Fehlerhafte Sicherheitschips 30 Millionen Bankkarten vom 2010-Fehler betroffen

Bankkarten: 30 Millionen Stück durch defekte Chips nur eingeschränkt nutzbar
Foto: DDPHamburg - Am härtesten hat es die Kunden von Sparkassen getroffen: Wie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Dienstag mitteilte, sind allein bei Sparkassen und Landesbanken rund 20 Millionen EC-Karten und rund 3,5 Millionen Kreditkarten wegen des "Jahr-2010-Fehlers" nur eingeschränkt nutzbar. Bei privaten Instituten wie der Postbank, der Commerzbank und vielen anderen Geldhäusern sind den Angaben des entsprechendes Verbandes zufolge 2,5 Millionen Karten - überwiegend EC-Karten - betroffen.
Bei den Genossenschaftsbanken sind es weitere vier Millionen. Hier handelt es sich dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken zufolge ausschließlich um EC-Karten. Die Kunden könnten also im Notfall auf ihre Kreditkarten ausweichen, riet eine Sprecherin des Verbandes. Weit über die Hälfte aller Genossenschaftsbanken und somit deren Kunden sind den Angaben zufolge nicht von dem Chip-Schaden betroffen.
Den Bankenverbänden zufolge ist bei den betroffenen Karten eine durch Lieferanten programmierte Software fehlerhaft und dadurch nicht in der Lage, die neue Jahreszahl 2010 korrekt zu verarbeiten. Davon seien Karten der meisten deutschen Kreditinstitute betroffen - insgesamt 30 Millionen Stück.
Probleme im Handel
Bei den Sparkassen seien jedoch bereits innerhalb weniger Stunden nach Auftreten der ersten Vorfälle alle 25.700 Geldautomaten so umgestellt worden, dass sie alle EC-Karten verarbeiten können. Den Bankenverbänden zufolge gilt das auch für Geldautomaten anderer Kreditinstitute im Inland.
Beim Einsatz von Kreditkarten an Geldautomaten könne es jedoch zu Einschränkungen kommen. Der Sparkassenverband empfiehlt, an den Automaten bis auf weiteres die EC-Karten und nicht die Kreditkarten einzusetzen.
Im Handel gebe es ebenfalls weiterhin Einschränkungen im Zahlungsverkehr mit den betroffenen EC-Karten. Bis Donnerstag dieser Woche sollen rund 85 Prozent aller Händlerterminals wieder alle EC-Karten verarbeiten, bis Montag nächster Woche solle wieder eine 100-prozentige Funktionsfähigkeit hergestellt werden.
Im Ausland weiterhin Einschränkungen - Bargeld mitnehmen
Wegen des Fehlers kommt es laut DSGV auch im Ausland zu Einschränkungen im Zahlungsverkehr an Geldautomaten und Händlerterminals. Kurzfristig soll nun für die fünf großen Urlaubsländer Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich und Spanien durch neue Konfigurierungen der Geldautomaten und Händlerterminals sichergestellt werden, dass die Karten der Sparkassen dort funktionieren.
Bis dahin sollten sich betroffene Kunden im Ausland am Schalter eines Kreditinstituts mittels einer Kreditkarte mit Bargeld versorgen. Zudem empfahl der Verband den Kunden, Bargeld mitzuführen. Der Verband der Privatbanken weist zudem darauf hin, dass Barauszahlungen mittels einer Kreditkarte am Schalter einer Bank im Ausland gegen Unterschrift und Vorlage eines Ausweises möglich seien. Betroffene Kunden, die planen ins Ausland zu reisen, sollten sich in Deutschland ergänzend mit Reiseschecks von ihrer Hausbank versorgen.
Die Fehlfunktion der Karten könnte für die Geldinstitute neben dem Imageschaden auch finanziell zur Belastung werden. Mehrere Beteiligte von Zahlungsverkehrsdienstleistern, Branchenverbänden und einzelnen Banken erklärten laut "Handelsblatt", dass mittlerweile zur Behebung der Panne auch ein Austausch von Karten diskutiert werde. Würden alle rund 30 Millionen fehlerhaften Karten ersetzt, käme auf die deutschen Banken insgesamt nach Schätzungen der Zeitung ein dreistelliger Millionenbetrag zu.
Nachtrag: In einer früheren Version dieses Artikels war die Deutsche Bank als ein Beispiel für im entsprechenden Bundesverband organisierte Banken genannt. Die Deutsche Bank legt Wert auf die Feststellung, dass sie zwar Mitglied im Bundesverband deutscher Banken ist, ihre Kunden aber nicht von dem Chipkarten-Problem betroffen sind.