Spaziergang zum Dagger Complex Hubschraubereinsatz wegen Mini-Drohne

Mehrere Polizeiautos und ein Hubschrauber kamen am Samstag zum Dagger Complex bei Griesheim - wegen eines Dutzends Spaziergänger. Die Gruppe hatte eine kleine Drohne mitgebracht. Die wurde schließlich beschlagnahmt.
Daniel Bangert vor dem Dagger Complex (Archivbild): Mehr Polizisten als Spaziergänger

Daniel Bangert vor dem Dagger Complex (Archivbild): Mehr Polizisten als Spaziergänger

Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERS

Daniel Bangert ist mit seinen "Spaziergängen" zum streng geheimen Dagger Complex in Griesheim bundesweit bekannt geworden. Mittlerweile trifft er sich samstags regelmäßig mit ein paar Mitstreitern, um sich die abgeschirmte US-Einrichtung bei Darmstadt aus der Nähe anzusehen. Der jüngste Erkundungsgang am vergangenen Wochenende mit rund einem Dutzend Teilnehmern führte zu einem größeren Polizeieinsatz - am Boden und in der Luft.

Angefangen hat die ganze Sache als Reaktion auf den Prism-Skandal mit einer scherzhaften Einladung über Facebook. Bangert lud neugierige Bürger dazu ein, Mitte Juli "gemeinsam den bedrohten Lebensraum der NSA-Spione" zu erforschen. Mitzubringen seien Kameras und "Blumen aller Art, um den Lebensraum der NSA-Spione etwas aufzupeppen". Diese Einladung rief damals Polizei und Staatsschutz auf den Plan - und zu einem weiteren Spaziergang erschienen mehrere hundert Menschen.

Mittlerweile ist die Aufregung verflogen. Doch der selbsternannte Spion-Forscher spaziert weiter: Etwa ein Dutzend Menschen und ein Kamerateam begleiteten ihn am vergangenen Samstag. Mit im Gepäck: eine Mini-Drohne, ausgestattet mit einer Kamera. Mitglieder der Piratenpartei hatten das Gerät mitgebracht, und zwar nicht zum ersten Mal. Schon im Juli hatten sie die Drohne steigen und einen Film vom Dagger Complex machen lassen, den sie ins Internet stellten . Damals passierte nichts. Diesmal aber gab es Ärger.

Fünf Polizeiwagen und ein Hubschrauber

Laut einem Bericht im "Darmstädter Echo " erschienen insgesamt fünf Fahrzeuge, sowohl von der deutschen Polizei als auch von der amerikanischen Militärpolizei, es waren "mehr Polizisten als Spaziergänger vor Ort". Außerdem kreiste ein Polizeihubschrauber über dem Gelände. Die Drohne war zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr in der Luft, berichtet Bernhard Kern, Sprecher der Piratenpartei Darmstadt. Das Fluggerät gehört ihm nicht, aber er hat es mitgebracht. "Die Drohne war jetzt nicht zum ersten Mal dabei", sagt er. Die Erkundungsflüge dürften eher einen symbolischen Charakter haben, "beim Dagger Complex gibt es ja überirdisch gar nichts zu sehen", sagt Kern. Es ist durchaus erlaubt, ein solches Gerät einzusetzen, nur über militärischen Einrichtungen darf es nicht fliegen .

Ist es auch nicht, beteuert Kern. Man habe es - wie auch beim letzten Mal - nur vor dem Zaun aufsteigen lassen, also über dem Weg um den Dagger Complex herum. Trotzdem sei die Drohne von der Polizei beschlagnahmt und sogar ein Hubschrauber zur Hilfe gerufen worden. "Ich frage mich, was das wohl gekostet hat."

Der Hubschrauber sei in der Nähe gewesen

Eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Südhessen hat gegenüber SPIEGEL ONLINE den Einsatz des Polizeihubschraubers bestätigt. Allerdings sei er nicht eigens dafür gerufen worden, sondern habe sich "in der Nähe" befunden, auf dem Rückweg von einem anderen Einsatz. Von oben, so die Sprecherin, könne man sich einen besseren Überblick verschaffen, jedoch gebe es keine Filmaufnahmen.

Die Sache mit der Drohne werde jetzt geklärt; das Gerät sei sichergestellt worden, und jetzt gelte es zu untersuchen, ob es Verstöße gegen die Luftverkehrsordnung gegeben habe. Im Klartext: Die Frage ist, ob die Drohne über den Zaun geflogen ist oder nicht. Wie die Polizei das festellen möchte, wurde nicht verraten. Die Bilder der Drohne dürften dabei kaum helfen: "Der Film wird gar nicht auf der Drohne gespeichert, sondern auf einem USB-Stick", sagt Kern. Die Geschichte könnte aber einen anderen Nebeneffekt haben: "Vielleicht wird ja der nächste Spaziergang wieder größer."

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