AT&T CIA kauft offenbar Daten von US-Telefonkonzern

Nicht nur die NSA schnüffelt in Metadaten. Auch die CIA nutzt laut "New York Times" Datenbanken von Telefonkonzernen. Der Auslandsgeheimdienst soll Amerikas größtem Netzbetreiber AT&T dafür 10 Millionen Dollar pro Jahr zahlen.
AT&T-Vermittlungsanlagen: Das Unternehmen soll der CIA Gesprächsdaten liefern

AT&T-Vermittlungsanlagen: Das Unternehmen soll der CIA Gesprächsdaten liefern

Foto: John W. Adkisson/ AFP

Der amerikanische Geheimdienst CIA (Central Intelligence Agency), kann die Datenbanken des US-Netzbetreibers AT&T nutzen, um internationale Telefongespräche nachzuvollziehen. Das berichtet die "New York Times " unter Berufung auf Insider. Diese haben unter dem Schutz der Anonymität mit der Zeitung gesprochen, weil die von ihnen mitgeteilten Informationen als geheim eingestuft sind.

Vom Grundsatz her ähnelt die Zusammenarbeit der CIA mit AT&T dem Abschöpfen von Daten, wie es die NSA den Unterlagen des Whistleblowers Edward Snowden zufolge praktiziert. Dem Geheimdienst geht es offenbar darum, Metadaten auswerten zu können, also wer wann und mit wem telefoniert hat.

Der signifikante Unterschied: Während die NSA Unternehmen wie Apple, Google oder Facebook offenbar mit geheimen Gerichtsanordnungen zur Zusammenarbeit zwingt, hat sich der Telekommunikationskonzern dem Bericht zufolge freiwillig zur Zusammenarbeit bereit erklärt. Zum Lohn, schreibt die "New York Times", überweist die CIA dem Unternehmen mehr als zehn Millionen Dollar pro Jahr. Das genaue Procedere der Zusammenarbeit soll in einem Geheimvertrag festgelegt sein.

Nicht nur AT&T-Kunden betroffen

Die Zusammenarbeit beschreibt die "NYT" so: Wenn die CIA Informationen zu ausländischen Terrorverdächtigen haben will, übermittelt sie der Firma deren Telefonnummern. AT&T-Mitarbeiter durchsuchen dann die Aufzeichnungen ihrer Systeme nach diesen Nummern und liefern Listen der Telefonkontakte des Verdächtigen - also Metadaten. Auf diese Weise will der Geheimdienst Verbindungen zwischen Terrorverdächtigen aufdecken, Bewegungsprofile erstellen und weitere Verdächtige aufspüren.

Bemerkenswert ist dabei, dass AT&T als Ergebnis einer solchen Anfrage nicht nur Daten seiner Kunden liefern kann, sondern Informationen über alle Gespräche, die durch seine Netze geleitet wurden. Das Unternehmen ist der größte Telekommunikationskonzern der USA und hatte teilweise bis in die achtziger Jahre eine Monopolstellung als Telefonanbieter.

Kritisiert wurde das Unternehmen, als es seinen Nutzern 2007 per AGB-Änderung verbot, sich kritisch über die Firma zu äußern. Im selben Jahr unterbrach AT&T die Live-Übertragung eines Konzerts der Rockband Pearl Jam just in dem Moment, als die Band Texte sang, in denen sie sich gegen US-Präsident George W. Bush wandte.

Das FBI muss helfen

Den "NYT"-Informanten zufolge wurde in dieses Procedere aber eine Sicherung eingebaut, die dafür sorgen soll, dass die Daten von US-Bürgern geschützt werden. Zwar beziehe sich die Mehrzahl der Verbindungsdaten, die AT&T der CIA liefert, auf internationale Gespräche, doch komme es eben auch regelmäßig vor, dass in den Aufzeichnungen amerikanische Telefonnummern gelistet werden. Wenn das der Fall ist, würden einige Ziffern der Nummern unleserlich gemacht, um die Identität der entsprechenden US-Bürger zu schützen.

Will der Geheimdienst wissen, wer sich hinter den Nummern verbirgt, muss er sich an die Bundespolizei FBI wenden. Die kann dann eine gerichtliche Anordnung auf Herausgabe erwirken, sagen die anonymen Tippgeber der "New York Times". Der Grund: Der CIA ist es verboten, den Bürgern im eigenen Land nachzuspionieren. So ist sie auf die Hilfe des FBI angewiesen, das seine Erkenntnisse mit den Auslandsermitteln teilt.

Ein CIA-Sprecher wollte den Bericht auf Anfrage der Zeitung nicht bestätigen. Er erklärte nur, die CIA agiere gesetzeskonform und konzentriere sich darauf, Auslandsaufklärung und Gegenspionage zu betreiben. Nicht viel offener erklärte ein AT&T-Sprecher, man kommentiere keine Fragen, die die nationale Sicherheit betreffen.

mak
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