Wien 220.000 Mieter bekommen Klingelschilder ohne Namen

Ein Mieter in der österreichischen Hauptstadt will keinen Namen auf dem Klingelschild und beruft sich auf die Datenschutz-Grundverordnung. Die Stadt gibt ihm Recht, die Hausverwaltung reagiert drastisch.
Klingelschilder (Symbolbild)

Klingelschilder (Symbolbild)

Foto: Ole Spata/DPA

In Wien verlieren 220.000 Mieter die Namensschilder an ihren Türklingeln. Der Grund: Ein Bewohner hatte sich über mangelnden Datenschutz beschwert. Der Mieter einer Gemeindewohnung habe auf die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verwiesen, die im Mai endgültig in Kraft trat. Das bestätigte ein Sprecher der kommunalen Hausverwaltung "Wiener Wohnen" am Freitag auf SPIEGEL-Anfrage.

Der Mieter meinte, nach der EU-Verordnung sei seine Privatsphäre nicht genügend geschützt, wenn sein Name auf dem Klingelschild stehe. Die Mitarbeiter von "Wiener Wohnen" erkundigten sich und erhielten von der für Datenschutzangelegenheiten der Stadt zuständigen Magistratsabteilung die Einschätzung, dass die Verbindung von Nachname und Wohnungsnummer gegen die DSGVO verstoße.

"Wir müssen die standardgemäße Beschilderung also austauschen", sagte der "Wiener Wohnen"-Sprecher. In 220.000 Wohnungen in rund 2000 Wohnanlagen sollen bis Ende des Jahres alle Namen an den Klingelschildern entfernt werden.

Anonyme Nummern statt Nachnamen

Stattdessen will die Hausverwaltung Nummern an den Klingelschildern anbringen, damit Besucher immer noch bei der richtigen Wohnung klingeln können. Wer dennoch seinen Namen auf dem Klingelschild haben will, muss selbst tätig werden und einen eigenen Aufkleber anbringen. Die Hausverwaltung aber darf das offiziell nicht mehr erledigen.

Die Verpflichtung zur Anonymität besteht in Österreich eigentlich nicht erst, seitdem die DSGVO innerhalb der EU gilt, berichtet  der ORF. Auch vorher schon habe es ein Recht der Mieter auf Anonymität gegeben. Offenbar wurde das aber nicht so streng gesehen - und niemand forderte es bislang ein.

gru/dpa
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