Millionenschwerer Identitätsklau Polizei feiert Massenfestnahme von Kartenklonern

Sie logierten in teuren Hotels, mieteten Luxusautos und Privatjets - das ist nun vorbei: Die New Yorker Polizei hat 86 mutmaßliche Kreditkarten-Fälscher auf einmal geschnappt, 25 weitere sind noch flüchtig. Strafverfolger sprechen vom größten derartigen Fall in der Geschichte, es geht um viele Millionen Dollar.
Kreditkarten: Großer Fälscherring in New York gesprengt

Kreditkarten: Großer Fälscherring in New York gesprengt

Foto: DDP

New York - Das Prinzip ist nicht neu, aber hier wurde es offenbar in besonders großem Stil angewendet: Kellner, Verkäufer, Bankangestellte werden mit kleinen Geräten ausgestattet, mit denen sich die Daten auf Kreditkarten auslesen lassen. Wenn ein Gast im Restaurant, ein Kunde im Schuhgeschäft seine Rechnung bezahlt, hinterlässt er nicht nur die Summe, die er schuldig ist - sondern auch alle auf der Kreditkarte gespeicherten Daten. Es ist eine besondere Form von Skimming, dem gezielten und organisierten Plastikgeldbetrug.

Die Daten werden dann an einen Ring von Identitätsdieben weitergereicht. Dann werden geklonte Karten hergestellt, auf Basis der entwendeten Daten. Mit diesen gefälschten Karten gehen designierte "Shopper" dann auf Einkaufstour, erwerben vorzugsweise hochpreisige Elektronik und ähnlich teure Waren, um sie umgehend zu Geld zu machen.

In New York wurden nun 86 Personen verhaftet, die in insgesamt fünf Ringen solcher professioneller Identitätsdiebe organisiert gewesen sein sollen - die lokalen Strafverfolger halten den Fall für den größten in der Geschichte. Insgesamt 111 Personen werden beschuldigt, an den illegalen Aktionen beteiligt gewesen zu sein, 25 sind jedoch noch flüchtig. Operiert haben sie den Behördenangaben zufolge vom New Yorker Stadtteil Queens aus, doch ihre Verbindungen reichten bis nach Asien, Afrika, Europa und in den Nahen Osten. Gestohlen wurden die Daten nicht nur in den USA, sondern auch in Russland, Libyen, im Libanon und China.

"Hier wurde niemand mit vorgehaltener Waffe bedroht", erklärte der New Yorker Polizeichef Raymond Kelly, "aber die Folgen für die Opfer waren dieselben: Sie wurden ausgeraubt." Der Bezirksstaatsanwalt von Queens, Richard Brown, sagte, man habe es hier mit dem "bei weitem größten - und mit Sicherheit einem der ausgefeiltesten - Fälle von Identitätsdiebstahl und Kreditkartenbetrug zu tun, mit denen Strafverfolger je konfrontiert waren".

Luxussportwagen und Fünf-Sterne-Hotels

Die Täter sollen außer Karten der Marken American Express, Mastercard, Visa und Discover auch Sozialversicherungsnummern und gelegentlich falsche Identitätsnachweise wie Führerscheine hergestellt haben. Die mit den gefälschten Karten erstandene Elektronik - der BBC zufolge waren Produkte der Firma Apple bei den Einkäufern besonders beliebt - wurden anschließend an Verbrechersyndikate in China, Europa und dem Nahen Osten weiterverkauft.

Insgesamt sei ein Schaden von 13 Millionen Dollar entstanden, so die New Yorker Strafverfolger. Allein bei Razzien in den vergangenen Tagen habe man Zehntausende Dollar in bar, Computerausrüstung im Wert von 650.000 Dollar, Handfeuerwaffen und einen Lastwagen voll mit Elektronik, Computern, Designerschuhwerk und technischer Ausrüstung für den Identitätsklau sichergestellt.

Akkuschrauber statt MacBooks

Das "Wall Street Journal" berichtet, die Shopping-Teams der nun gesprengten Fälscherringe hätten ihre Kreditkarten auch für einen sehr kostspieligen Lebensstil genutzt. Sie quartierten sich in Fünf-Sterne-Hotels in Miami Beach ein, mieteten sich europäische Luxussportwagen und charterten Privatjets.

Die Ermittlungen in dem Fall liefen bereits seit Oktober 2009. Außer den Identitätsdieben wurden zwei Dutzend weitere Personen verhaftet, denen Raub und Diebstahl zur Last gelegt werden. In einem Fall sollen die Täter einen Trupp losgeschickt haben, um eine Ladung MacBook-Pro-Laptops im Wert von etwa einer Million Dollar zu rauben, die an Bord einer Lufthansa-Maschine auf dem New Yorker Kennedy-Airport ankommen sollte. Als sie sich mit der Beute in Sicherheit wähnten, mussten sie ernüchtert feststellen, dass sie statt der teuren Rechner kabellose Elektrowerkzeuge gestohlen hatten - beispielsweise Akkuschrauber.

cis/AFP
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