Nach Authentifizierungs-Chaos Twitter pausiert neue Blue-Bestellungen

Viele Fake-Accounts wurden durch das neue Twitter-Blue-Abo verifiziert – nun setzt das soziale Netzwerk neue Bestellungen aus. Seit Elon Musks Übernahme beobachtet auch die Bundesregierung das Twitter-Chaos.
Musks Twitter-Profil: Seit seiner Übernahme herrscht Chaos bei dem Dienst

Musks Twitter-Profil: Seit seiner Übernahme herrscht Chaos bei dem Dienst

Foto: Dado Ruvic / REUTERS

Seitdem Elon Musk vor rund zwei Wochen Twitter übernommen hat, herrscht bei dem sozialen Netzwerk aus San Francisco Chaos. Eine große Rolle spielt dabei die Einführung von Twitter Blue, einem Abonnement, das zahlenden Usern eine Authentifizierung mit dem gewöhnlichen Twitter-Häkchen ermöglicht. Seitdem man sich diese kaufen kann, haben zahlreiche Fake-Accounts eine Authentifizierung erhalten. Nun reagiert das Unternehmen auf die neuen Entwicklungen und pausiert Medienberichten zufolge neue Twitter-Blue-Bestellungen. Dies sei bereits seit Donnerstagabend der Fall, berichtet die US-Zeitung »Washington Post« . Auch der britische »Guardian« gibt an, dass der neue Premiumservice von Twitter seit Freitag nicht mehr verfügbar war .

Twitter Blue war zunächst für 7,99 US-Dollar im Monat erhältlich. Dadurch konnten alle Abonnentinnen und Abonnenten das blaue Authentifizierungs-Häkchen bekommen. Bisher war dieses jedoch nur verifizierten Unternehmen und öffentlichen Persönlichkeiten wie Politikerinnen und Politikern, Promis und Medienschaffenden vorbehalten. Unter anderem der Account @Jesus von einem »Jesus Christus« hatte das Häkchen erhalten, aber auch Parodie-Accounts von Musks Unternehmen Tesla, George W. Bush oder Papst Franziskus. Das Abonnement ist zunächst nur für User in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und Großbritannien erhältlich.

Beim Klicken auf die blauen Häkchen ploppt zwar eine kurze Nachricht auf, die kennzeichnet, ob es sich um eine wichtige Persönlichkeit oder einen einfachen Blue-Abonnenten handelt. Doch die zwei Kategorien sehen identisch aus.

Das Aussetzen von Twitter Blue stellt eine weitere negative Entwicklung seit der Übernahme Twitters durch Milliardär Elon Musk für 44 Milliarden US-Dollar (rund 44 Milliarden Euro) dar. Der Unternehmer hatte am vergangenen Freitag vor Mitarbeitern eine Zahlungsunfähigkeit des Kurznachrichtendienstes 2023 nicht ausgeschlossen, sollte der Konzern im kommenden Jahr nicht mehr Geld einnehmen, als er ausgibt. Kurz nach seiner Übernahme hatte Musk das gesamte Management sowie rund die Hälfte der 7500 Twitter-Angestellten entlassen. Zudem hatte Musk vor wenigen Tagen mit einem anderen Verifizierungssymbol für Verwirrung gesorgt.

»Sehr genaue« Beobachtung der Bundesregierung

Inzwischen beobachtet auch die Bundesregierung das Chaos beim Kurznachrichtendienst. »Die Entwicklungen bei Twitter verändern sich beinahe täglich«, sagte ein Regierungssprecher den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagsausgaben). »Wenn klar wird, wie Twitter künftig agieren wird, werden wir dies analysieren und unsere Schlüsse ziehen.« Die Bundesregierung beobachte »die Entwicklung bei Twitter sehr genau«.

Auch das Bundesinnenministerium und das Außenministerium erklärten dem Bericht zufolge, die Entwicklung des Kurzbotschaftendiensts seit der Übernahme durch Musk aufmerksam zu verfolgen. »Zuverlässige und glaubwürdige Quellen in den sozialen Netzwerken sind angesichts des starken Aufkommens von Desinformation von großer Bedeutung«, erklärte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums.

Außenministerium nun auch bei Mastodon

Das Außenministerium habe vor allem Anpassungen zur Authentifizierung der Nutzer und Fragen des Datenschutzes im Blick, erklärte ein Sprecher. »Zusätzlich zu unseren Accounts bei Twitter unterhält das Auswärtige Amt seit letzter Woche auch einen Account bei Mastodon.«

Bei Mastodon handelt es sich um ein Unternehmen, das ähnliche Funktionen wie Twitter anbietet, aber dezentral und nicht gewinnorientiert arbeitet. Es war zuletzt als potenzielle Twitter-Alternative gehandelt worden.

Auch der Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit (BfDI), Ulrich Kelber, und seine Behörde sind auf Mastodon aktiv. Den BfDI-Twitter-Account löschte die Behörde kürzlich. Kelber begründete diesen Schritt in den Funke-Zeitungen damit, dass »es bis heute nicht möglich ist, die datenschutzrechtliche Konformität des Betriebs nachzuweisen«. Die »intransparenten Entwicklungen rund um die Übernahme von Twitter« durch Musk und die damit verbundenen steigenden Nutzungszahlen bei Mastodon hätten »dann den endgültigen Ausschlag zum Ausstieg bei Twitter gegeben«.

col/AFP/Reuters
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