Sabotage durch Hacker BSI registriert deutlichen Anstieg bei Cyber-Angriffen auf Infrastruktur

Wasser- und Stromnetze sind zuletzt deutlich häufiger Ziel von Hackerangriffen geworden. Das zeigen einem Medienbericht zufolge bisher unveröffentlichte Zahlen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik.
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn

Foto: Andreas Rentz/ Getty Images

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat einem Medienbericht zufolge eine deutliche Zunahme von Hacker-Angriffen auf Betreiber kritischer Infrastrukturen registriert. In der zweiten Jahreshälfte 2018 habe das BSI von 157 solchen Attacken erfahren, davon 19 auf das Stromnetz, berichtete die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf bislang unveröffentlichte Zahlen.

Im vorherigen Berichtszeitraum - vom 1. Juni 2017 bis 31. Mai 2018 - erreichten das BSI nach eigenen Angaben 145 Meldungen, im entsprechenden Zeitraum davor waren es 34. Das BSI geht dem Zeitungsbericht zufolge von einer nicht näher benannten Dunkelziffer bei Cyber-Attacken aus

In Deutschland werden zu den Betreibern kritischer Infrastrukturen Organisationen und Einrichtungen aus den Bereichen Energie, Informationstechnik und Telekommunikation, Transport und Verkehr, Gesundheit, Wasser, Ernährung, Finanz- und Versicherungswesen, Staat und Verwaltung sowie Medien und Kultur gezählt. Online-Angriffe, die kritische Infrastruktur wie Kraftwerke lahmlegen, sind ein Schreckensszenario für Kriege mit Digitalangriffen. Beim BSI können Konzerne derartige Vorfälle melden - je nach Größe und Relevanz müssen sie dies auch.

Cyber-Sicherheit zentral in Bundeshand?

Katherina Reiche, Hauptgeschäftsführerin des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), forderte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Die Stromversorgung als Herzschlag der digitalen Gesellschaft muss im Interesse der nationalen Sicherheit auch Teil der deutschen Cyber-Sicherheitsarchitektur werden." Eine zentrale Bundeszuständigkeit zur Cyber-Sicherheit sei notwendig, um mit schlanken Strukturen und kurzen Entscheidungswegen frühzeitig auf Cyber-Bedrohungen aller Art zu reagieren. Die Stadtwerke und Netzbetreiber müssten dabei einbezogen sein.

Die Bundesregierung will mit einer neuen Agentur für Cybersicherheit den Schutz vor Angriffen im Internet stärken. Ziel der Agentur soll es sein, Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit hohem Innovationspotenzial auf dem Gebiet der IT-Sicherheit zu fördern und zu finanzieren, soweit an diesen ein Interesse des Bundes besteht. So will man der Entwicklung von Cyberwaffen nicht weiter hinterherlaufen. Angesiedelt werden soll die Agentur in der Region Halle-Leipzig.

Außerdem sollen die Kompetenzen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erheblich erweitert werden. So soll das BSI nach SPIEGEL-Informationen in besonderen Gefahrenlagen ein Weisungsrecht gegenüber Wirtschaftsunternehmen erhalten.

Attacke auf Druckerei

Einen spektakulären Fall von Industrie-Sabotage hat es vor einigen Wochen in Kalifornien gegeben: Dort hatten offenbar Hacker eine Druckerei lahmgelegt, in der größere Blätter wie die "Los Angeles Times" und die "San Diego Union-Tribune" in Kalifornien sowie die Westküstenausgaben des "Wall Street Journal" und der "New York Times" hergestellt werden. Das Medienunternehmen Tribune Publishing hatte Medien zufolge Schadsoftware auf seinen Servern entdeckt.

Die Cyberattacke sei möglicherweise von außerhalb der USA gekommen, berichtete die "LA Times" später. Weitere Details zu Ursprung oder Motiv des Angriffs wurden zunächst nicht bekannt.

oka/dpa/Reuters
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