Fälschung geht viral Fakebild von Explosion am Pentagon sorgt für Aufregung

Ein gefälschtes Bild von schwarzem Rauch über dem US-Verteidigungsministerium ist auf Twitter viral gegangen. Doch es wurde wohl von einer KI erstellt – auch ein russischer Propagandasender fiel darauf rein.

Ein gefälschtes Foto einer Explosion am Pentagon wurde am Montagabend vielfach auf Twitter geteilt. Einige der Beiträge wurden offenbar tausendfach aufgerufen und mehr als hundertmal geteilt, wie Screenshots zeigten. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sah sich zu der Richtigstellung genötigt, dass es in Wirklichkeit keine Bombenexplosion gegeben hat: »Wir können bestätigen, dass es sich um eine Falschmeldung handelt und das Pentagon heute nicht angegriffen wurde«, so der Sprecher.

Die auf den ersten Blick authentisch anmutende Aufnahme zeigte, wie dunkler Rauch über einem Gebäude aufsteigt, das dem Hauptquartier des US-Verteidigungsministeriums in Washington stark ähnelt. Experten erklärten jedoch schnell, dass es sich um ein von einer künstlichen Intelligenz erzeugtes Bild handeln dürfte. So wies etwa der auf digitale Bildanalysen spezialisierte Rechercheur Nick Waters darauf hin , dass der Zaun auf dem Bild unnatürlich mit einer Absperrung verschmelze. Auch mit Bezug auf die Fassade des Gebäudes schrieb er, dass er sicher sei, dass das Bild KI-generiert sei.

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So ließ sich der Fake entlarven

Abgesehen von diesen unnatürlichen Details gab es noch weitere Hinweise, anhand derer sich erkennen ließ, dass es sich um eine Fälschung handeln dürfte. So gab es von der vermeintlichen Explosion nur ein einziges Bild und keine weiteren Aufnahmen. Das wäre sehr ungewöhnlich bei einem derart relevanten Ereignis, das sich tagsüber nahe der US-Hauptstadt abgespielt haben soll.

Schließlich meldete sich auch die Feuerwehr von Arlington bei Washington zu Wort. Auf Twitter schrieb sie, es habe keine Explosion oder einen anderen Vorfall am oder nahe dem Pentagon gegeben. Die Originalquelle des Fakebildes sei unbekannt.

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Verbreitet von Konten mit blauem Haken

Auf Twitter wurde das Fakebild dennoch von zahlreichen Konten mit blauem Haken verbreitet. Früher handelte es sich dabei um von der Plattform verifizierte Konten, inzwischen kann das Symbol gekauft werden, weil Twitter-Chef Elon Musk so den Umsatz des Abomodells seines Unternehmens befördern möchte. Es gibt immer wieder Berichte, dass Inhalte von den Bezahlkonten bevorzugt von der Plattform verbreitet werden.

Zudem gaben sich mehrere Verbreiter des Fakebildes Mühe, ihr Konto auf den ersten Blick wie einen Medienkanal wirken zu lassen. So behauptete einer der Accounts etwa, mit der Medienmarke Bloomberg News in Verbindung zu stehen. Der Account wurde inzwischen gesperrt. Laut übereinstimmenden Berichten, etwa von CNN, postete auch das Twitter-Konto des russischen Staatssenders RT das Fakebild. Der Kanal löschte seinen Tweet jedoch später.

Das Fakebild wurde auch über Twitter hinaus in der Chat-App Telegram geteilt. So hieß es etwa in einer als »Eilmeldung« betitelten Nachricht in einschlägigen Gruppen von Anhängern der Verschwörungstheorie QAnon, dass die Aufnahmen aussehen würden »wie ein Bombenanschlag auf das Pentagon.«

Aktienmärkte reagieren offenbar kurzzeitig

Offenbar als Reaktion auf die Tweets gaben für ein paar Minuten auch Börsenkurse nach. So ging der Index S&P 500 im Vergleich zu seinem Schlusskurs am Freitag um 0,29 Prozent nach unten, bevor er sich wieder erholte.

Neue KI-Anwendungen erleichtern es Laien, in nur kurzer Zeit und ohne Fachwissen Fakebilder herzustellen, die zumindest auf den ersten Blick authentisch wirken. In den vergangenen Wochen hatten mehrere Fälschungen für Diskussionen gesorgt – etwa von einer angeblichen Explosion in der Nähe des Weißen Hauses und von der vermeintlichen Verhaftung des früheren US-Präsidenten Donald Trump.

AFP/hpp
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