Sicherheitsbedenken Regierung verbietet Mitarbeitern Blackberry und iPhone

Wer für die deutsche Bundesregierung arbeitet, hat es als Fan von iPhone oder Blackberry schwer. Diese Smartphones werden als zu unsicher angesehen, um zum Teil sensible Daten darüber zu versenden. Das Innenministerium hält deshalb alle Ressorts zum Verzicht an, empfohlen wird eine Telekom-Technik.
Blackberry-Smartphone: Deutsche Regierung zweifelt an Sicherheit

Blackberry-Smartphone: Deutsche Regierung zweifelt an Sicherheit

Foto: SPIEGEL ONLINE

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Blackberrys

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Berlin/Hamburg - Die hat sich aus Sicherheitsgründen gegen die Nutzung mancher Smartphones entschieden. Das Bundesinnenministerium hat den anderen Ressorts bereits am 19. November vergangenen Jahres in einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Schreiben empfohlen, auf die Nutzung sowohl von als auch zu verzichten. Hintergrund ist die zunehmende Zahl von Angriffen auf die elektronischen Informations- und Kommunikationsnetze.

"Insbesondere mobile Geräte stellen dabei ein erhebliches Gefährdungspotential für IT-Infrastrukturen und Regierungsnetze dar", heißt es in dem noch von dem damaligen Staatssekretär Hans Bernhard Beus verfassten Schreiben. Das Netz der Bundesverwaltung sei zwar eines der sichersten Regierungsnetze weitweit, schreibt er.

Damit dies so bleibe, sollten die Ministerien aber unbedingt den Empfehlungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) folgen. Bei den Smartphones, mit denen auch Daten verschickt werden können, werden vom BSI nur Geräte empfohlen, die mit der Simko-2-Verschlüsselungstechnik der Telekom-Großkundensparte T-Systems ausgestattet sind. "Andere wie beispielsweise Blackberry oder iPhone erfüllen derzeit nicht die notwendigen Sicherheitsanforderungen und können nicht zum Einsatz kommen."

Damit geht die Bundesregierung weiter als etwa die EU-Kommission. Diese hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass sie sich für ihre 32.000 Mitarbeiter zwar gegen die Nutzung von Blackberrys ausgesprochen habe, aber die Nutzung von iPhones der Firma Apple erlaubt. Das BSI bestätigte am Mittwoch, dass es weiter schwerwiegende Sicherheitsbedenken gegen den Sicherheitsstandard bei dem Apple-Produkt habe.

An die Empfehlungen muss sich niemand halten

Wegen der starken Ressortunabhängigkeit in der Bundesregierung kann das Innenministerium anderen Ministerien nur Vorschläge, aber keine Vorschriften machen. Das Kanzleramt sowie das Außen- und Innenministerium bestätigten jedoch, dass sie ihren Mitarbeitern tatsächlich zumindest die Nutzung von Blackberrys untersagt haben. Um den Ministerien den Einsatz sicherer Smartphones schmackhaft zu machen, stattet das Innenministerium die anderen Ressorts mit 4000 Simko-Geräten aus.

Der Grund für die Sicherheitsempfehlung ist nicht nur die Sorge vor immer mehr Attacken mit politischem, kriminellem oder wirtschaftlichem Hintergrund. So werden in europäischen Regierungen immer wieder Bedenken geäußert, weil beim Blackberry-Hersteller RIM alle Datenströme über Rechenzentren in Kanada und Großbritannien laufen und die dortigen Regierungen sowie die USA einen Zugriff auf die Daten haben.

Zudem werden im Verwaltungsalltag in Deutschland immer mehr Unterlagen auch mit Vertraulichkeitsstufen elektronisch verarbeitet. So können etwa Dokumente mit der untersten Geheimhaltungstufe "Nur für den Dienstgebrauch" ohne größeren Aufwand per E-Mail elektronisch verschickt und bearbeitet werden. Umso mehr achten die Sicherheitsexperten in den Behörden aber darauf, dass keine Unbefugten an die sensiblen Daten gelangen können. Nach der sogenannten Verschlussachen-Anweisung dürfen entsprechende Dokumente deshalb nur von sicheren, beim BSI zugelassenen Smartphones verschickt werden.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung dieses Artikels wurde Simko 2 (Sicherheit mobile Kommunikation 2) fälschlicherweise als Gerät bezeichnet. Richtig ist dagegen, dass es sich beim Simko 2 um eine Verschlüsselungstechnik handelt, die T-Systems entwickelt und auf Handys des Herstellers HTC mit dem Betriebssystem Windows Mobile 6.5 implementiert hat. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

can/Reuters
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