Sicherheitslücken Bundespolizei bietet Hackern offene Flanke

Veraltete Sicherheitsstandards, unqualifiziertes Personal: Das Computersystem der Bundespolizei ist nach SPIEGEL-Informationen in einem verheerenden Zustand. Mitte Juli hatten Hacker hochsensible Daten gestohlen - laut einem internen Bericht kann das jederzeit wieder passieren.
Screenshot veröffentlichter Bundespolizei-Daten: System im maroden Zustand

Screenshot veröffentlichter Bundespolizei-Daten: System im maroden Zustand

Hamburg - Die Empörung war groß: Mitte Juli waren Hacker an geheime Daten der Bundespolizei gelangt und hatten detaillierte Informationen zu Überwachungseinsätzen der Behörden im Netz veröffentlicht. Die Täter wurden zwar gefasst, doch die Bundespolizei hat aus dem GAU offenbar nichts gelernt: Ihr Computersystem ist nach wie vor in einem desaströsen Zustand.

Bei einer Revision haben Experten an dem betroffenen Standort gravierende Mängel festgestellt, heißt es in einem vertraulichen Bericht, der dem SPIEGEL vorliegt. Hardware und Programme sind demnach veraltet, Sicherheitssysteme nicht vorhanden oder unzureichend. Das Sicherheitsproblem ist durchaus verheerend: Das Computersystem erhält unter anderem sensible Daten über verdeckte Ermittler, V-Leute und geheime Operationen.

Nicht einmal das Personal wird dem Bericht zufolge den Anforderungen für einen sicheren Betrieb gerecht. So fehlten an Schlüsselpositionen geeignete Mitarbeiter, die Fehler feststellen und beheben könnten. Dazu aber wären sie wegen mangelnder Dokumentation ohnehin kaum in der Lage. Dies führe zu einer "als kritisch zu wertenden Abhängigkeit von einzelnen Personen".

Zudem sei völlig unklar, wer innerhalb des Systems Regeln aufstellen und verändern dürfe. Damit könne dies praktisch jeder tun; das werde noch nicht einmal ausreichend registriert.

Und die internen Prüfer weisen in ihrem Bericht auf ein weiteres, gravierendes Risiko hin. Dabei geht es um den Zugang von Fahndern, die bei Observationen und Dienstreisen auch von außen Zugriff auf das System haben müssen. Dazu würden "unsichere Klartext-Protokolle" benutzt, monieren die Experten. Nicht ausreichend gesichert sei zudem die sensible sogenannte Wechseldatenträgerschleuse, etwa für USB-Sticks oder CDs.

Hacker, so das Fazit der Prüfer, könnten nach wie vor in das Polizeinetz eindringen. So sei es nicht nur möglich, an geheime Daten zu gelangen, sondern auch, die Software zu manipulieren und systemrelevante Einstellungen zu verändern.

ssu
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