
Facebook & Co.: Gutt-e Geschäfte
Pro-Guttenberg-Merchandising Gutt-e Geschäfte
Ereignisse, die im Internet für große Aufregung und Aufmerksamkeit sorgen, ziehen stets vorhersagbare und meist in ähnlicher Weise ablaufende Folgen nach sich.
- Schritt 1: Viele Menschen versammeln sich, um teilzuhaben an Freud oder Leid, um Hass oder Liebe zu artikulieren (egal ob es um den Tod von Michael Jackson geht, den Aufruhr in Ägypten oder den Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg).
- Schritt 2: Die Massenansammlungen auf Social-Media-Plattformen wie Facebook ziehen Spammer und Werber an, die ein bisschen von der wertvollen Aufmerksamkeit abzweigen wollen, die dort so kommerziell ungenutzt brachliegt.
- Schritt 3: Geschäftemacher und Trittbrettfahrer versuchen, ganz unmittelbar Geld aus all der Aufregung zu machen.
Viele klicken inzwischen vermutlich auch deshalb auf den "Like"-Button, weil man nur dann alle Bereiche der neuen Fan-Gruppe betrachten kann. Andere traten augenscheinlich nur bei, um sich anschließend über die versammelten Guttenberg-Fans lustig zu machen: "Suuuper, toller Kerl, echt klasse, weiter so! Wenn alle so schummeln würden, wäre Deutschland schon viel weiter, loooooos!"
Dass aber tatsächlich eine echte Welle der Unterstützung für den beliebten Politiker durchs Netz geht, daran kann es keinen Zweifel geben. Die Aufrufe zu Pro-Guttenberg-Demonstrationen werden inzwischen konkreter . Orte und Zeiten werden vereinbart, sogar einen Dresscode schlagen einige vor: Weiße T-Shirts "als Symbol der Unschuld". Wie groß der Anteil der echten Unterstützer ist, die ihren Helden auch mit physischer Präsenz unterstützen wollen, werden aber erst die tatsächlichen Demonstrationen am kommenden Samstag zeigen.
Die Schritte zwei und drei der obigen Aufzählung haben unterdessen längst begonnen. Immer wieder finden sich zwischen den Sympathiebekundungen (und höhnischen Bemerkungen) klar erkennbare Spam-Postings, die Besucher auf andere Web-Seiten locken wollen. Ein Bierhersteller hat diverse Pro-Guttenberg-Motive anfertigen lassen, mit denen nun ostentativ der Ex-Minister, de facto aber wohl vor allem die eigene Marke unterstützt werden soll. Andere Geschäftemacher bieten längst Guttenberg-Buttons, -T-Shirts, -Aufkleber und sogar Kaffeetassen mit dem Konterfei des Barons an.
Den Satirikern im Social Web geht all der Zinnober mittlerweile gegen den Strich - und sie wehren sich mit ihren eigenen Mitteln. Die Gruppen, die jemand anderen zurückwollen (etwa Elvis, Bismarck, Kaiser Wilhelm), vermehren sich konstant, haben allerdings jeweils nur ein paar hundert Mitglieder. Immerhin mehr als 600 Mitglieder hatte am Donnerstagnachmittag beispielsweise eine Facebook-Gruppe zu Ehren eines ausgestorbenen Laufvogels: "Wir wollen den Dodo zurück." Kommentar eines Mitgliedes: "Die anderen Vögel waren doch nur neidisch, außerdem ist es egal, ob ein Vogel einen Doktor hat oder nicht. Bitte komm bald zurück!"