Unterstützung von Falschinformationen Die Vorwürfe gegen Facebook verdichten sich

Facebook weiß sehr genau über seine Nutzer Bescheid (Symbolbild)
Foto: Chesnot / Getty ImagesDer US-Internetriese Facebook sieht sich nach den Vorwürfen der Whistleblowerin Frances Haugen mit Anschuldigungen weiterer Ex-Mitarbeiter konfrontiert. Ein namentlich nicht genannter Informant habe Beschwerde bei der US-Börsenaufsicht SEC eingelegt, berichtete die »Washington Post« . Demnach wirft er Facebook vor, im Umgang mit problematischen Inhalten eigene Geschäftsinteressen in den Vordergrund gestellt zu haben.
Ähnliche Vorwürfe hatte auch schon die frühere Facebook-Produktmanagerin Haugen erhoben. Sie hatte ihrem Ex-Arbeitgeber vorgeworfen, eigene Gewinne über die Sicherheit von Menschen zu stellen. »Ich glaube, dass die Produkte von Facebook Kindern schaden, Spaltung anheizen und unsere Demokratie schwächen«, sagte sie Anfang Oktober bei einer Anhörung im US-Kongress. Facebook hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen.
In seiner Beschwerde berichtet der nun bekannt gewordene Whistleblower über interne Vorgänge im Jahr 2017, als Facebook vor der Frage stand, wie es mit der Kontroverse um die mutmaßliche Einmischung Russlands in die US-Präsidentschaftswahl 2016 umgehen sollte.
»Es wird ein Strohfeuer sein«, habe damals einer von Facebooks PR-Managern, Tucker Bounds, gesagt. »Einige Abgeordnete werden sauer werden. Und in ein paar Wochen werden sie sich dann mit etwas anderem beschäftigen. In der Zwischenzeit drucken wir Geld im Keller, und es geht uns gut«.
Dem Bericht der »Washington Post« zufolge wirft der Informant den Facebook-Managern vor, den Kampf gegen Desinformation und andere problematische Inhalte regelmäßig behindert zu haben, weil sie befürchtet hätten, den damaligen US-Präsidenten Donald Trump zu verärgern oder Nutzer abzuschrecken.
Welche Rolle spielte Facebook beim Sturm aufs Kapitol?
Dazu passen weitere Berichte in US-Medien, die sich mit der Rolle der Plattform bei den US-Wahlen vergangenen November und dem anschließenden Sturm aufs Kapitol am 6. Januar dieses Jahres beschäftigen. Einem Bericht der Zeitung »New York Times« zufolge soll der Konzern kurz vor der Wahl Warnungen seiner Mitarbeiter ignoriert und Desinformationskampagnen begünstigt haben. Als Beispiele werden einschlägige Posts genannt, die etwa auf die Verschwörungsanhänger von QAnon zurückzuführen sind. In rund zehn Prozent der amerikanischen Posts sei behauptet worden, das Wahlergebnis sei gefälscht, heißt es in dem Bericht.
Auch die »Washington Post« berichtet darüber , dass Facebook nachweislich mehr hätte tun können, um Falschinformationen bezüglich der Wahl zu unterbinden. Internen Dokumenten zufolge habe das Unternehmen die Maßnahmen, die Falschinformationen unterbinden sollten, nach der Wahl zu schnell aufgehoben. Die Dokumente belegen weiter, dass die firmeninterne Forschungsabteilung über mehrere Jahre hinweg Möglichkeiten zur Eindämmung von politischer Polarisierung, Verschwörungstheorien oder Aufstachelung zu Gewalt aufgezeigt hatte. Die Führungskräfte hätten diese Schritte jedoch in vielen Fällen abgelehnt.
Facebook selbst hatte zwar eingeräumt, im Dezember einige Schutzmaßnahmen auf seinen Plattformen zurückgenommen zu haben. Jedoch hieß es zur Begründung, die problematischen Inhalte seien da bereits deutlich zurückgegangen. Das Unternehmen machte stattdessen den ehemaligen Präsidenten Donald Trump und andere soziale Plattformen für die Verbreitung von Falschinformationen verantwortlich. Mitte Januar sagte Sheryl Sandberg, die Co-Geschäftsführerin von Facebook, der Aufstand am 6. Januar im Kapitol sei »weitgehend auf Plattformen organisiert worden, die nicht unsere Fähigkeiten haben, Hass zu stoppen«. Mark Zuckerberg, CEO von Facebook, sagte im März, dass das Unternehmen seinen »Teil dazu beigetragen hat, die Integrität unserer Wahl zu sichern«.
Die Dokumente, die den Zeitungen vorliegen, widersprechen dieser Darstellung jedoch. Sie zeigen, dass Facebook über extremistische Gruppen sehr genau Bescheid wusste, die im Vorfeld der Wahl versuchten, die Amerikaner zu polarisieren. Und auch nach der Wahl, so heißt es in den Berichten, seien Falschinformationen verbreitet worden, vor allem in Bezug auf eine angebliche Wahlfälschung zugunsten der Demokraten. Den anonymen Mitarbeitern zufolge, die sich gegenüber den US-Journalisten äußerten, hätte Facebook mehr tun können, um die Kampagnen zu stoppen.