Nach Cyberangriff Bundestag sperrt Zehntausende Websites für Abgeordnete

Der Cyberangriff auf den Bundestag hat Konsequenzen für die Abgeordneten: Aus Angst vor weiteren Trojanern werden nach SPIEGEL-Informationen mehr als 100.000 Websites für alle Nutzer im Parlament gesperrt.
Abgeordneter mit Tablet-PC: Website-Sperrungen zur Sicherheit

Abgeordneter mit Tablet-PC: Website-Sperrungen zur Sicherheit

Foto: Maurizio Gambarini/ picture alliance / dpa

Als Reaktion auf die jüngste Cyberattacke hat der Bundestag den Zugang zu mehr als 100.000 Websites sperren lassen. So soll verhindert werden, dass sich weitere Parlamentscomputer mit sogenannten Trojanern infizieren. Das berichtet der SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe.

In der digitalen Quarantäne-Liste, die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik bereitgestellt wird, sind mehrere Zehntausend Websites erfasst, die im Zusammenhang mit der Verbreitung von Schadsoftware aufgefallen waren. Versucht ein Abgeordneter, eine solche Seite aufzurufen, erhält er die Nachricht, dass "der Zugriff auf diese Webseite automatisch blockiert" wurde. Gleichzeitig wird der Zugriffsversuch registriert und unter einer speziellen Referenznummer abgespeichert.

"Dass der Bundestag auf so eine Lösung zurückgreifen muss, zeigt, wie gravierend der Angriff auf die IT-Infrastruktur des Bundestags ist", sagt der netzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Lars Klingbeil, dem SPIEGEL. Eine Dauerlösung könne dies jedoch keinesfalls sein. "Es ist mit dem freien Mandat unvereinbar, dass eine Regierungsbehörde entscheidet, auf welche Informationen Abgeordnete zugreifen dürfen, und diese Kommunikation zudem protokolliert."

Klingbeil fordert stattdessen die Einrichtung eines "eigenen Hochsicherheitsnetzes des Bundestags". Dessen internes Datennetz Parlakom ist seit Wochen Ziel einer beispiellosen Cyberattacke (SPIEGEL 25/2015): Mithilfe ausgefeilter Spähsoftware waren professionelle Hacker tief in das Parlakom-Netz eingedrungen und hatten große Mengen interner Daten kopiert, darunter offenbar auch vertrauliche Abgeordneten-E-Mails. Der Verfassungsschutz vermutet einen russischen Geheimdienst hinter dem Cyberangriff.

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