Antwort auf "Handelsblatt" 102 Piraten für ein neues Urheberrecht

Die Piratenpartei will das Urheberrecht abschaffen? Von wegen: In einem offenen Brief plädiert sie für eine Reform, nicht für einen Verzicht auf die Rechte von Urhebern. Kritiker hatten gewarnt, das "geistige Eigentum" sei durch die Partei in Gefahr.
Mitglied der Piratenpartei (Archivbild): "Ich bin selbst Urheber."

Mitglied der Piratenpartei (Archivbild): "Ich bin selbst Urheber."

Foto: Caroline Seidel/ dpa

In der Debatte um das Urheberrecht haben sich nun 102 Anhänger der Piratenpartei zu Wort gemeldet. Sie plädieren in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme für ein neues Urheberrecht , nicht für dessen Abschaffung. Genau das war ihnen vorgeworfen worden. Unter den Unterzeichnern sind nach eigenen Angaben nicht nur "Konsumenten", sondern auch zahlreiche Urheber. Ein Beispiel:

"Ich bin selbst Urheber. Als solcher ist es mir wichtig, dass andere Urheber ihre Werke wirtschaftlich nutzen können. Das aktuelle Urheberecht ist aber viel zu sehr auf die Geschäftsmodelle des vergangenen Jahrtausends und die Verwerter ausgelegt. Das muss sich ändern." Florian "branleb" Zumkeller-Quast, Vorsitzender der Jungen Piraten, Software-Entwickler

Damit antworten die Piraten auf eine Kampagne des "Handelsblatts". Unter dem Titel "Mein Kopf gehört mir" hatten sich 100 Persönlichkeiten für das Urheberrecht und gegen eine "Umsonstkultur im Internet und deren politische Protagonisten: die Piratenpartei" ausgesprochen. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sei ohne einen starken Schutz geistigen Eigentums in Gefahr, hieß es.

Im "Handelsblatt" sprechen jedoch nicht vor allem Künstler und Kreative, wie es die Aufmachung nahelegt. Marcel Weiß schreibt in seinem Blog, knapp die Hälfte der Urheberrechtsverfechter seien Manager , "meist von Unternehmen, die Urheberrechte in der einen oder anderen Form verwerten". Im Web ist die "Handelsblatt"-Liste auf mehr als 160 Statements  angewachsen.

Zuvor hatten 51 Hacker in einem offenen Brief auf 51 "Tatort"-Autoren geantwortet. Auch die "Tatort"-Schreiber fürchten eine Reform oder gar eine Abschaffung des Urheberrechts und einen Angriff auf das "geistige Eigentum".

Die Liste der Piratenpartei umfasst 101 Namen - für eine Reform sprechen sich allerdings 102 aus. Ursprünglich hatte sich als Nummer 61 das umstrittene Parteimitglied Bodo Thiesen auf der Liste verewigt. Nachdem einige Piraten protestiert hatten, wurde Thiesens Wortmeldung noch am Montag ausgetauscht. Gegen Thiesen läuft seit Jahren ein Parteiausschlussverfahren, weil dieser den Holocaust relativiert haben soll.

ore

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