Schnelles Internet in Deutschland Ein magenta-schwarzer Supertag

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Foto: PATRIK STOLLARZ/ AFPDie Deutsche Telekom hat von der Bundesnetzagentur die Erlaubnis für den weiteren Ausbau der umstrittenen Vectoring-Breitbandtechnologie erhalten. "Das ist ein Supertag für Deutschland", kommentierte Telekom-Deutschlandchef Niek Jan van Damme die Entscheidung auf der Elektronikmesse Ifa. Nun könnten weitere sechs Millionen Kunden in Deutschland mit Bandbreiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde versorgt werden.
Der Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann sagte am Mittwoch, der Schritt werde "entscheidend dazu beitragen, den flächendeckenden Breitbandausbau voranzubringen."
Beim Vectoring werden die Daten über herkömmliche Kupferdrahtleitungen transportiert, ohne dass die bestehenden Kabel beispielsweise durch Glasfaser ersetzt werden müssen. Vectoring kann allerdings an den Kabelverzweigern prinzipiell nur von einem Anbieter durchgeführt werden. Deshalb wenden sich Telekom-Wettbewerber gegen den Einsatz dieser Technologie. Kritiker betonen außerdem, dass Vectoring nicht wirklich zukunftsträchtig sei und dass der Einsatz dieser Technologie den Glasfaserausbau verzögere.
Streit ums Vectoring
Von den Branchenverbänden Breko, Buglas und VATM hieß es am Donnerstag in einer gemeinsamen Stellungnahme: "Heute ist ein schwarzer Tag für den zukunftsfähigen, nachhaltigen Glasfaserausbau in Deutschland." Der Beschluss der Regulierungsbehörde ermögliche der Telekom ein weitgehendes Vectoring-Ausbaumonopol in den knapp 8000 Nahbereichen. Der Nutzen für die Bürger sei denkbar gering, weniger als vier Prozent aller Festnetzanschlüsse würden neu mit 50 Megabit pro Sekunde versorgt.
Das Oldenburger Telekommunikationsunternehmen EWE Tel kündigte an, gegen die Entscheidung der Bundesnetzagentur vor dem Verwaltungsgericht Köln klagen zu wollen. "Wir werden gegen die Entscheidung Rechtsmittel einlegen", sagte ein Firmensprecher der "Nordwest-Zeitung": "Der Breitbandausbau in Deutschland hat heute einen herben Dämpfer erhalten."
Telekom-Deutschlandchef van Damme dagegen sagte, wenn man ausschließlich auf Glasfaser setze, dauere es viel zu lange, um Deutschland flächendeckend mit Breitbandzugängen zu versorgen. Die Telekom betreibe mit einer Streckenlänge von mehr als 400.000 Kilometern das größte Glasfasernetz in Deutschland. Allein in den vergangenen fünf Jahren habe sie 120.000 Kilometer neu verlegt.
In einer Pressemitteilung der Bundesnetzagentur heißt es, die Telekom sei auch in Zukunft grundsätzlich verpflichtet, ihren Konkurrenten den Zugriff auf die entbündelte Teilnehmeranschlussleitung, den "blanken Draht", zu gewähren. "Die Telekom kann allerdings den Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung in der unmittelbaren Umgebung ihrer Hauptverteiler, also den Nahbereichen, verweigern, falls sie dort ihre Anschlüsse mit der VDSL2-Vectoring-Technologie erschließt." Sie müsse den Wettbewerbern dann bestimmte Ersatzprodukte anbieten.
Eine Zugangsverweigerung sei zudem nicht ausnahmslos möglich: Ein Wettbewerber könne auch künftig in einem Nahbereich auf die 'letzte Meile' zugreifen, wenn er sich in einem Gebiet bisher in stärkerem Maße bei der DSL-Erschließung von Kabelverzweigern, den grauen Schaltkästen am Straßenrand, und damit flächendeckender als die Telekom engagiert habe: "Dort kann er die Nahbereiche selber mit VDSL2-Vectoring erschließen, um so sein Versorgungsgebiet zu vervollständigen." Allerdings müsse der jeweilige Wettbewerber innerhalb von drei Monaten eine verbindliche Ausbauzusage vorlegen.