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Screenshot der NSA-Botschaften: Liebe und Cyberangriffe kommen unterwartet
Die National Security Agency, kurz NSA, gilt als Spezialistin für vieles, aber wohl nicht für die Liebe. Das sehen die Mitarbeiter des Geheimdienstes offenbar anders: Zum sogenannten Love Note Day, dem Grußkartentag in den USA am vergangenen Wochenende, teilt der Geheimdienst seine Weisheiten über Liebe mit der Welt - mit unbeholfenen Liebeskärtchen.
"Alles, was du brauchst, ist Liebe...und Schutz für deine Netzwerke", steht auf einem rosafarbenen Banner auf der NSA-Webseite. "Liebe und Cyberattacken kommen unerwartet", heißt es auf einem anderem, "aber wenigstens kann man sich auf Cyberattacken vorbereiten." Daneben prangen blaue Herzen.
Auf den ersten Blick sehen die etwas lieblos gestalteten Botschaften aus wie gewöhnliche E-Cards zum Verschicken. Doch der Klick auf die Motive führt zu Presse- und Werbebotschaften des Geheimdienstes. Die Berichte über die Arbeit und Ausbildung der Behörde wurden durch die schrägen Botschaften lediglich etwas, nun ja, lustiger dargestellt.
Der NSA-Humor ist bereits bekannt
Wer die Überwachungsaffäre und die vielen Snowden-Enthüllungen genau verfolgt hat, dürfte schon öfter über den NSA-Humor gestolpert sein: In den Präsentationen der Spione finden sich zwischendrin immer Folien zum Kopfschütteln, etwa Katzenbilder, tanzende Strichmännchen oder unpassende Scherze. Beispielsweise heißt es in einer Präsentation, in der es unter anderem um die Überwachung von Mobilgeräten geht: "Wir wissen, wie schlecht du in Angry Birds bist"; in Dokumenten zur Überwachung der Olympischen Spiele steht der ironisch veränderte Werbeslogan: "Die Welt wird zusehen, und die NSA auch!"
Nun fanden es die Mitarbeiter also offenbar passend, Informationen über ihre Arbeit als Liebesbotschaften zu verpacken - vielleicht ja eine Idee der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit.
NSA-Hauptquartier (aus der Luft, wie meistens): Fotos sind verboten, gleichzeitig gibt es einen Souvenirshop
Foto: National Security Agency/ dpaDie Öffentlichkeitsarbeit für einen Geheimdienst ist eine schwierige, nahezu paradoxe Aufgabe: Über die Arbeit im Geheimen lässt sich nun einmal wenig Genaues sagen, und gerade die Abkürzung NSA deuteten Amerikaner früher als "No Such Agency", also als nicht existierende Behörde. Als so verschwiegen galt der Geheimdienst. Spätestens die Enthüllungen von Edward Snowden haben das grundlegend geändert. Seit Jahren ist die NSA ständig in der Presse - und zwar nicht mit positiven Schlagzeilen.
Geheimdienst mit eigenem Fanshop
Ihrem so entstandenen schlechten Ruf möchte die Behörde gern gegensteuern - aber eine öffentliche Image-Kampagne, eine Transparenzoffensive mit Tag der offenen Tür passt nun einmal schlecht zum Geheimdienst.
Allerdings gibt es erste Zeichen eines Umdenkens. Schon 2013 gab der ehemalige NSA-Chef Keith Alexander kurz vor den Feiertagen einen Gesprächsleitfaden für seine Mitarbeiter heraus. Mit Hilfe des Papiers sollten die Geheimdienstmitarbeiter auch kritische Fragen von Familienmitgliedern und Freunden zur NSA parieren können. Reden statt schweigen.
Den Zwiespalt zwischen Geheim- und Öffentlichkeitsarbeit kann man auch beobachten, wenn man das NSA-Hauptquartier in Fort Meade aufsucht: Mehr als den verspiegelten Büroklotz und jede Menge Parkplätze gibt es zunächst nicht zu sehen. Das Glashaus zu fotografieren ist den Besuchern strikt untersagt; auf dem Parkplatz stehen Autos mit abgedunkelten Scheiben und laufendem Motor, die zumindest den Eindruck vermitteln, als würde das auch kontrolliert.
Gleichzeitig gibt es aber eine Art Besucherzentrum für all diejenigen, die sich trotz der wenig einladenden Atmosphäre aufs Gelände trauen. In einem Nebenbau hinter Bäumen ist ein Museum der Kryptografie untergebracht und ein kleiner Laden, der tatsächlich NSA-Fanartikel anbietet: T-Shirts, Kugelschreiber, Schlüsselanhänger. Besucher werden freundlich begrüßt und durchs Museum geführt, Fragen und Fotos sind ausdrücklich erlaubt (siehe Fotostrecke). Der Geheimdienst gibt sich hier offen.
Und jetzt sogar plötzlich offenherzig: Mit bunten Liebesbotschaften macht er auf seine eigene Arbeit aufmerksam. Wie viel Aufmerksamkeit sich die NSA für die Aktion aber wirklich wünscht, muss sich noch zeigen: Wir haben bei der Presseabteilung angefragt, ob wir die herzigen Bildchen von der Seite einzeln auch bei uns veröffentlichen dürfen. Eine Antwort steht noch aus.
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Nächste Ausfahrt NSA: Das Hauptquartier des Geheimdienstes in Fort Meade ist gut ausgeschildert.
Mosaik im Eingang des National Cryptologic Museum: Anders als im Hauptgebäude auf dem Gelände sind Besucher hier im Nebengebäude herzlich willkommen und werden freundlich begrüßt.
Fotos sind nur in eine Richtung erlaubt: Das Flugzeug darf man zwar ablichten, "inakzeptabel" wäre allerdings ein Foto von der anderen Seite, auf dem das Flugzeug im Vordergrund und der Bürokomplex im Hintergrund zu sehen wäre. Im Rücken des Fotografen steht das berühmte Glasgebäude.
Infotafel im Museum: Mit Öffentlichkeitsarbeit ist es beim Geheimdienst immer so eine Sache.
Verschlüsselung früher und heute: Ein Besuch im Museum ist durchaus interessant, es geht um Verschlüsselungssysteme im Lauf der Geschichte und natürlich auch darum, wie man sie knackt.
Verschlüsselungsgerät unterm Hakenkreuz: Die Tunny SZ40 wurde als Ergänzung zur Verschlüsselungsmaschine Enigma gebaut und ist hier ebenso wie sie ausgestellt.
Werkzeug der Entschlüsseler: "Bombe" ist ein Gerät zum Knacken der Enigma-Verschlüsselung während des Zweiten Weltkriegs.
Infowand im Museum: Die Ausstellung ist so etwas wie ein Besucherzentrum, hier wirbt die NSA für ihre Arbeit.
Maskottchen in der Ausstellung: Vor allem Kinder sollen im Museum etwas über das Ver- und Entschlüsseln und den Geheimdienst lernen.
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