Urheberrecht Google wehrt sich gegen Merkel-Kritik

Google-Logo: In den USA scannt der Konzern auch geschützte Bücher ein - mit Erlaubnis
Foto: A4014 Marius Becker/ dpaFrankfurt am Main - Der Internet- und Werbekonzern Google hat die Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel an seinem Buchprojekt zurückgewiesen. "Es gibt einige Missverständnisse zum Programm von Google Books", sagte Google-Justitiar David Drummond auf der Frankfurter Buchmesse. "Wir scannen keine urheberrechtlich geschützten Bücher in Europa ein. Und wir erkennen an, dass es für jedes Land eine andere Regelung geben kann."
Merkel hatte am Wochenende in ihrem Video-Podcast erklärt, die Bundesregierung lehne es ab, "dass ohne jeden urheberrechtlichen Schutz die Bücher einfach eingescannt werden, wie dies von Google gemacht wird". Das Urheberrecht müsse auch im Internet seinen Platz finden.
Drummond erklärte vor Journalisten, in den USA stütze sich Google Books auf das "Fair Use"-Prinzip im Verlagsrecht. Er äußerte sich zuversichtlich, dass es in dem noch andauernden Rechtsstreit Anfang November eine Einigung gebe. Er erwarte, dass die noch offenen Fragen geklärt würden, so dass die vor einem Jahr mit der US-Verlagsbranche abgeschlossene Vereinbarung mit einigen Änderungen bestätigt werden könne.
Google bemüht sich darüber hinaus um Vereinbarungen mit Verlagen. Nach Angaben des Unternehmens wurden bislang weltweit rund 30.000 solcher Partnerschaften abgeschlossen, darunter mehr als 9000 mit Verlagen in Europa. Bei Google Books wurden bislang mehr als zwei Millionen Bücher eingescannt und im Internet verfügbar gemacht - bei urheberrechtlich geschützten Werken meist auf einige Seiten mit dem Suchbegriff begrenzt.
Google wird zum E-Buchhändler
Der Konzern stellt sein Buch-Engagement gern als Bewahrung kulturellen Erbes dar - doch natürlich geht es Google auch ums Geschäft: Der Suchdienst will auch für Bücher zur zentralen Anlaufstelle werden und daran verdienen. Für die erste Hälfte des kommenden Jahres ist ein neuer Dienst für den Vertrieb von elektronischen Büchern geplant
Die Amazon-Konkurrenz Google Editions sei vor allem ein Angebot für Buchhändler, die Investitionen in den Aufbau eines eigenen Online-Shops scheuten, sagte der Google-Books-Manager Tom Turvey. Die Käufer von E-Books könnten die erworbenen Bücher dann im Browser lesen, auf ihrem Computer sowie auf allen Arten von mobilen Geräten. Die Einnahmen sollen so aufgeteilt werden, dass 45 Prozent des Kaufpreises an den Verlag und 55 Prozent an Google gehen. Davon werde dann "der größte Teil" an den Buchhändler weitergereicht, sagte Turvey.