iPhone-Hack FBI zahlte offenbar mehr als eine Million Euro

Das FBI kann das iPhone 5c knacken - offenbar vor allem, weil es eine Menge Geld zu zahlen bereit war. FBI-Chef James Comey deutete nun an, was der Hack gekostet hat - mit einer Art Rechenaufgabe.
James Comey (Archivbild)

James Comey (Archivbild)

Foto: Shawn Thew/ dpa

Das FBI hat sich die Methode, mit der das iPhone 5c des Attentäters von San Bernardino entsperrt wurde, angeblich "eine Menge" kosten lassen. James Comey nannte am Donnerstag bei einem Auftritt in London zwar keinen konkreten Preis. Der FBI-Chef gab aber einen Hinweis auf die Größenordnung als eine Art Rechenaufgabe. Er sagte, es sei mehr gewesen, als er in seiner verbliebenen Amtszeit von sieben Jahren und vier Monaten verdienen werde. ( hier im Video, bei 6:44 Minuten  )

Da bekannt ist, dass das Gehalt des FBI-Direktors bei rund 180.000 Dollar pro Jahr liegt, kommt man auf eine Mindestsumme von mehr als 1,3 Millionen Dollar, was rund 1,15 Millionen Euro entspricht. So nebulös wie Comey die Größenanordnung angibt, könnte der Preis natürlich aber auch noch deutlich höher gelegen haben.

Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, bislang habe sich die höchste bekannte Summe, die für das Knacken von Telefonen ausgegeben wurde, auf eine Million Dollar belaufen. Sie sei 2015 von der amerikanischen IT-Sicherheitsfirma Zerodium ausgezahlt worden  .

Methode taugt wohl nur fürs iPhone 5c

Bei seinem Auftritt in London sagte FBI-Chef Comey unter anderem noch, dass das jetzt angewandte Entsperr-Verfahren nicht bei Modellen der neueren 6er-Serie und auch nicht bei dem iPhone 5s funktioniere. Die Methode eigne sich lediglich für iPhone-5c-Geräte, auf dem das Betriebssystem iOS 9 läuft.

Das geknackte Smartphone wurde von einem der beiden Attentäter benutzt, die im kalifornischen San Bernardino 14 Menschen umgebracht hatten und dann von der Polizei getötet worden waren. Die Ermittler wollten Zugriff auf die Daten auf dem Telefon haben, unter anderem weil sie sich Aufschluss über Verbindungen der Täter zu islamistischen Terrornetzwerken versprachen. "Meiner Ansicht nach war es das wert", sagte Comey.

In Medienberichten hieß es zuletzt, das FBI habe keine neuen Informationen auf dem Telefon entdeckt. Damit gebe es weiter keine Hinweise darauf, dass die Attentäter Kontakt zu einem Komplizen gehabt hätten, erklärten anonyme Vertreter der Ermittlungsbehörden dem Sender CNN.

Das Verfahren wurde eingestellt

Der Fall in Kalifornien, in dem es um das iPhone eines toten Attentäters ging, hat zu einem Zerwürfnis zwischen der US-Regierung und der Tech-Branche geführt. Das FBI wollte, dass Apple ihm beim Entsperren des Geräts hilft. Der Konzern weigerte sich jedoch auch nach einer richterlichen Anordnung, sein eigenes Gerät zu hacken.

Apple argumentierte, die Software, die dafür geschrieben werden müsste, würde die Sicherheit für alle Nutzer senken. Der Konzern bekam Rückendeckung von anderen Tech-Firmen wie Google, Microsoft oder Facebook. Schließlich erklärte das FBI, man sei dank einer gekauften Lösung auch ohne Hilfe von Apple an Daten in dem iPhone gekommen. Laut einem Zeitungsbericht hatten sich professionelle Hacker an das FBI gewandt und ihre Hilfe angeboten.

Das Verfahren in Kalifornien ist mittlerweile eingestellt worden - es gibt aber noch diverse andere Fälle, bei denen Ermittler gern mit juristischer Hilfe auf iPhone-Daten zugreifen würden .

mbö/dpa/AFP/Reuters
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