Neue Snowden-Enthüllung
Kanadas Geheimdienst spähte Passagiere an Flughäfen aus
An einem kanadischen Flughafen sind offenbar Passagiere vom Geheimdienst ausgespäht worden. Wer sich mit einem mobilen Gerät ins kostenlose W-Lan einloggte, dessen Bewegungen konnten im Anschluss tagelang verfolgt werden.
Passagiere am Flughafen (Archivbild): Bewegungen tagelang verfolgt
Foto: MIKE CASSESE/ REUTERS
Der kanadische Geheimdienst CSEC hat offenbar im Auftrag der US-Regierung Passagiere an Flughäfen ausspioniert. Der CSEC habe die Daten von "Tausenden gewöhnlichen Fluggästen" erfasst, die sich mit ihren Mobilgeräten in das kostenlose Drahtlosnetzwerk am Flughafen eingeloggt hätten, berichtet der Rundfunksender CBC. Das gehe aus einem als streng geheim eingestuften Dokument aus dem Fundus des ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden hervor.
Über Verbindungen zu anderen öffentlichen Netzwerken in Cafés, Hotels oder Bibliotheken habe der Geheimdienst anschließend das Bewegungsprofil der Betroffenen in Kanada und an US-Flughäfen tagelang verfolgen können. Mit der Methode konnte der Geheimdienst die Geräte identifizieren, allerdings nicht den Inhalt von E-Mails oder Anrufen ausforschen.
Dem Bericht zufolge war die Abhöraktion ein Test für eine Software, die gemeinsam mit dem US-Geheimdienst NSA entwickelt worden und inzwischen einsatzfähig sei. Der kanadische Geheimdienst darf laut Gesetz auf kanadischem Boden niemanden ohne eine entsprechende Genehmigung ausforschen.
Gegenüber dem Sender CBC erklärten die Flughäfen Toronto und Vancouver, sie hätten dem Geheimdienst keinen Zugang zu den Daten aus ihren kostenfreien W-Lan-Netzen gewährt. Es ist unklar, wie der Geheimdienst an die Informationen kam und ebenso unklar, wie die offenbar auf diesem Weg ermittelten Geräte-Informationen weiter verwendet werden konnten. CBC zufolge konnte der Geheimdienst einmal am Flughafen identifizierte Reisende später an diversen Orten erneut aufspüren, wenn sie das dortige W-Lan benutzten, darunter "andere Flughäfen, Hotels, Cafés und Restaurants, Bibliotheken, Verkehrsknotenpunkte und andere Orte mit öffentlichen W-Lan-Zugängen".
Die Enthüllungen über Datensammlungen an Flughäfen, von denen auch Kanadier betroffen waren, stehen auch im Widerspruch zu Aussagen des CSEC-Chefs, der im vergangenen Jahr versichert hatte, seine Landsleute nicht auszuspähen. Durch mutmaßliche Abhöraktionen im Inland geriet der CSEC in den vergangenen Monaten aber mehrfach in die Schlagzeilen. So soll er es im Jahr 2010 der NSA ermöglicht haben, den G-20-Gipfel in Toronto auszuspionieren.