Panoramafreiheit Mehrheit im EU-Parlament offenbar gegen Foto-Einschränkungen

Selfie vor dem Eiffelturm: Fotos vor neueren Gebäuden, bei denen der Architekt noch keine 70 Jahre tot ist, könnten zum Problem werden
Foto: Fredrik Von Erichsen/ dpaFotos von öffentlichen Gebäuden können in Deutschland wohl auch künftig ohne besondere Erlaubnis kommerziell genutzt werden. Ein Großteil der Abgeordneten im EU-Parlament sei gegen eine entsprechende Änderung des Urheberrechts, hieß es am Mittwoch in Brüssel aus Parlamentskreisen.
Die großen Fraktionen hätten sich darauf verständigt. Damit würden sie sich bei der Plenarabstimmung am 9. Juli gegen eine anderslautende Stellungnahme des Rechtsausschusses stellen.
In dem Gremium hatten Christdemokraten, Sozialdemokraten und Liberale zuvor für eine Reform des Urheberrechts gestimmt. Demnach müsste für die kommerzielle Nutzung von Fotos, etwa von öffentlichen Gebäuden oder Skulpturen, künftig die Einwilligung der Urheber eingeholt werden. Betroffen wären Kunstwerke und Gebäude, bei denen der Urheber noch keine 70 Jahre tot ist.
Die Regelungen in Europa unterscheiden sich derzeit. In Deutschland darf man Fotos von Gebäuden und öffentlichen Kunstwerken machen und sie frei verwenden, auch für kommerzielle Produkte wie Kalender oder Postkarten. Das nennt sich Panoramafreiheit.
Unter anderem der Fotografenverband Freelens hatte sich nach der Ausschuss-Entscheidung alarmiert gezeigt. Die Piraten-Europaabgeordnete Julia Reda, die die Reform des Urheberrechts im Parlament federführend betreut, warnte auch vor Konsequenzen für private Nutzer, die Bilder über Plattformen wie Facebook verbreiten wollen.
Bei der Abstimmung in der kommenden Woche bezieht das Europaparlament Position zur anstehenden Reform des europäischen Urheberrechts. Der eigentliche Vorschlag für ein neues Gesetz, eine EU-Richtlinie, kommt von der Kommission. Er wird im Herbst erwartet. Darüber verhandeln dann das Parlament und die EU-Staaten, am Ende müssen sich beide einigen.