Big Brother Awards Negativpreis für sprechende Barbie

Hello Barbie: Schon der Prototyp irritierte die Datenschützer
Foto: APEs gibt sie noch gar nicht zu kaufen, aber schon allein die Ankündigung dieser Puppe hat Aufsehen erregt: Bei der Spielzeugmesse in New York war die sogenannte Hello Barbie von Mattel und Toytalk erstmals zu sehen. Eine Barbie mit Mikrofon und WLAN, die sich mit Kindern unterhält und erkennt, was sie ihr erzählen. Schon vor dem Verkaufsstart bekam sie jetzt ihren ersten Preis. Für besonders gelungene Überwachung.
Der Datenschutzverein Digitalcourage vergibt am Freitag seine Big Brother Awards , "die Oscars gegen Überwachung", wie sie von der französische Zeitung "Le Monde" einst genannt wurden. In sechs Kategorien bekommen Firmen und Behörden die unerwünschte Auszeichnung. Vorn mit dabei, ausgezeichnet in der Kategorie Technik, ist diesmal die Barbie.
Derzeit existieren von dem Spielzeug nur Prototypen. Nach dem, was man bisher weiß, soll die Puppe mit einem Kind ein funktionierendes Gespräch führen können, sich also merken, was das Gegenüber bisher gesagt hat und passend darauf antworten. Auch die Eltern können wohl auf Inhalte der gespeicherten Gespräche zugreifen. So würden "die Träume und Sorgen junger KonsumentInnen auf zentralen Servern gesammelt", bemängeln die Kritiker von Digitalcourage. Es handele sich um eine "akustische Überwachung im Kinderzimmer".
In Europa soll die Barbie allerdings überhaupt nicht auf den Markt kommen, und auch in den USA ist sie noch nicht zu kaufen. Entsprechend wenig ist über die genauen Funktionen der Barbie bekannt.
Preise für Amazon-Töchter und den Innenminister
Die Negativauszeichnung geht unter anderem auch an den Bundesnachrichtendienst (BND), "weil er aufs Engste in den menschenrechtswidrigen NSA-Überwachungsverbund verflochten ist", wie es in der Begründung der Jury heißt. Im Bereich Verbraucherschutz vergibt der Verein die Auszeichnung diesmal an das Bundesministerium für Gesundheit und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Das Ministerium habe "mit seinen eHealth-Projekten die Vertraulichkeit zwischen ÄrztInnen und PatientInnen massiv gefährdet und erschüttert", so die Datenschützer.
Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière wird gescholten, er teilt sich den Preis mit seinem Vorgänger Hans-Peter Friedrich. Die Bürgerrechtler werfen den beiden "die systematische und grundlegende Sabotage der geplanten Europäischen Datenschutzgrundverordnung" vor.
In der Kategorie Arbeitswelt geht der Preis diesmal an die Amazon Logistik GmbH in Bad Hersfeld und die Amazon Koblenz GmbH für Klauseln in ihren Arbeitsverträgen, die laut der Jury Persönlichkeitsrechte der Arbeitnehmer verletzen. Die Firmen verlangten demnach "von ihren Beschäftigten die Zustimmung zur Verarbeitung ihrer persönlichen Daten (u.a. Gesundheitsdaten) in den USA".
Die Big Brother Awards werden bereits seit 15 Jahren verliehen. Sie gehen an Firmen, Organisationen und Personen, "die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen", schreibt Digitalcourage .