Nach Anonymous-Attacke Polnische Regierung will über Acta-Abkommen diskutieren

Mit massenhaften Abfragen wurden Websites der polnischen Regierung blockiert. Die Web-Aktivistengruppe Anonymous kritisierte so das umstrittene Acta-Abkommen gegen Internetpiraterie. Nun kündigte Ministerpräsident Donald Tusk neue Beratungen an.
Regierungsseite nicht gefunden: Anonymous blockierte polnische Websites

Regierungsseite nicht gefunden: Anonymous blockierte polnische Websites

Foto: PETER ANDREWS/ REUTERS

Warschau - Nach einem Denial-of-Service-Angriff auf die Internetseiten der polnischen Regierung hat Ministerpräsident Donald Tusk für Montag neue Gespräche über das Internetgesetz angekündigt. Der zuständige Minister Michal Boni bedauerte am Montag im Rundfunksender Tok FM, es habe bisher nicht genug öffentliche Diskussion über das Acta-Gesetz gegeben. Die umstrittene Verordnung soll die Verbreitung von Raubkopien über das Internet bekämpfen.

"Wir sollten uns noch ein bisschen Zeit lassen", sagte Boni. Kritiker sprechen von einer totalen Überwachung des Internets. Polens Regierung wollte das Gesetz am 26. Januar unterschreiben.

Am Wochenende hatte ein polnischer Ableger des Web-Kollektivs Anonymous unter anderem die Internetseiten des Regierungschefs und des Parlaments lahmgelegt. Auch am Montagmorgen war kein Zugriff auf die Seiten möglich. Gegen Mittag war die Seite des Parlamentes wieder zugänglich, am Sonntagabend erklärte Anonymous die Operation vorerst für beendet.

Unerwartet positiven Zuspruch erhielten die Angreifer von General Stanislaw Koziej, dem Sicherheitsberater des polnischen Präsidenten. Der Hackerangriff sei für die Sicherheitsbehörden eine gute Übung im Umgang mit Cyberkriminalität, sagte Koziej im Radiosender RFM. "Der Sicherheitsrat hat schon lange auf diese Art von Problemen hingewiesen. Die Angriffe helfen, den Staat besser auf solche Attacken vorzubereiten."

Unterdessen organisierte am Montagmorgen eine noch nicht näher bekannte andere Hackerorganisation erneut einen Angriff auf die Seite von Tusks Kanzlei, wie die Online-Ausgabe der "Gazeta Wyborcza"  berichtete. "Ihr werdet das Internet nicht zensieren", schrieben die Hacker auf der gekaperten Website.

ore/dpa/dapd
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren