Bewegungsstatistik Verkehrsbetrieb wertet Mobilfunkdaten aus

Bewegungsprofile über Mobilfunkdaten: In Nürnberg lief das Pilotprojekt "vielversprechend"
Foto: Daniel Karmann/ picture alliance / dpaDie Telekom-Tochterfirma Motionlogic hilft dem Nürnberger Verkehrsunternehmen VAG herauszufinden, wie seine Verkehrsmittel genutzt werden. Das geschieht auf der Basis von Mobilfunkdaten.
Die Informationen würden gebündelt und entpersonalisiert an das Unternehmen weitergegeben, heißt es. In einer Mitteilung der Telekom klingt das so: "Die anonymisierten Mobilfunkdaten werden als aggregierte Schwarm- und Massendaten für die Verkehrsstatistik verwendet."
Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes wiegelt die VAG ab: "Wir können nicht nachvollziehen, wer exakt wann wo war", sagt VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger. "Uns interessiert nur, wohin die Verkehrsströme fließen."
Die Telekom schreibt, das Verfahren zur Anonymisierung der Mobilfunkdaten sei von der Bundesbeauftragten für den Datenschutz Andrea Voßhoff geprüft und als datenschutzkonform und rechtlich einwandfrei bewertet worden. Die anonymisierten Daten würden ausschließlich an Motionlogic übergeben, wo die Daten dann ausgewertet und zu einer Statistik aufbereitet werden.
Geschlecht, Alter, Heimatregion erfasst
In die Analysen können laut Telekom drei weitere Daten der Reisenden einfließen: das Geschlecht, die Altersgruppe in Zehnjahresschritten und die Heimatregion. Die Telekom spricht hier von sogenannten CRM-Daten.
Im vergangenen Jahr soll bereits ein Pilotprojekt stattgefunden haben: Im Spätherbst bekam die VAG einen Teil der Mobilfunkdaten, die die Telekom von ihren Kunden erfasste, sobald diese ins Internet gingen oder Nachrichten verschickten.
Zeitgleich schickte die VAG ihre manuellen Zähler los, also Mitarbeiter, die an Knotenpunkten im Verkehrsnetz stehen und Strichlisten zur Zahl der Reisenden führen. Eine erste Auswertung beider Datensätze sei "vielversprechend" gewesen, sagte VAG-Sprecherin Seitzinger.
An manchen Punkten seien die Daten allerdings sehr unterschiedlich gewesen. Ein Grund dafür sei, dass nur die Mobilfunkdaten der Telekom-Kunden in die Statistik einfließen. Die Daten von Kunden anderer Anbieter wie Vodafone werden nicht erhoben, hier ergänzt das Unternehmen nur Hochrechnungen auf Basis der prozentualen Marktanteile. In jedem Fall sei die Auswertung der Daten aber mit weniger personellem Aufwand verbunden als manuelle Zählungen.
Nur die Daten der Telekom-Kunden
Wann der nächste Übernahme von Auswertungen stattfindet, ist laut VAG-Sprecherin Seitzinger zurzeit unklar. "Wir müssen noch überlegen, zu welchem Zeitpunkt die Daten für uns am aussagekräftigsten sind", sagt sie.
Einen Hinweis darauf, dass die Bewegungs- und Kundendaten von Telekom-Kunden von der VAG ausgewertet werden können, soll es in den Bahnen vorerst nicht geben. "Die Daten werden ja sowieso erfasst, auch wenn sie nicht Bahnfahren", sagt Seitzinger.
Telekom-Kunden sollen demnächst über eine Internetseite und eine Hotline die Möglichkeit haben, der Nutzung ihrer CRM-Daten zu widersprechen. Die entsprechende Website existiert bereits, enthält bislang aber nur eine werbliche Ankündigung.