Olympische Spiele Twitter sperrt NBC-Kritiker

Twitter hat den Account eines Journalisten gesperrt, der kritisch über den US-Sender NBC schrieb. NBC arbeitet bei der Olympia-Berichterstattung eng mit Twitter zusammen. Die Begründung wirft Fragen auf.
Twitter-Logo: Der Online-Dienst sperrt das Konto eines Journalisten

Twitter-Logo: Der Online-Dienst sperrt das Konto eines Journalisten

Foto: NICHOLAS KAMM/ AFP

Hamburg - Für die Olympischen Spiele in London arbeitet der Onlinedienst Twitter mit dem Medienkonzern NBCUniversal zusammen . NBC sendet die Spiele in den USA exklusiv und versorgt Twitter mit Bildern und Nachrichten, Twitter steuert zum NBC-Programm Tweets von Sportlern und Zuschauern bei und verschickt Links auf Videos. Etlichen teilnehmenden Sportlern hat Twitter extra die Benutzung des Dienstes erklärt.

Vor allem wegen zeitversetzter Ausstrahlung steht NBC mit seiner Berichterstattung in der Kritik . Wichtige Wettkämpfe wie ein Schwimmrennen mit US-Favorit Ryan Lochte wurden zur Primetime ausgestrahlt - als der Sieger in London längst gekürt war, was dank Twitter und Facebook auch dem US-Publikum bekannt war.

Der Journalist Guy Adams, der das Büro der britischen Zeitung "The Independent" in Los Angeles leitet, hatte seinen Ärger über die fehlende Live-Übertragung der Eröffnungszeremonie auf Twitter kundgetan. (Ein Archiv der Tweets findet sich hier .)

Weil Adams auf Twitter dazu aufrief, dem verantwortlichen NBC-Manager Protestmails zu schicken und dessen E-Mailadresse nannte, sperrte das Unternehmen seinen Account. Er habe gegen die Regeln des Netzwerks verstoßen, heißt es in einer Nachricht an Adams, die dem Sportblog "Deadspin " vorliegt. Tatsächlich ist es nicht erlaubt, "nicht-öffentliche, private E-Mail-Adressen" auf Twitter zu veröffentlichen.

Beschwert sich der Betroffene bei Twitter, kann es Ärger geben. In diesem Fall hat Twitter seinen Medienpartner NBC auf diese Möglichkeit hingewiesen. Ein NBC-Manager sagte dem "Telegraph ", Twitter selbst habe die Social-Media-Abteilung des Senders auf die kritischen Tweets hingewiesen. Dann habe man "das Formular ausgefüllt", woraufhin Twitter tätig wurde. Guy Adams bekam eine E-Mail, er soll versprechen, die Regeln künftig einzuhalten.

Adams antwortete : Er habe mitnichten eine private Adresse veröffentlicht, nur die geschäftliche Adresse. Die folge wie bei den Zehntausenden Angestellten des Konzerns dem Muster Vorname.Nachname, was man mit Google leicht herausfinden könne. Es sei beunruhigend, dass NBC offenbar erfolgreich den Twitter-Account eines kritischen Journalisten sperren lassen konnte.

Nun muss sich Twitter Vorwürfe gefallen lassen, die eigenen Regeln etwas zu strikt befolgt zu haben - und dann auch noch im Interesse eines Partnerunternehmens. Dabei hat sich Twitter selbst dem Motto "The Tweets Must Flow " verschrieben, die Nachrichten müssen fließen. Ein offener Austausch soll auf der Plattform stattfinden, freie Meinungsäußerung herrschen.

ore
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