Schnüffelsoftware Piratenpartei erstattet Anzeige gegen Bayerns Innenminister

Die Piratenpartei erhebt schwere Vorwürfe: Weil der bayerische Innenminister und das Landeskriminalamt Trojaner zur Computer-Überwachung eingesetzt haben, stellten sie Strafanzeige. Große Hoffnung, dass tatsächlich Ermittlungen eingeleitet werden, haben die Piraten aber nicht.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU): Anzeige von der Piratenpartei

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU): Anzeige von der Piratenpartei

Foto: dapd

Hamburg - Der Streit um den sogenannten Staatstrojaner eskaliert. Am Montag hat die Piratenpartei Bayern Strafanzeige erstattet - unter anderem gegen den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann  und den Präsidenten des bayerischen Landeskriminalamts. Die Piraten werfen den Beteiligten vor, mit dem Einsatz einer Schnüffelsoftware gegen verschiedene Strafvorschriften verstoßen zu haben. In der Anzeigeschrift (PDF)  des Anwaltsbüros, das die Piratenpartei vertritt, ist von grundgesetzwidrigen Online-Durchsuchungen die Rede.

Der Hintergrund: Vor gut einer Woche hatte der Chaos Computer Club aufgedeckt, dass eine von der Polizei eingesetzte Software zur Überwachung von Computern Schwachstellen aufweist. Außerdem soll der sogenannte Staatstrojaner mehr Daten abgreifen können als gesetzlich zugelassen ist. Seitdem wurde bekannt, dass es sich offenbar um Software der hessischen Firma DigiTask handelt - und dass weitere Behörden Trojaner in Auftrag gegeben haben.

Die Piraten werten den Einsatz der Trojanersoftware als ein unzulässiges "Ausspähen und Abfangen von Daten respektive Vorbereitung, Datenveränderung und Computersabotage". Außerdem sehen sie in dem Einsatz eine Verletzung verschiedener datenschutzrechtlicher Vorschriften.


Dieser Inhalt verwendet veraltete Technologien und steht daher nicht mehr zur Verfügung

In seinem fünfseitigen Schreiben an die Staatsanwaltschaft München I legt der Anwalt der Piratenpartei zudem dar, "dass das LKA gegenüber dem Gericht den Versuch unternommen hat, die Funktionalität der Software unrichtig darzustellen". So habe verschleiert werden sollen, dass mit dem Programm Online-Durchsuchungen zum Zwecke der Strafverfolgung durchgeführt werden.

Der Landesvorsitzende der Piratenpartei in Bayern, Stefan Körner, sagte, er erwarte, dass sich der Rechtsstaat dagegen zur Wehr setze, wenn "sich Behörden nicht an geltendes Recht und die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts halten".

Sowohl Körner als auch der Anwalt der Piratenpartei, Thomas Stadler, formulierten Zweifel, dass auf Grund ihrer Anzeige tatsächlich ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werde. So heißt es in der Anzeigeschrift: "Sollten Ermittlungen nicht aufgenommen werden, obwohl ohne Zweifel ein hohes Maß an Tatverdacht besteht, müsste meine Mandantin davon ausgehen, dass die bayerische Justiz nicht ohne Ansehung der Person ermittelt, sondern vielmehr nach politischen Kriterien bzw. Vorgaben."

mak
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren