Prism-Skandal Apple nennt Zahl der Datenabfragen durch US-Behörden

Nach Microsoft und Facebook hat auch Apple nun die Zahl der Nutzerdaten-Anfragen durch US-Behörden veröffentlicht. Geheime Abfragen werden nicht einzeln aufgeführt, sollen sich aber in den Zahlen wiederfinden. Es geht um Tausende Kundenkonten.
Apple-Logo: Unternehmen verraten ihre Nutzer an die Regierung

Apple-Logo: Unternehmen verraten ihre Nutzer an die Regierung

Foto: STEPHEN LAM/ REUTERS

Cupertino - Nach Facebook und Microsoft hat auch Apple Zahlen zu Anfragen der US-Behörden nach Nutzer-Informationen veröffentlicht. Demnach erhielt der iPhone-Konzern in den sechs Monaten von Dezember 2012 bis Ende Mai dieses Jahres zwischen 4000 und 5000 solcher Anträge. Davon seien 9000 bis 10.000 Kunden-Konten mit Apple-Geräten betroffen gewesen, berichtete Apple am Montag.

Den Internet-Unternehmen ist es seit dem Wochenende erlaubt, auch bisher geheime Anfragen mit Bezug zur nationalen Sicherheit in die Statistik aufzunehmen. Mehr als solche Größenordnungen in Tausender-Schritten dürfen die Unternehmen nicht veröffentlichen. Die Zahlen enthalten alle Anfragen von Sicherheitsbehörden insgesamt, von der Anfrage eines Dorfsheriffs bis hinauf zu Ersuchen von FBI und NSA. Google geht das nicht weit genug, der Konzern will auch die Staatssicherheitsanfragen einzeln beziffern können.

Apple betonte, bei dem Großteil der Behörden-Anfragen gehe es um Polizeiarbeit, wenn etwa nach verschwundenen Kindern gesucht werde oder es gelte, einen Selbstmordversuch zu verhindern.

Ortungsdaten in "nicht identifizierbarer Form"

Zugleich versucht der Konzern, Datenschutz-Sorgen seiner Kunden zu zerstreuen. So seien alle Nachrichten in dem hauseigenen Messaging-Dienst iMessage verschlüsselt und auch Apple habe keinen Zugriff auf die Inhalte. Das gleiche gelte für den Videochat-Service FaceTime. Außerdem speichere Apple nicht in "identifizierbarer Form" Daten zu Aufenthaltsorten von Kunden, Suchen in Kartendiensten oder Fragen an den persönlichen Assistenten Siri.

Microsoft hatte am Wochenende bekanntgegeben, im zweiten Halbjahr 2012 habe man zwischen 6000 und 7000 Anfragen erhalten, die zwischen 31.000 und 32.000 Konten betroffen hätten. Auch in diesen Zahlen seien sowohl Anfragen zu Kriminalfällen als auch solche mit Bezug zur nationalen Sicherheit enthalten.

Im Microsoft-Transparenzbericht für das Jahr 2012  ist von insgesamt 11.073 Anfragen von US-Behörden für das gesamte Jahr die Rede, 24.565 Personen oder Accounts seien davon betroffen gewesen. Grob geschätzt wären das also etwa 5500 Anfragen zu 12.250 Accounts pro Halbjahr.

Im Vergleich dazu wirkt die nun enthüllte Zahl von 6000 bis 7000 für ein Halbjahr nicht übermäßig groß - das spräche dafür, dass die Zahl der bislang geheimen Anfragen sich etwa in der Größenordnung von 500 bis 1500 bewegt. Gleichzeitig berichtet Microsoft nun aber von 31.000 bis 32.000 nur in diesem Halbjahr betroffenen Personen oder Accounts, also fast 20.000 mehr als nach dem eigentlichen Transparenzbericht im Halbjahr in etwa betroffen waren. Stimmen all diese Zahlen, wäre die Anzahl der geheimen Datenabfragen bei Microsoft vergleichsweise klein - die Anzahl der jeweils von einer einzelnen Abfrage betroffenen Accounts aber relativ hoch.

Die Zeitungen "Guardian" und "Washington Post" hatten geheime Dokumente veröffentlicht, nach denen der US-Geheimdienst NSA in großem Stil Nutzerdaten bei amerikanischen Internet-Unternehmen abgreift. Auch der Informant Edward Snowden berichtete, dass er sich bei der NSA einfach Zugriff zu allen möglichen Nutzerdaten habe verschaffen können.

Die Firmen bestreiten vehement einen direkten Zugriff der Behörden auf ihre Server und betonen, dass Daten nur auf Gerichtsbeschluss übergeben würden. Über einen Teil dieser Beschlüsse dürfen die Unternehmen allerdings keine Angaben machen - sie sind geheim. Für die Unternehmen ist die Situation höchst unangenehm: Ihre Kunden fühlen sich verraten und ausspioniert, weil die sehr persönlichen Daten aus den Netz-Diensten offenbar dem US-Geheimdienst zur Verfügung gestellt werden. Die Konzerne forderten deshalb von der US-Regierung die Möglichkeit, die Zahl der Anfragen zu nennen, um einem Gefühl der digitalen Totalüberwachung jedes Nutzers entgegenzuwirken.

ore/cis/dpa
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