Boykott Amazon verbannt WikiLeaks von Servern

WikiLeaks-Gründer Assange: Enthüllungsportal mit Server-Problemen
Foto: ANDREW WINNING/ REUTERSWashington - Das US-Internetunternehmen beherbergt nicht länger die Website des Enthüllungsportals . Wie der unabhängige US-Senator Joe Lieberman am Mittwoch in Washington mitteilte, informierte Amazon sein Büro am Morgen, dass WikiLeaks seine Server nicht weiter nutzen dürfe. Amazon wollte dies gegenüber der Nachrichtenagentur AFP nicht bestätigen.
Die schwedische Internetfirma Bahnhof, die einen Teil von WikiLeaks beherbergt, hatte am Dienstag erklärt, der größere Teil des Portals laufe von Amazon-Servern in Seattle. Die Seite war am Mittwoch über Stunden nicht abrufbar, ehe sie wieder auf den Bahnhof-Server umgelegt wurde.
Kristinn Hrafnsson von WikiLeaks erklärte, man habe "Mittel und Wege, die Server-Situation abzufangen." Beim Kurzmitteilungsdienst Twitter verkündete WikiLeaks, nun würde man sein Geld "eben in Europa ausgeben" - also Server von europäischen Anbietern nutzen.
Senator Lieberman hat die Reaktion durch Amazon zwar begrüßt, allerdings kommt ihm der Schritt zu spät. "Ich hätte mir gewünscht, dass Amazon diese Maßnahme früher ergreift angesichts der vorherigen Veröffentlichungen klassifizierter Informationen durch WikiLeaks", erklärte der Senator. Die Abkehr des Unternehmens von WikiLeaks solle nun anderen Unternehmen als Beispiel im Umgang mit dem Enthüllungsportal dienen, sagte der Senator.
Man werde aber auch nach dem Boykott durch Amazon intensive Gespräche mit dem Konzern führen, kündigte Liebermann an. Keine verantwortungsbewusste Firma in den USA oder anderswo sollte WikiLeaks helfen, die gestohlenen Informationen zu verbreiten, welche "die nationale Sicherheit aufs Spiel setzen und Leben rund um die Welt gefährden".
Laut dem britischen "Guardian" bestätigte das US-Heimatschutz-Ministerium indirekt, dass Amazons Verhalten auf sein Drängen zurückzuführen sei und verwies auf Liebermans Erklärung.
Das Portal von Gründer hatte am Sonntag in einer hochumstrittenen Aktion begonnen, Der SPIEGEL und andere internationale Medien analysieren die Depeschen. Weltweit sorgten die Enthüllungen für große Aufregung.
Seit der Veröffentlichung ist die Seite das Ziel von Hackerangriffen, am Mittwoch war sie langsam und in einigen Regionen gar nicht erreichbar. Amazon bietet neben dem bekannten Online-Kaufhaus auch andere Dienstleistungen im Internet an. So vermietet das Unternehmen Platz auf seinen Servern an Kunden aus aller Welt.
Unterdessen wurde bekannt, dass sich der untergetauchte WikiLeaks-Chef Assange nun in Großbritannien aufhalten soll. Nach Berichten englischer Zeitungen hat Assange, der wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden inzwischen via Interpol gesucht wird, den britischen Behörden seinen Aufenthaltsort angezeigt.