TV-Sendung Politiker wünschen sich "Der 7. Sinn" fürs Internet

Verkehrsschilder
Foto: CorbisDie Älteren können sich noch erinnern, die Jüngeren amüsieren sich darüber bei YouTube: "Der 7. Sinn". Jene TV-Sendung, die Deutschlands Autofahrer über die Tücken des Straßenverkehrs aufklären sollte. Zwischen 1966 und 2005 wurden 1462 Folgen der wöchentlichen WDR-Ratgebersendung gedreht und gesendet.
Den CDU-Politikern Clemens Binninger und Thomas Jarzombek hat die Serie offenbar so gut gefallen, dass sie jetzt eine Wiederaufnahme ins Programm fordern. Thema sollen jetzt aber nicht die Straßen deutscher Städte sein, sondern die Datenautobahnen des Internets. So berichten es die Zeitungen der Funke-Mediengruppe . Ihnen liege ein entsprechendes Schreiben der beiden Politiker an WDR-Intendant Tom Buhrow vor.
Binninger und Jarzombek seien überzeugt, mit einer solchen Sendung könne man ältere Zuschauer erreichen. So heißt es in dem Brief, eine solche Sendung wäre "eine hervorragende Möglichkeit, breiten Bevölkerungsgruppen Grundlagenwissen über Informationstechnik zu vermitteln". Zudem sei das Format geeignet, "um auf unterhaltsame und informative Weise Grundregeln im Umgang mit dem Internet und den sozialen Medien zu lernen".
Das stelle man sich mal vor.
Legendär am "7. Sinn" waren ja vor allem die Crashszenen. Unverkennbar vor der Schrottpresse gerettete Altfahrzeuge wurden da kameragerecht miteinander in Unfälle verwickelt. Die Crashs waren die Highlights jeder Sendung. Und natürlich die ernstbelehrenden Worte des Sprechers aus dem Off: "Beim Einscheren genügend Platz zum vorausfahrenden Panzer lassen."
Die bis heute beliebteste Folge: "Frauen am Steuer". Bei der Erstausstrahlung 1973 durfte man im TV noch tönen: "Frauen fahren meist vorsichtiger als Männer, weil ihnen die Übung fehlt. Sie behindern dann den fließenden Verkehr."
Wie würde es wohl aussehen, wenn man versuchen würde, nach diesem Schema "auf unterhaltsame und informative Weise Grundregeln im Umgang mit dem Internet und den sozialen Medien" zu erklären? In Drei-Minuten-Videos!

Der siebte Sinn: Bremsen will gelernt sein
Die Politiker schlagen dem Bericht zufolge vor, der Sender solle sich dafür Unterstützung vom Verein Deutschland sicher im Netz und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) holen. Zumindest das wäre keine schlechte Idee.
Dass Politiker immer wieder der Idee verfallen, den "7. Sinn" zu reanimieren , liegt wohl an seinerzeit beachtlichen Einschaltquoten. Zu Spitzenzeiten hatte die Sendung bis zu 20 Millionen Zuschauer. Diese Rekorde wurden freilich zu einer Zeit erreicht, als auch die wöchentliche "Hitparade" noch ein Viertel aller Westdeutschen vor die Glotze lockte.
Diese Zahlen stammen aus Zeiten, in denen die öffentlich-rechtlichen Sender die einzigen TV-Anbieter waren, sich nicht gegen Privatsender und schon gar nicht gegen Netflix und Co. behaupten mussten. Ob es heute tatsächlich gelänge, mit einer Neuauflage "breiten Bevölkerungsgruppen Grundlagenwissen über Informationstechnik zu vermitteln", darf bezweifelt werden.