US-Überwachung WikiLeaks nennt 35 NSA-Ziele in Japan

Wikileaks-Karikatur zu Abhöraktionen in Japan: Draht im Sushi
Unter dem Stichwort "Target Tokyo" hat WikiLeaks fünf mutmaßliche NSA-Abhörprotokolle veröffentlicht , von denen vier als "streng geheim" gekennzeichnet sind. Offenbar handelt es sich um Zusammenfassungen mitgeschnittener Gespräche von Mitarbeitern verschiedener japanischer Ministerien und Behörden. Ein Bericht soll zur Weitergabe an die "Five Eyes"-Partner der NSA freigegeben worden sein.
"In den fünf veröffentlichten Protokollen geht es um die Festlegung der Position Tokios für bilaterale oder internationale Treffen, unter anderem den G8-Gipfel 2008 auf Hokkaido", schreibt die "Süddeutsche Zeitung", die die Dokumente vorab einsehen konnte.
Parallel hat die Whistleblower-Plattform eine Liste mit 35 mutmaßlich abgehörten Telefonnummern ins Netz gestellt , auf der laut WikiLeaks unter anderem Mitarbeiter der japanischen Zentralbank, aber auch Regierungsmitglieder wie der japanische Wirtschaftsminister Yoichi Miyazawa stehen. Außerdem sollen Nummern auftauchen, die zu den japanischen Großkonzernen Mitsubishi und Mitsui gehören.
In einer Pressemitteilung von WikiLeaks heißt es , die Liste deute darauf hin, dass die NSA schon länger hochrangige japanische Personen ausspähte - mindestens seit Shinzo Abes erster Amtszeit als Premierminister, die von September 2006 bis September 2007 dauerte.
"Einer von Amerikas engsten Verbündeten"
WikiLeaks-Gründer Julian Assange schreibt: "Die Dokumente zeigen, wie sich die japanische Regierung im Privaten Sorgen darüber macht, wie viel oder wie wenig sie den USA erzählen kann, ohne ihren Vorschlag zur Klimapolitik zu schwächen oder das diplomatische Verhältnis zu belasten. Und jetzt wissen wir, dass die USA alles gehört und alles gelesen haben."
Japan und die USA gelten als befreundete Nationen. Als Japans Premierminister Shinzo Abe im April im Weißen Haus zu Gast war, sprach Barack Obama von Japan als "einem von Amerikas engsten Verbündeten in der Welt ". Die japanische Regierung hat bislang nicht auf die WikiLeaks-Veröffentlichung reagiert.
In den vergangenen Wochen hatte WikiLeaks unter anderem Telefonlisten veröffentlicht, die einen Eindruck davon vermittelten, an wessen Kommunikation die NSA in Deutschland und Frankreich interessiert ist. Auf der Liste zu Deutschland tauchten dabei fast 70 Telefonnummern von Anschlüssen in diversen Bundesministerien auf.