Online-Zuspruch Facebook-Fans wollen Guttenberg zurück

Vor seinem Rücktritt hatte Karl-Theodor zu Guttenberg über 300.000 Fans bei Facebook - und nach seinem Rücktritt immer noch. In neuen Gruppen sammeln sich die Fans des Barons, fordern seine Rückkehr, seinen Verbleib in der aktiven Politik. Online-Votes zeigen dagegen eine Abkehr vom Ex-Minister.
Pro-Guttenberg-Gruppe bei Facebook: "Nicht alt, verkalkt, senil und futterneidisch"

Pro-Guttenberg-Gruppe bei Facebook: "Nicht alt, verkalkt, senil und futterneidisch"

Das Netz und seine Möglichkeiten zur Herstellung von Transparenz haben Karl-Theodor zu Guttenberg den Job gekostet. Doch auch die Fangemeinde des fränkischen Barons lässt nicht locker und hält weiter stramm an ihrem Idol fest. Schon die vor zwei Wochen ins Leben gerufene Facebook-Seite "Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg hatte mehr als 340.000 Fans gefunden . Nun gibt es eine weitere Solidaritätsseite, diesmal mit dem flehenden Titel "Wir wollen Guttenberg zurück" .

Am Mittwochvormittag hatten sich schon über 300.000 Unterstützer eingetragen, pro Minute kommen mehrere Dutzend neue Anhänger des Ex-Ministers dazu. In den Kommentaren machen die Facebook-Nutzer ihrem Unmut Luft, Regina Noack schreibt, wohl stellvertretend für die allermeisten Mitglieder: "Da haben wir schon mal einen Politiker der nicht alt, verkalkt, senil und futterneidisch ist und dann wird er von solchen Dilettanten abgesägt!!". Eine weitere Seite, die mit der korrekten Vornamensnennung aufwartet, hat bislang nicht ganz so eingeschlagen. Bis Mittwochvormittag hatten bei "Wir wollen Karl-Theodor zu Guttenberg zurück" lediglich knapp 25.000 Facebook-User ihre Unterstützung signalisiert.

Insgesamt zeigen diese Zahlen aber deutlich, dass sich im Internet schon lange nicht mehr nur netzaffine Experten mit einer dauerkritischen Haltung tummeln, sondern eben auch der ganz durchschnittliche Otto Normalverbraucher. Kein Wunder, die deutsche Dependance von Facebook hat inzwischen an die 16 Millionen Mitglieder. Es sind also immerhin knapp zwei Prozent der deutschen Nutzerschaft, die sich hier so vehement für Guttenberg aussprechen.

Die - natürlich nicht repräsentativen - Umfragen deutscher Onlinemedien zum Thema zeichnen dagegen ein anderes Bild. Selbst bei Publikationen mit mutmaßlich eher konservativ eingestellter Leserschaft ist die Mehrheit der Abstimmenden der Meinung, dass der Rücktritt notwendig, wenn nicht gar überfällig war.

Guttenberg-Abstimmungen: Der Rücktritt war ...

... richtig/kam zu spät* ... war unnötig/falsch*
FAZ.net 76 24
Tagesspiegel.de 74 26
Spiegel.de 70 30
Focus.de 52 48
Frankfurter Rundschau 89 11
Tagesschau.de 64 34
Welt.de 59 41
* auf ganzzahlige Prozentwerte gerundet. Stand: 02.03.11, 13.30

Trotzdem stecken die Macher des Guttenplag-Wiki nicht auf, sondern wollen ihre Inspektion der von Plagiaten und ungekennzeichneten Textanleihen durchsetzen Doktorarbeit zu Guttenbergs fortsetzen. Gestern Abend legten sie den zweiten Zwischenbericht vor. Demzufolge wurden auf 324 der 393 Seiten der Dissertation plagiierte Stellen gefunden .

Mit der Fortführung ihrer Untersuchung wollen die Initiatoren auch klarmachen, dass sie sich nicht als Teil einer Kampagne begreifen, sondern eine streng wissenschaftlich orientierte Agenda verfolgen: "Wir bedauern, dass Herr Freiherr zu Guttenberg bei der Ankündigung seines Rücktritts keine klaren Worte zur offensichtlichen Täuschungsabsicht und zur Urheberschaft der Dissertation gefunden hat. Der Rücktritt des Bundesministers der Verteidigung ist und war nicht Ziel dieses Projekts. Ziel ist die detaillierte Aufklärung der Umstände, unter denen die Dissertation entstanden ist. Daher werden wir weiterhin an der Analyse und Dokumentation der Doktorarbeit arbeiten und unsere Ergebnisse in einem Abschlussbericht veröffentlichen."

meu
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten