Neue Datenschutzregeln Das ändert sich für Nutzer von Apple, Facebook, Google und Co.

Seit Freitag kommt die neue Datenschutz-Grundverordnung der EU zur Anwendung. Diese Änderungen erwarten Nutzer bei den großen Internetdiensten. Ein Überblick.
Von Jörg Breithut und Angela Gruber
Apples neue Datenschutz-Seite

Apples neue Datenschutz-Seite

Foto: Apple

Die neuen EU-Regeln zum Datenschutz bedeuteten für viele deutsche Nutzer in den letzten Wochen vor allem: jede Menge E-Mails im Postfach. Weil man ein Konto bei Spotify hat, vor Jahren irgendeinen Newsletter bestellt hat oder mit einer App wie myTaxi ab und zu mal ein Taxi ruft.

Die Anbieter melden sich derzeit, weil ab dem 25. Mai in der EU die sogenannte Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zur Anwendung kommt. Firmen müssen ihre Kunden deshalb zum Beispiel über ihre Datenschutz-Vorkehrungen gemäß der neuen EU-Regeln informieren.

Auch für große Tech-Firmen aus den USA, bei denen viele Deutsche ein Konto haben, gilt die DSGVO: Facebook, Google, Amazon und Apple zum Beispiel. Sie mussten ihre Angebote anpassen oder ergänzen, um in Zukunft hohe Bußgelder zu vermeiden.

Was weiß Apple über mich?

Apple etwa betont, dass die neuen Datenschutzregeln überhaupt kein Problem für die Firma seien. Schließlich habe man schon immer viel Wert auf guten Datenschutz gelegt. Wer ein iPad, einen Mac oder ein iPhone besitzt, kann dank der DSGVO aber nun auch einige konkrete Neuerungen in Anspruch nehmen.

Auf einer neu eingerichteten Webseite  können Apple-Kunden sich informieren, welche Daten der Konzern von ihnen gespeichert hat. Dazu müssen Nutzer sich mit ihrer Apple-ID anmelden. Diese Anmeldeinformation ist die Eintrittskarte zu allen Apple-Diensten, wie etwa dem App Store, Apple Music oder dem iTunes Store.

Video: Die wichtigsten Fragen und Antworten zur DSGVO

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Konto löschen, deaktivieren - oder eigene Daten herunterladen

Nutzer können dann auf der neuen Seite falsche Daten korrigieren lassen, ihr Konto löschen oder es vorübergehend deaktivieren. Außerdem können sie eine Kopie ihrer Daten anfordern und herunterladen. Das verschafft einen Überblick, was der Konzern alles über den Einzelnen weiß - von der Einkaufsstatistik über den App-Nutzungsverkauf bis hin zu bei Apple gespeicherten Kalendereinträgen, Fotos und anderen Dokumenten.

Die einzeln anwählbaren Optionen listet Apple übersichtlich auf. Wer bei seiner Anfrage mehrere Häkchen setzt, dürfte große Datenmengen erhalten - und vielleicht ins Grübeln kommen, angesichts all der privaten Informationen in Firmenhänden.

Diese Datenmenge lässt sich zumindest - und auch darauf macht Apple auf einer neuen Webseite aufmerksam  - ein bisschen minimieren. Das Apple-Betriebssystem für iPhone und iPad, iOS, bietet einige Möglichkeiten, allzu neugierigen Apps Berechtigungen zu entziehen.

Mit der DSGVO hat das nur bedingt zu tun, aber die neuen EU-Regeln können für jeden Nutzer ein guter Anlass sein, im "Einstellungen"-Menü seines iPhones, iPads oder iPod touch den Punkt "Datenschutz" anzuwählen. Dort kann man etwa festlegen, welche Apps wann auf den eigenen Standort zugreifen dürfen ("Ortungsdienste") oder überprüfen, welche Apps die eigenen Kalendereinträge auslesen dürfen.

Lesen Sie hier, wie weitere Firmen wie Facebook, Google oder Amazon auf die DSGVO reagiert haben:

Nicht nur große Tech-Firmen sind von der DSGVO betroffen. Hier erzählen acht Deutsche, was die neue Verordnung für sie im Alltag bedeutet:

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Wie die DSGVO den Alltag beeinflusst: Acht Betroffene über die DSGVO

Foto: Patrick Seeger/ picture alliance / dpa

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8 Bilder Wie die DSGVO den Alltag beeinflusst: Acht Betroffene über die DSGVO
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Matthias Förtsch, Lehrer an einem privaten Ganztagsgymnasium in Baden-Württemberg

"Emotional ist die DSGVO für die Schulleitungen ein stressiges Thema, faktisch noch nicht so sehr: Es fehlen Handreichungen, es fehlen Vorgaben der Kultusministerien - wir befinden uns in einer Art Wartehaltung. An meiner Schule haben wir immerhin schon die Schulhomepage überarbeitet, damit uns deswegen niemand abmahnen kann.

Den Schulen wird in Sachen DSGVO viel Verantwortung zugemutet, dabei haben sie selbst kaum Ressourcen, das Thema juristisch aufzuarbeiten. Vermutlich wird daher kaum eine Schule die EU-Vorgaben ab dem 25. Mai eins zu eins umsetzen. Schulen arbeiten ja fast nur mit personenbezogenen Daten, da sind allein die Dokumentationspflichten ein Knaller.

Andererseits gab es zwischen den rechtlichen Vorgaben und der gelebten Praxis an Schulen schon immer eine Lücke, das betrifft nicht nur den Datenschutz. Viel innovativer Unterricht zum Beispiel wäre wohl nie zustandegekommen, wenn sich alle immer brav ans Urheberrecht gehalten hätten."

Foto: Patrick Seeger/ picture alliance / dpa
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Anne Schwarz, Bloggerin "vom Landleben"

"Die nötigen Änderungen in meinem Blog 'vom Landleben ' konnte ich selbst vornehmen. Zum Beispiel speichere ich jetzt keine IP-Adressen der Seitenbesucher mehr. Wer sein Blog über eine Plattform wie Blogspot betreibt, hat es schwerer: Die Einstellungen werden vom Anbieter vorgegeben, viel Verantwortung liegt aber dennoch beim Blogger.

Dass manche Blogger aus Angst ihre Blogs jetzt schließen wollen, halte ich für überstürzt. Mit etwas Zeit sind die Anforderungen der DSGVO durchaus umsetzbar - auch wenn sie ungefähr so spaßig wie die Steuererklärung sind.

Ich finde es allerdings bedenklich, wenn ein Übermaß an Vorschriften die Vielfalt kleinerer Webseiten einschränkt und es sicherer erscheint, nur noch als Mitglied von Giganten wie Facebook zu agieren."

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Dirk Jacobs, Fotograf aus Heide in Schleswig-Holstein

"Irgendwann scheint der EU aufgefallen zu sein, dass Digitalkameras auch digitale Daten erstellen, und so landete die Fotografie in dieser Verordnung. Ich sah mich schon mit 85.000 jederzeit widerrufbaren Einwilligungen auf DIN-A4-Papier über ein Festival wie Wacken laufen, um Menschen fotografieren zu dürfen.

Ich war ratlos, telefonierte zwei Stunden lang mit meiner Landesdatenschutzbehörde. Und dann startete ich E-Petitionen beim Deutschen Bundestag und beim schleswig-holsteinischen Landtag sowie sowie eine Unterschriftensammlung . Mein Ziel waren 1000 Unterschriften. Mittlerweile haben mehr als 35.000 Kollegen und Privatpersonen, Modelle, Journalisten und Agenturen mitgemacht.

Es hätte die Aufgabe der Verbände und Innungen sein sollen, sich für diese Berufsgruppen einzusetzen. Stattdessen bieten Handelskammern nun Seminare an, und ein Journalistenverband empfiehlt gar die hauseigene Rechtsschutzversicherung. Ich fürchte, die Folgen der DSGVO werden existenzbedrohend, wenn die Abmahnindustrie nach winzigsten Formfehlern suchen darf."

Foto: Dirk Jacobs
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Rita Trettin, Diplom-Psychologin und Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie

"Wir Ärzte verarbeiten täglich sehr sensible Daten: die Gesundheitsdaten unserer Patienten. Selbstverständlich ist es schon immer unsere Pflicht gewesen, diese vertraulich zu behandeln. Jetzt geht es vor allem darum, die getroffenen Maßnahmen zum Datenschutz zu überprüfen und dafür zu sorgen, daß das Umgesetzte ab dem 25.5.2018 auch belegt werden kann.

Wir sind verpflichtet nachzuweisen, dass die datenschutzrechtlichen Grundsätze eingehalten werden, zum Beispiel gegenüber Aufsichtsbehörden und den Patienten, die in meiner Praxis  diese notwendigen Informationen in Form von eigens erstellten Flyern, auf unserer Webpräsenz, aber auch per Wartezimmer-TV erhalten.

Viele meiner Kollegen sind wegen der DSGVO beunruhigt und haben Angst vor drohenden Sanktionen. Ich sehe die Verordnung pragmatisch, man muss die Anforderungen bestmöglich umsetzen, was einen hohen zeitlichen und auch kostenintensiven Zusatzaufwand bedeutet, der außerhalb der Sprechstunde abends und an den Wochenenden erledigt wird. Mittlerweile habe ich mich intensiv in das Thema eingearbeitet und mich sogar zur Datenschutzbeauftragten ausbilden lassen."

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Christian Deters, Datenschutzbeauftragter des Allgemeinen Studienausschuss (AStA) der Uni Kiel

"Als die DSGVO beschlossen wurde, freute ich mich. Als die ersten praktischen Anforderungen veröffentlicht wurden, war die Freude weg - denn es verändert sich zu wenig. Doch das Thema hat viel Verunsicherung hervorgerufen. Für AStA und StuPa (Studierendenparlament) waren die Änderungen nicht aufwendig, man muss schlicht etwas mehr dokumentieren.

Bei den Fachschaften sieht es leider anders aus. Denn ich muss mich mit allen zusammensetzen und deren Einzelfragen beantworten. Daher erstelle ich Vorlagen, die schnell auf die jeweilige Fachschaft angepasst werden können.

Einen sehr konkreten Einschnitt gibt es aber: Wir haben online eine Plattform für freie Schlafmöglichkeiten angeboten. Während der Umstellung haben wir diese offline gestellt, um sie anzupassen. Zum Wintersemester soll der Service wieder online sein."

Foto: Federico Gambarini/ picture alliance / dpa
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Christoph Lemmer, ehrenamtlicher Vorstand des Fokus Familiennetzwerk e.V. in Bad Aibling

"Je tiefer wir in die DSGVO eintauchen, desto mehr Fragen stellen sich. Der Aufwand ist enorm hoch, dafür haben wir nicht das Personal. Bürokratie war schon immer da, aber das toppt alles.

Wir sind ein lokaler Trägerverein , betreiben ein Haus mit Krippe und Kindergarten, einen Jugendtreff und wir organisieren das Ferienprogramm der Stadt Aibling. Wir arbeiten mit den Daten der Kinder und Eltern. Das sind 160 Mitglieder, deren Daten wir speichern und verarbeiten, digital und auf Papier. Das müssen wir nun durchforsten und eine Rechtsgrundlage für die Speicherung finden. Ebenso macht die Website mit Online-Formularen Aufwand.

Insgesamt haben sieben Mitglieder Zugang zu Vereinsdaten, da wird nicht unterschieden zwischen Ehrenamt und Vollzeit. Also brauchen wir einen Datenschutzbeauftragten."

Foto: Patrick Seeger/ dpa
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Jupp Joachimski, Datenschutzbeauftragter der Bayerischen (Erz-)Diözesen

"Für die katholischen Kirchengemeinden gilt nicht die DSGVO selbst, sondern das sogenannte KDG, das Gesetz über den Kirchlichen Datenschutz. Darin ist vieles sehr ähnlich zur DSGVO geregelt, bei Verstößen drohen auch hier Geldbußen. Viele Vorschriften, die manch einem Angestellten der Kirche jetzt neu und streng erscheinen, gab es aber schon vorher.

In meiner Funktion bekomme ich normalerweise zwei bis drei Anrufe am Tag plus zwei bis drei E-Mails - gerade sind es 20 bis 30 Anrufe und noch einmal genauso viele E-Mails. Häufig werde ich zum Beispiel gefragt, wer einen betrieblichen Datenschutzbeauftragten braucht: Bei dieser Aufregung habe ich das Gefühl, dass sie bewusst geschürt wird - von Leuten, die sich daraus einen finanziellen Vorteil versprechen, etwa, weil sie selbst als Datenschutzbeauftragte im Geschäft sind.

Dass das Thema Datenschutz im Alltag polarisiert, merke ich immer mal wieder: Ich wurde schon verflucht, weil ich Angestellten der Kirche verbiete, WhatsApp auf ihren Diensthandys zu nutzen. Manche haben mich deswegen schon in die Hölle gewünscht."

Foto: Tobias Hase/ picture alliance / dpa
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Daniel Stammler, Chef des Gaming-Studios Fluffy Fairy Games

"Wir nehmen die DSGVO als Anlass, mal in alle Ecken zu leuchten und interne Systeme sowie Prozesse rechtlich überprüfen zu lassen. Das ist natürlich ein immenser Aufwand, sowohl finanziell als auch in Sachen Personal. Wir haben schon letztes Jahr begonnen, mit unseren Anwälten ein Konzept auszuarbeiten.

Der größte Fokus für uns mit der neuen DSGVO sind die Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten. Hier mussten wir mit Hilfe unserer Anwälte jeden einzelnen Partner überprüfen und sicherstellen, dass dieser sich ebenso an alle Vorschriften hält und auch Punkte wie Datensparsamkeit, Datenlöschung und den sogenannten 'Opt-Out' unterstützt.

Ebenso haben wir an vielen Stellen in den Spielen, etwa im Bereich der Freundesliste, die Texte angepasst. Vor allem, um den Spielern klarer zu kommunizieren, was die Auswirkungen sind."

Foto: Fluffy Fairy Games
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