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Facebook & Co.: Gutt-e Geschäfte

Pro-Guttenberg-Merchandising Gutt-e Geschäfte

Die Welle der Unterstützung für Karl-Theodor zu Guttenberg lässt nicht nach - und längst reiten darauf auch Trittbrettfahrer und Geschäftemacher. Guttenberg-Buttons, - Aufkleber, -Tassen - das Geschäft mit dem Ex-Minister-Merchandising geht gerade erst los.

Ereignisse, die im Internet für große Aufregung und Aufmerksamkeit sorgen, ziehen stets vorhersagbare und meist in ähnlicher Weise ablaufende Folgen nach sich.

Facebook

  • Schritt 1: Viele Menschen versammeln sich, um teilzuhaben an Freud oder Leid, um Hass oder Liebe zu artikulieren (egal ob es um den Tod von Michael Jackson geht, den Aufruhr in Ägypten oder den Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg).
  • Schritt 2: Die Massenansammlungen auf Social-Media-Plattformen wie Facebook ziehen Spammer und Werber an, die ein bisschen von der wertvollen Aufmerksamkeit abzweigen wollen, die dort so kommerziell ungenutzt brachliegt.
  • Schritt 3: Geschäftemacher und Trittbrettfahrer versuchen, ganz unmittelbar Geld aus all der Aufregung zu machen.
Die Causa Guttenberg hat im deutschsprachigen Internet einen wahren Sturm ausgelöst, unter den Kritikern des ehemaligen Verteidigungsministers ebenso wie unter seinen Unterstützern. Letztere sind derzeit, geschmerzt vom als erzwungen wahrgenommenen Rücktritt und dem tiefen Fall eines Mannes, den sie für eine politische Hoffnung hielten, besonders aktiv. Der -Gruppe "Wir wollen Guttenberg zurück" hatten sich am Donnerstagabend mehr als 500.000 Menschen angeschlossen. Dass sie alle echte Unterstützer des Barons sind, ist unwahrscheinlich, bei solchen Aktionen finden sich in der Regel auch von besonders eifrigen Fans angelegte Fake-Profile, die nur den Zweck haben, die Zahlen zu erhöhen. Überprüfen lässt sich das nicht. Facebook teilte auf Anfrage zu der ersten Unterstützer-Seite "Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg" mit, am Wachstum der Seite sei "nichts gefälscht". Man führe es auf das Konzert von Berichterstattung (auch bei SPIEGEL ONLINE) und intensiver Verlinkung zurück.

Viele klicken inzwischen vermutlich auch deshalb auf den "Like"-Button, weil man nur dann alle Bereiche der neuen Fan-Gruppe  betrachten kann. Andere traten augenscheinlich nur bei, um sich anschließend über die versammelten Guttenberg-Fans lustig zu machen: "Suuuper, toller Kerl, echt klasse, weiter so! Wenn alle so schummeln würden, wäre Deutschland schon viel weiter, loooooos!"

Dass aber tatsächlich eine echte Welle der Unterstützung für den beliebten Politiker durchs Netz geht, daran kann es keinen Zweifel geben. Die Aufrufe zu Pro-Guttenberg-Demonstrationen werden inzwischen konkreter . Orte und Zeiten werden vereinbart, sogar einen Dresscode schlagen einige vor: Weiße T-Shirts "als Symbol der Unschuld". Wie groß der Anteil der echten Unterstützer ist, die ihren Helden auch mit physischer Präsenz unterstützen wollen, werden aber erst die tatsächlichen Demonstrationen am kommenden Samstag zeigen.

Die Schritte zwei und drei der obigen Aufzählung haben unterdessen längst begonnen. Immer wieder finden sich zwischen den Sympathiebekundungen (und höhnischen Bemerkungen) klar erkennbare Spam-Postings, die Besucher auf andere Web-Seiten locken wollen. Ein Bierhersteller hat diverse Pro-Guttenberg-Motive anfertigen lassen, mit denen nun ostentativ der Ex-Minister, de facto aber wohl vor allem die eigene Marke unterstützt werden soll. Andere Geschäftemacher bieten längst Guttenberg-Buttons, -T-Shirts, -Aufkleber und sogar Kaffeetassen mit dem Konterfei des Barons an.

Den Satirikern im Social Web geht all der Zinnober mittlerweile gegen den Strich - und sie wehren sich mit ihren eigenen Mitteln. Die Gruppen, die jemand anderen zurückwollen (etwa Elvis, Bismarck, Kaiser Wilhelm), vermehren sich konstant, haben allerdings jeweils nur ein paar hundert Mitglieder. Immerhin mehr als 600 Mitglieder hatte am Donnerstagnachmittag beispielsweise eine Facebook-Gruppe zu Ehren eines ausgestorbenen Laufvogels: "Wir wollen den Dodo zurück." Kommentar eines Mitgliedes: "Die anderen Vögel waren doch nur neidisch, außerdem ist es egal, ob ein Vogel einen Doktor hat oder nicht. Bitte komm bald zurück!"

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