Europaweite Studie Die Hälfte aller jungen Menschen hat schon digitale Gewalt erlebt

Digitale Gewalt kann in vielen Formen auftreten: diskriminierende Kommentare, Cybermobbing, Hatespeech, digitale Erpressungsaktionen oder ungebetene Dickpics. Eine neue EU-weite Umfrage zeigt nun, dass knapp ein Drittel aller Befragten schon einmal persönlich von der einen oder anderen Form digitaler Gewalt betroffen war.
Durchgeführt wurde die repräsentative Studie, die dem SPIEGEL vor ihrer Veröffentlichung am Donnerstag vorlag, im Auftrag der Betroffenenorganisation Hate Aid und der Stiftung »Alfred Landecker Foundation«. Dafür wurden in den EU-Staaten insgesamt 2000 Personen im Alter zwischen 18 und 80 Jahren zu dem Thema befragt.
Klare Unterschiede gibt es demnach zwischen den Altersgruppen. Je jünger die Betroffenen sind, umso häufiger mussten sie bereits Formen von Online-Hass erleben. So war »jede zweite Person in der jüngsten Altersgruppe (18–35 Jahre) schon persönlich von digitaler Gewalt betroffen«.
Die Zahl der jungen Erwachsenen, die digitale Gewalt zumindest beobachtet haben, liegt deutlich höher: »92 Prozent der Männer bzw. 90 Prozent der Frauen in der Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen waren bereits mehrfach Zeug*innen«, heißt es in der Untersuchung. »Somit ist für die junge Generation digitale Gewalt nicht nur zur Realität, sondern zur traurigen Normalität geworden«, heißt es in der Studie.
In der Altersgruppe der 36- bis 64-Jährigen war rund ein Viertel der Befragten von digitaler Gewalt betroffen, bei den Befragten zwischen 65 und 80 Jahren war es rund jeder zehnte Befragte. Männer waren in allen Altersgruppen jeweils einige wenige Prozentpunkte häufiger betroffen als Frauen.
Kritik an Social-Media-Konzernen
Kritisch äußerte sich ein Großteil der Befragten über die Maßnahmen von Social-Media-Unternehmen wie Facebook, Twitter, YouTube und TikTok. Mehr als acht von zehn stimmten demnach vollständig oder bedingt der Aussage zu, dass diese Unternehmen nicht genug tun, um Nutzerinnen und Nutzer vor digitaler Gewalt zu schützen.
Hate Aid hatte die Umfrage auch vor dem Hintergrund der aktuellen Verhandlungen um den Digital Services Act (DSA) in Auftrag gegeben. Mit dem europäischen Gesetzespaket sollen Digitalunternehmen stärker und effizienter reguliert werden. Viele Details sind jedoch noch unklar. (Lesen Sie hier mehr Details zu den EU-Plänen.)
Politikerinnen und Politiker in der EU müssten »endlich handeln und im Digital Services Act klare Regeln für Plattformen und Grundrechte der Nutzer*Innen festschreiben«, kommentierte Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin von Hate Aid, die Ergebnisse der Untersuchung.