Apple-Browser Safari Datenschützer untersuchen Googles Cookie-Trick

Datenschützer in den USA und Europa wollen eine weitere Praxis des Suchmaschinenkonzerns Google untersuchen. Weil Google den Safari-Browser von Apple austrickste, um Cookies auf den Rechnern von Nutzern zu platzieren, könnten dem Suchmaschinisten empfindliche Strafen drohen.
Google: Datenschützer-Kritik in den USA und Europa

Google: Datenschützer-Kritik in den USA und Europa

Foto: JOEL SAGET/ AFP

Der technische Trick, mit dem Google die Datenschutz-Einstellungen des Safari-Browsers von Apple umgangen hat, wird laut einem Zeitungsbericht von Regulierern in den USA und Europa untersucht. Im schlimmsten Fall könne dem Internet-Konzern eine sehr hohe Strafe drohen, berichtet das "Wall Street Journal"  am Freitag unter Berufung auf informierte Personen.

Google hatte einen Weg gefunden, beim Safari-Browser für iPhone, iPad und Desktop-Rechner ohne Zustimmung der Nutzer sogenannte Cookies zu hinterlassen. Das sind kleine Dateien, die der Beobachtung des Surfverhaltens von Internetnutzern dienen können. Die inzwischen gestoppte Praxis wurde vor rund einem Monat ebenfalls vom "Wall Street Journal" öffentlich gemacht. Google betonte schon damals, es seien keine persönlichen Informationen erfasst worden.

Der Fall hat mit der Funktionsweise von Safari und dem Social Network Google+ zu tun. Der Apple-Browser lässt - anders als etwa Firefox, Chrome oder Internet Explorer - standardmäßig keine Cookies von Drittanbietern wie etwa Online-Werbefirmen zu. Ein Nutzer muss sie erst aktiv freischalten, was die wenigsten tun. Als Google im vergangenen Jahr nach dem Vorbild des "Gefällt mir"-Buttons von Facebook seinen eigenen "+1"-Knopf zum Beispiel auch in Werbeanzeigen startete, hatte der Internetkonzern daher bei Safari ein Problem: Die Technik dahinter funktioniert nur mit Cookies.

Google soll so vorgegangen sein:

  • Google brachte einen Tracking-Code in Werbeanzeigen unter, die einen "+1"-Button für Googles soziales Netzwerk Google+ anzeigten.
  • Diese Anzeigen wiederum wurden auf den von Nutzern aufgerufenen Websites in einem sogenannten iFrame angezeigt, in das Google nur für Safari-Surfer ein leeres Formularfeld einbettete, das der Google Code "abschickte".
  • Aus Sicht des Safari-Browsers sähe das Ganze so aus, als ob der Surfer gerade ein Formular ausgefüllt und abgeschickt habe. Deshalb werde dem iFrame erlaubt, ein Cookie beim Nutzer abzuspeichern.

"Damit haben wir nicht gerechnet", heißt es von Google. Man habe lediglich auf allgemein bekannte Weise Safari-Einschränkungen umgehen wollen, damit angemeldete Google-Nutzer den vollen Funktionsumfang nutzen könnten.

Nach Recherchen des "Wall Street Journal" untersuchen in den USA die Handelsbehörde FTC und die Staatsanwälte mehrerer Bundesstaaten die Praxis. In Europa prüft die französische Datenschutz-Aufsicht CNIL im Auftrag aller europäischen Datenschützer schon seit einiger Zeit Googles Datenschutzpraxis, nun soll auch das Cookie-Problem mit in die Untersuchung aufgenommen werden.

In den USA könne es besonders teuer werden, wenn die FTC eine Verletzung der Datenschutz-Vereinbarung feststellen sollte, mit der Google im vergangenen Jahr Ermittlungen zu einem anderen Fall beigelegt hatte. Demnach würden dann 16.000 Dollar pro Verletzungsfall pro Tag fällig, womit bei mehreren Millionen betroffenen Nutzern eine sehr hohe Summe zusammenkommen könnte.

cis/dpa
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