Facewatch Online-Pranger für die Hosentasche

Mit Hilfe einer App fahndet die Londoner Polizei jetzt nach den Beteiligten der Krawalle im letzten Sommer. Die Anwendung zeigt fast 3000 Bilder von Verdächtigen. Wer seinen Nachbarn erkennt, soll ihn anschwärzen.
Vermummter Aufrührer im Londoner Norden (August 2011)

Vermummter Aufrührer im Londoner Norden (August 2011)

Foto: DPA

London - Der Londoner Metropolitan Police Service (MPS) bittet die Bürger wieder einmal um Mithilfe bei der Fahndung nach Kriminellen. Vor allem geht es um mutmaßliche Randalierer und Plünderer, die an den Krawallen im August 2011 beteiligt gewesen sein sollen. Und diesmal soll die gemeinschaftliche Verbrecherjagd sogar ganz bequem per Smartphone-App funktionieren.

"Facewatch id " nennt sich die App, entwickelt von der Firma Facewatch und gesponsort unter anderem von Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM). Laut einer Pressemitteilung von Facewatch  wurde sie mit 2880 Bildern bestückt, die Überwachungskameras während der Aufstände von Verdächtigen gemacht haben. Die Bilder sind nach Postleitzahlen geordnet, so dass die Nutzer der App nach Fotos aus der Nachbarschaft suchen können. Erkennen sie jemanden auf einem Bild, haben sie die Möglichkeit, diese Person zu melden - und Namen und Adressen des Verdächtigen an die Polizei zu schicken.

Die App könne den Bürgern helfen, "ihre Nachbarschaft sicherer zu machen", heißt es in der Produktbeschreibung von Facewatch . Mark Rowley, Assistant Commissioner, sagt in der Presseerklärung, es sei "ein phantastischer Weg" für die Londoner, bei der Bekämpfung von Kriminalität zu helfen. Er hoffe, dass zwei Drittel der Smartphone-Besitzer aus der britischen Hauptstadt die App herunterladen und wöchentlich checken. Denn es sollen regelmäßig neue Bilder hinzukommen von "Leuten, mit denen wir noch sprechen müssen". Die App gibt es sowohl für Apple- und Android-Geräte als auch für Blackberrys.

Die Suche nach Straftätern mit Hilfe von Fotos ist in Großbritannien durchaus üblich - und schon kurz nach den Krawallen setzte die Londoner Polizei auf Crowdsourcing auch im Netz, um den Verdächtigen auf die Spur zu kommen. So veröffentlichten die Fahnder nicht nur Bilderstrecken in klassischen Medien , sondern bestückten auch den MPS-eigenen Fotostream auf Flickr  mit Bildern aus Überwachungskameras und entsprechenden Suchaufrufen. Diese speziellen Fotoalben stehen dort nun zwischen Alben vom Karneval in Notting Hill oder der royalen Hochzeit.

Die neue App soll aber nicht nur dabei helfen, mutmaßliche Beteiligte an den Krawallen vom vergangenen August zu finden. Sie soll 2000 weitere Bilder enthalten von Menschen, die wegen anderer Delikte polizeilich gesucht werden.

"Das wird alles verändern", jubelt kritiklos ein Kommentator im iTunes-Store , "endlich können wir alle im Kampf gegen Kriminalität zusammenarbeiten". Ein anderer schreibt, die App sei eine ausgezeichnete Idee und helfe der Öffentlichkeit, ihre Gemeinde zu säubern.

juh
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