Sicherheitslücken bei Windows XP Datenschützer will Zehntausende Behörden-PC abschalten

Microsoft hat seinen Kunden Jahre Zeit gegeben, sich vom veralteten PC-Betriebssystem Windows XP zu verabschieden. Die Berliner Verwaltung schaffte es trotzdem nicht rechtzeitig. Nun fordert der Datenschutzbeauftragte der Hauptstadt: Abschalten!
Windows XP: Das Support-Ende ist seit 13 Jahren bekannt

Windows XP: Das Support-Ende ist seit 13 Jahren bekannt

Foto: Franz-Peter Tschauner/ dpa

Der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix fordert, in der Berliner Verwaltung noch am Dienstag alle PC abzuschalten, auf denen das Betriebssystem Windows XP läuft. Die persönlichen Daten der Bürger seien sonst einem unverantwortlichen Risiko möglicher Hacker-Angriffe ausgesetzt, sagte Dix am Montag im Inforadio des RBB.

Microsoft hatte die technische Unterstützung für das 13 Jahre alte Betriebssystem vor gut einem Jahr nach langer Vorlaufphase eingestellt. Seither veröffentlicht der Konzern keine Sicherheits-Updates und Aktualisierungen mehr für XP. Der Fahrplan für das Support-Ende war bereits im Jahr 2002 vorgestellt worden.

Da die Berliner Verwaltung die Ablösung der betagten PCs nicht rechtzeitig umsetzen konnte, hatte das IT-Dienstleistungszentrum Berlin (ITDZ) für 300.000 Euro einen verlängerten Support mit Microsoft vereinbart. Der läuft am Dienstag aus. Das ITDZ will noch bis Ende 2015 ein Virenschutzprogramm für XP zur Verfügung stellen.

Der Datenschutzbeauftragte Dix sagte, er wisse nicht genau, wie viele PC noch betroffen seien. Der Senat hatte die Zahl der XP-Rechner zuletzt im März 2015 in einer Antwort auf eine Anfrage der Piraten-Fraktion mit 28.477 angegeben. Stand der Daten war der 31. Oktober 2014.

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Am stärksten betroffen ist die Finanzverwaltung mit 9097 unsicheren PC, gefolgt von der Justizbehörde mit 2146. Selbst in der Senatskanzlei konnte nicht flächendeckend auf sichere Computer umgestellt werden. Dort standen noch zwei XP-Rechner.

Die Innenbehörde hatte in Zusammenhang mit der XP-Ablösung darauf hingewiesen, dass der IT-Einsatz in der Berliner Verwaltung dezentral organisiert sei. "Aus dieser Organisations- und Verantwortungsstruktur folgt zwingend, dass es Aufgabe und Verantwortung der jeweiligen Senats- beziehungsweise Bezirksverwaltung ist, in eigener Zuständigkeit auch die notwendigen Aktualisierungen von Hard- und Software durchzuführen." Das gelte auch für die Betriebssysteme.

In der Senatsverwaltung für Inneres und Sport waren Ende Oktober noch 1708 PCs mit Windows XP im Einsatz.

Anmerkung der Redaktion: Wie uns die Senatsverwaltung für Finanzen Berlin nach Veröffentlichung dieses Artikels mitteilte, wurden in der Finanzverwaltung und damit auch in den Finanzämtern Berlins, nach der Erhebung der im Text genannten Zahlen, alle Rechner auf neuere Betriebssysteme umgestellt. Die Umstellung habe im Januar und Februar stattgefunden und lediglich einige PC, die nicht internetfähig sind, seien davon ausgenommen worden.

mak/dpa
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