #SOPA, #FactsWithoutWikipedia oder Suchwörter "Imagine a World Without Free Knowlege" ("Stell dir eine Welt ohne freien Zugang zu Wissen vor") sind die bestimmenden Themen - nicht nur in den USA, sondern weltweit. "Ich dachte nicht, dass ich Wikipedia vermissen würde", schreibt ein amerikanischer Twitterer - bis er nach zusammengesetzten Wörtern gesucht habe. Manche haben ihr Twitter-Foto geschwärzt, mit einem Balken zensiert oder gleich mit einem "Stop Sopa"-Schild ersetzt. Das Lob für die Homepages, die heute offline oder doch wenigstens verschleiert sind, ist beim Kurznachrichtendienst groß.

Gegen den Trend versuchen die "Washington Post" und der "Guardian" zu schwimmen. Die Redaktionen bieten an, unter dem Stichwort #altwiki alle Fragen zu beantworten, die sonst durch Wikipedia beantwortet worden wären. Nein, das sei kein Kommentar zum Blackout Wikipedias, twittert @markstencel , leitender Redakteur beim "National Public Radio" in Washington. Seine Kollegen geben den beiden Zeitungen Amtshilfe beim Beantworten der Fragen und stellten dabei offenbar schnell fest, dass das eine unlösbare Aufgabe ist: "Es ist eine lustige Art herauszufinden, dass 477 Millionen Menschen im Monat Wikipedia nutzen." Fragen wie "Was ist die Durchschnittsgeschwindigkeit einer unbeladenen Schwalbe?" pariert Stencel mit Rückfragen: "Afrikanische oder europäische?"

Auch wir haben am Morgen den Kollegen in Washington eine Frage gestellt. Was eine "puzzolanische Reaktion" sei. Kann man ja mal fragen. Tipp: Es hat was mit Zement zu tun. Und die Antwort? Steht noch aus.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten