Digitalwährung Australischer Geschäftsmann hat offenbar Bitcoin erfunden

Lange fahndeten Journalisten nach der wahren Identität des mysteriösen Bitcoin-Erfinders "Satoshi Nakamoto". Jetzt soll das Geheimnis gelüftet worden sein.
Im Dezember fand bei Craig Steven Wright eine Razzia statt.

Im Dezember fand bei Craig Steven Wright eine Razzia statt.

Foto: DAVID GRAY/ REUTERS

Steht das Bitcoin-Rätsel vor seiner Lösung? Der australische Geschäftsmann Craig Steven Wright jedenfalls sagt, er habe die virtuelle Währung erfunden. Das berichtet die BBC, genau wie die Zeitschriften "The Economist" und "GQ" , mit denen Wright vor seinem Outing in Kontakt stand.

Wright hat demnach Daten vorgelegt, die ausschließlich der Bitcoin-Erfinder in seinem Besitz haben dürfte. In der Kommunikation mit den Medien signierte Wright seine Nachrichten mit kryptografischen Schlüsseln, die im Jahr 2009 für die Versendung der ersten Bitcoin benutzt worden sind, berichtet die BBC. Diese Schlüssel seien "untrennbar" mit dem Erfinder verbunden, der bisher nur unter dem Pseudonym "Satoshi Nakamoto" bekannt war.

Es handele sich um die Verschlüsselung, die benutzt wurde, um die erste Bitcoin-Transaktion überhaupt auszuführen, erklärte Wright demnach. Im Januar 2009 seien damit zehn Bitcoin weitergegeben worden. Wright selbst schreibt in seinem Blog : "Satoshi ist tot. Aber dies ist nur der Anfang."

Mit Bitcoin wird vor allem online bezahlt

Bitcoin ist eine im Internet entstandene digitale Währung und seit 2009 im Umlauf. Über ihren Ursprung wird seit langem spekuliert. Das Digitalgeld kann online mit etablierten Währungen wie Dollar oder Euro gekauft werden. Bitcoin kommen bislang vor allem bei Einkäufen im Internet zum Einsatz.

Das virtuelle Geld wird durch komplexe Verfahren berechnet, seine Erzeugung wird im Laufe der Zeit immer aufwendiger. Der Bitcoin-Wechselkurs zu echten Währungen schwankt stark. In den vergangenen Jahren erlitt das Image der Währung mehrfach Schaden, etwa durch die Insolvenz der Handelsplattform Mt. Gox in 2014.

"Wichtige Fragen bleiben offen"

Daran, dass Craig Steven Wright für die Bitcoin-Technologie verantwortlich ist, hat Jon Matonis keinen Zweifel. Matonis, der für die Bitcoin Foundation arbeitet, berichtet in einem Blogbeitrag , er habe seit März 2010 mit Satoshi Nakamoto zu tun gehabt, der mit seinen Mitstreitern stets nur elektronisch kommuniziert hatte.

Im Anschluss an ein Treffen mit Wright im Juni 2015 habe er seiner Frau erzählt, er habe das Gefühl gehabt, soeben Satoshi begegnet zu sein. Im März 2016 habe Wright ihm schließlich Beweise dafür vorgelegt, dass er wirklich der Mann hinter der Kryptowährung ist.

Das Magazin "Economist" ist bei seinem Fazit vorsichtiger: "Unsere Schlussfolgerung ist, dass Herr Wright sehr gut Herr Nakamoto sein könnte", schreibt das Blatt, "aber wichtige Fragen bleiben offen. Es könnte sein, dass niemals zweifelsfrei geklärt wird, wer Bitcoin geschaffen hat."

"Wired" und "Gizmodo" lagen offenbar richtig

Craig Steven Wright stand spätestens seit Dezember 2015 im Verdacht, der Bitcoin-Erfinder zu sein. Die Tech-Portale "Wired" und "Gizmodo" berichteten dies damals auf Basis ihnen zugespielter E-Mails und anderer Unterlagen. Bereits im März 2014 war ein kalifornischer Rentner als Bitcoin-Erfinder präsentiert worden. Der Mann namens Satoshi Nakamoto bestritt aber, dass an dem Bericht des Magazins "Newsweek" etwas Wahres dran sei.

Wright hatte sich zu den Berichten von "Wired" und "Gizmodo" nicht geäußert. Im Oktober 2015 war Wright bei einer Konferenz per Videoeinspielung zum Thema Bitcoin gefragt worden, wie er zum ersten Mal von der Digitalwährung gehört hatte. Er zog daraufhin ein seltsam amüsiertes Gesicht und sagte: "Ich habe mit all dem schon seit langer Zeit zu tun... ich versuche... ich versuche, nicht aufzufallen."

Dem "Economist" sagte Wright nun: "Ich wollte keine Öffentlichkeit, aber ich will jetzt, dass die Sache ein für allemal geklärt ist." Für sein Pseudonym habe er sich vom Namen eines japanischen Philosophen aus dem 17. Jahrhundert inspirieren lassen, von Tominaga Nakamoto.

Dass sich der Bitcoin-Erfinder bislang nicht outen wollte, mag auch mit seinem Vermögen zusammenhängen. "Satoshi Nakamoto" sollen Schätzungen zufolge eine Million Bitcoin gehören, ein Paket, das aktuell rund 400 Millionen Euro wert ist. Nach den Berichten von "Wired" und "Gizmodo" war Wrights Haus in Australien von der Polizei durchsucht worden. Die Durchsuchung stand laut der Polizei aber nicht in Zusammenhang mit den Bitcoin-Berichten .

Craig Steven Wright war schon länger als Bitcoin-Experte bekannt und hatte auch den Aufbau einer Bank für die Digitalwährung angekündigt. Der Supercomputer "Tulip Trading" seiner Firma DeMorgan gehört zu den leistungsstärksten der Welt.

Update, 14 Uhr: In Internetforen äußern immer mehr Nutzer Zweifel daran, dass Craig Steven Wright tatsächlich "Satoshi Nakamoto" ist, darunter auch der IT-Sicherheitsexperte Nik Cubriolovic. "Ich glaube das keine Sekunde", schreibt er  und begründet sein Misstrauen unter anderem mit Beobachtungen zur Vergangenheit von Wright. Auf Reddit wird vor allem kritisiert, dass Wright in seinem Blogpost  keinen für andere Nutzer nachvollziehbaren Beweis dafür liefert, dass er Nakamotos Schlüssel besitzt.

mbö/AFP/dpa
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