Whistleblower Assange hilft Snowden bei der Flucht nach Ecuador

Der US-Whistleblower Edward Snowden soll außer Gefahr und in Sicherheit sein, teilte WikiLeaks-Gründer Julian Assange mit. Snowden soll von Hongkong nach Russland geflogen sein - danach verliert sich seine Spur.
Assange und Patiño am 16. Juni in London:

Assange und Patiño am 16. Juni in London:

Foto: Tal Cohen/ dpa

London - Der frühere US-Geheimdienstzuarbeiter Edward Snowden ist nach Angaben des WikiLeaks-Mitbegründers Julian Assange außer Gefahr. Snowden und die ihn begleitende britische WikiLeaks-Aktivistin Sarah Harrison seien beide "gesund und in Sicherheit", sagte Assange an diesem Montag bei einer Telefonkonferenz, ohne sich jedoch zum Verbleib des 30-Jährigen zu äußern. Weitere Angaben könne er nicht machen, fügte Assange, der sich derzeit in der Botschaft Ecuadors in London aufhält, hinzu.

Unterdessen zitierte die russische Nachrichtenagentur Interfax informierte Kreise mit den Worten, Russland werde ein Gesuch der USA zur Auslieferung Snowdens prüfen. Allerdings könnten die russischen Behörden derzeit nicht aktiv werden, da Snowden die russische Grenze nicht offiziell überquert habe - er könnte sich aber weiter im Transitbereich eines Flughafens aufhalten.

Die USA werfen dem Enthüller der Internet-Überwachungsprogramme Prism und Tempora Spionage vor. US-Außenminister John Kerry warnte Russland und China. Es wäre "zutiefst beunruhigend", wenn die Länder von den Reiseplänen des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters gewusst und wissentlich gegen gesetzliche Standards verstoßen hätten.

Snowden war am Sonntag aus der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong nach Russland geflohen. Angeblich landete er in Moskau, wo er aber nie gesehen wurde. Von dort wollte er am Montag ursprünglich offenbar über Kuba und Venezuela nach Ecuador fliegen, wo er politisches Asyl beantragte. Sein Sitz im Flugzeug blieb allerdings leer.

Auch Assange will nach Ecuador

Der Australier Assange harrt seit einem Jahr in Ecuadors Botschaft in London aus, um seiner Auslieferung nach Schweden zu entgehen. Die ihm dort zur Last gelegten Sexualdelikte nennt der Mitbegründer der Enthüllungsorganisation WikiLeaks vorgeschoben. Er fürchtet, letztlich an die USA ausgeliefert zu werden. Dort droht dem 41-Jährigen wegen Geheimnisverrats eine lebenslange Haftstrafe. Bis auf weiteres kann er die Botschaft nicht verlassen, da ihm sonst die Festnahme durch die britische Polizei droht.

Ausschlaggebend für die Entscheidung Assanges und Snowdens, in Ecuador Asyl zu beantragen, dürfte die kritische Haltung des Landes gegenüber Washington sein. Präsident Rafael Correa, der erst im Februar für eine weitere Amtszeit wiedergewählt wurde, setzt sich seit Jahren an der Seite von Staaten wie Venezuela dafür ein, den Einfluss der USA in Lateinamerika zurückzudrängen.

Um die Pressefreiheit in dem Land soll es weniger gut bestellt sein. Private Medien werfen der Regierung vor, ihnen einen Maulkorb zu verpassen. Die wiederum sagt, die Medien befänden sich in der Hand eines halben Dutzends reicher Familien und würden zu deren Vorteil Nachrichten verschweigen oder erfinden.

ore/AFP
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