»Fehlfunktion«
Telefónica übergab der Polizei jahrelang fehlerhafte Daten
Der Mobilfunkanbieter muss Ermittlern auf einen richterlichen Beschluss hin Kundendaten übergeben. Seit Juni 2017 kam es dabei nach SPIEGEL-Informationen mitunter zu Fehlern. Die Behörden prüfen, welche Folgen das hatte.
Der Mobilfunkanbieter Telefónica (O2) hat Sicherheitsbehörden für ihre Ermittlungen fast dreieinhalb Jahre lang fehlerhafte Daten geliefert. Man habe die Bundesnetzagentur und alle betroffenen Sicherheitsbehörden über die »technische Fehlfunktion« Anfang Dezember ausführlich informiert, bestätigt Telefónica auf Anfrage.
Telekommunikationsanbieter sind gesetzlich verpflichtet, etwa der Polizei auf einen richterlichen Beschluss hin Kundendaten zur Verfügung zu stellen, um sie bei Ermittlungen zu unterstützen. Die Panne habe nur ausländische Mobilnummern in den eigenen 2G- und 3G-Netzen betroffen, teilt Telefónica mit. Zudem seien nur Datenverbindungen mit »falschen Zeitstempeln« versehen worden – SMS oder Telefoniedaten seien korrekt übermittelt worden.
DER SPIEGEL 50/2020
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Seit dem 18. November ist das Problem laut Telefónica behoben, es bestand seit Juni 2017. Entdeckt hatten es bayerische Polizisten, wie aus einem Schreiben des baden-württembergischen Landeskriminalamts (LKA) hervorgeht.
Bei den Behörden nimmt man den Fehler offenbar sehr ernst, auch das Bundeskriminalamt (BKA) wurde informiert. Die fehlerhaften Auskünfte könnten »ermittlungs- bzw. beweisrelevant sein«, heißt es in dem LKA-Schreiben, »wenn über die Verkehrsdaten ein Tatort- und Tatzeitbezug für eine verdächtige Person hergestellt« werden soll. Beim BKA heißt es, »die Prüfung, inwieweit es zu Auswirkungen auf laufende oder abgeschlossene Ermittlungsverfahren gekommen ist, läuft bereits«.