Verschlüsselung Google und WhatsApp unterstützen Apple in Streit mit dem FBI

Muss Apple dem FBI helfen, das iPhone des Attentäters von San Bernardino zu knacken? Das Unternehmen wehrt sich und bekommt nun Schützenhilfe von anderen Tech-Riesen.
WhatsApp-Chef Jan Koum auf einer Konferenz: Es geht um Freiheit

WhatsApp-Chef Jan Koum auf einer Konferenz: Es geht um Freiheit

Foto: LLUIS GENE/ AFP

Apple bekommt im Streit mit US-Behörden Unterstützung aus den Chefetagen von Google und WhatsApp. Es geht um die Frage, ob Apple den Ermittlern im Fall des Attentäters von San Bernardino helfen muss, dessen iPhone entsperrt zu bekommen.

Google-Chef Sundar Pichai warnte, die Forderung an ein Unternehmen, das Hacken von Geräten und Daten seiner Kunden zu ermöglichen, "könnte ein besorgniserregender Präzedenzfall werden" und die Privatsphäre von Nutzern verletzen. Er hoffe auf eine bedachte und offene Diskussion zu dem Thema, schrieb Pichai unter anderem in einer Serie von Tweets  in der Nacht zum Donnerstag.

Der Gründer des Kurzmitteilungsdiensts WhatsApp, Jan Koum, sicherte Apple-Chef Tim Cook noch unmissverständlicher seine Unterstützung zu. "Wir dürfen diesen gefährlichen Präzedenzfall nicht zulassen", schrieb er in einem Facebook-Eintrag . Es gehe um die Freiheit. WhatsApp wurde vor rund zwei Jahren für 22 Milliarden Dollar von Facebook übernommen, Koum führt den Dienst weiter.

Apple warnt vor einer Hintertür

Apple-Chef Cook kündigte am Mittwoch an, das Unternehmen werde sich gegen die gerichtliche Anordnung wehren, dem FBI das Entsperren des iPhones eines toten Attentäters zu ermöglichen. Es geht um das iPhone 5C von Seyd F., der im Dezember gemeinsam mit seiner Frau Tashfeen M. in San Bernardino 14 Menschen getötet hat. Seit Monaten versuchen Experten des FBI, an die Daten heranzukommen, ohne Erfolg. Grund ist eine automatische Verschlüsselung des Handyspeichers, die Apple mit iOS 8 eingeführt hatte.

Nur mit der korrekten PIN lässt sich das fragliche iPhone entsperren und der Speicher entschlüsseln. Früher ließen sich solche Sperren durch endloses Ausprobieren aller möglichen Kombinationen, sogenannte Brute-Force-Angriffe, überwinden. Das funktioniert bei aktuellen iPhones nicht mehr. Eine Sperrfunktion blockiert das schnelle Ausprobieren von Zahlenkombinationen. Vor allem aber gibt es in iOS die Option, den Speicher nach zehn Fehlversuchen automatisch löschen zu lassen. Diese Option könnte beim Handy des Attentäters aktiviert worden sein.

Würde Apple die geforderte Software entwickeln, entstünde damit auch generell eine "Hintertür" ins iPhone, argumentiert Cook. Die könnten auch andere später ausnutzen. Man habe nach den Anschlägen von San Bernardino eng mit den Behörden zusammengearbeitet, bei den Ermittlungen geholfen und dem FBI alle geforderten Daten übermittelt. Sogar Apple-Ingenieure habe man als Berater bereitgestellt. Die aktuelle Forderung sei aber "zu gefährlich".

US-Politiker kritisieren Apple harsch

Wichtige US-Politiker griffen Apple für diese Position dagegen scharf an. Die kalifornische Senatorin Dianne Feinstein, die Vize-Vorsitzende des Geheimdienst-Ausschusses ist, will notfalls Gesetzesänderungen anstoßen, um an die Daten des iPhones zu kommen. In ihrem Staat seien durch einen Terroranschlag 14 Menschen gestorben, das verschlüsselte Telefon könne zusätzliche Informationen liefern, sagte sie dem Nachrichtensender CNN. "Ich bin überzeugt, dass es zu unserer Verantwortung und Pflicht als Regierung gehört, dafür zu sorgen, dass Apple diese Informationen liefert."

Der republikanische Senator Tom Cotton war noch harscher in seiner Kritik: "Apple entschied sich, die Privatsphäre eines toten IS-Terroristen statt der Sicherheit des amerikanischen Volks zu schützen." Der Milliardär Donald Trump, der für die Republikaner als Präsidentschaftskandidat antreten will, erklärte im Sender MSNBC, Apple handele schandhaft und müsse gezwungen werden, dem FBI zu helfen.

dpa/gru
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