Angriff auf den Bundestag Regierung drängt auf EU-Sanktionen gegen russische Hacker

Die Bundesregierung setzt nach SPIEGEL-Informationen auf europaweite Sanktionen gegen die Verantwortlichen des Cyberangriffs auf den Bundestag. In Brüssel wollen einige aber ein politisches Signal gegen Russland vermeiden.
Eine Illustration zur Gruppe "Fancy Bear", die dem russischen Geheimdienst zugerechnet wird, und die hinter dem Hacker-Angriff auf den Bundestag stecken soll

Eine Illustration zur Gruppe "Fancy Bear", die dem russischen Geheimdienst zugerechnet wird, und die hinter dem Hacker-Angriff auf den Bundestag stecken soll

Foto: Sean Gallup / Getty Images

Die Bundesregierung dringt in Brüssel auf Sanktionen gegen Hacker, die am Angriff auf den Bundestag im April 2015 beteiligt gewesen sein sollen. Entsprechende Namen nannten deutsche Diplomaten nach Informationen des SPIEGEL diese Woche in Brüssel. Darunter befindet sich Dmitrij Sergejewitsch Badin, der durch den Generalbundesanwalt und von der US-amerikanischen Bundespolizei FBI per Haftbefehl gesucht wird.

Die Frage, wer noch auf die Sanktionsliste kommen soll, kläre man "in engem Austausch" mit den EU-Partnern, heißt es im Auswärtigen Amt. Dabei dürfte es um Personen gehen, die zu den Hackergruppen APT 28 und APT 29 gehören. Beide werden russischen Geheimdiensten zugerechnet und für zahlreiche Hackerangriffe in Europa verantwortlich gemacht. Unter anderem hatten sie die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen in den Niederlanden im Visier.

DER SPIEGEL 24/2020
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Die Liste könnte daher nicht nur Personen umfassen, die im Zusammenhang mit dem Bundestagshack stehen, sondern auch Cyberkriminelle, die von anderen EU-Mitgliedstaaten erstmals im Februar aufgelistet worden waren.

Mögliche Sanktionen gegen Personen oder Organisationen reichen von Einreiseverboten über die Sperrung von Konten bis hin zu einem Verbot, Dienstleistungen wie die Bereitstellung von Servern für sie zu erbringen. EU-Ländern wie Ungarn und Italien ist zudem offenbar wichtig, auch Cyberkriminelle aus anderen Staaten wie China ins Visier zu nehmen.

Erstmals EU-Sanktionen wegen Cyberangriffen?

Man wolle ein politisches Signal allein gegen Russland vermeiden, heißt es in Brüssel. Die Liste muss am Ende von allen EU-Mitgliedstaaten einstimmig beschlossen werden. Wenn es, was wahrscheinlich ist, zu dieser Entscheidung kommt, wäre dies das erste Mal, dass der EU-Sanktionsmechanismus gegen Cyberattacken "erheblicher Auswirkung" zur Anwendung kommt. Der Sanktionsmechanismus war 2019 auf Betreiben der Niederlande und Großbritanniens geschaffen worden.

Diplomaten gehen davon aus, dass eine Entscheidung vor der Sommerpause fällt.

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