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Zensus-Debatte Warum wir zählen

Der Staat macht Inventur: Für den Zensus soll jeder Zehnte in Deutschland detailliert Auskunft geben, außerdem jeder Hausbesitzer. Für Politik und Forschung ist das dringend nötig, urteilt die Soziologin Heike Wirth. Der Informatiker Werner Hülsmann hält dagegen: "Die Datensammlung ist gefährlich."

Hamburg - Am Montag ist Stichtag: Deutschland wird durchgezählt, erstmals seit 1987 wieder. Ermittelt werden soll die genaue Einwohnerzahl des wiedervereinigten Deutschlands, Daten aus diversen Registern werden dazu zusammengetragen. Außerdem bekommen rund 7,9 Millionen zufällig ausgewählte Bürger Besuch und sollen detailliert Auskunft erteilen über ihre Lebenssituation, bis hin zur Angabe ihrer Religion.

Experten vermuten, dass mehr als eine Million Menschen an Orten gemeldet und verzeichnet sind, an denen sie gar nicht mehr wohnen. Das hätte Auswirkungen auf Finanzzuschüsse, Schwarz-Gelb muss sogar um eine Stimme im Bundesrat bangen. Vor allem aber soll der Zensus der Politik Planungssicherheit bei Wohnungen und öffentlicher Infrastruktur wie Schulen geben.

Die staatliche Datensammlung steht in der Kritik, weil sich die Erhebung in Deutschland nicht auf die Vorgaben der Europäischen Union beschränkt, sondern man hier bei der Gelegenheit noch weit mehr von seinen Bürgern wissen möchte. Massenproteste, wie es sie in den achtziger Jahren gegen die damalige Volkszählung gab, sind bisher ausgeblieben. Dennoch sind viele verunsichert: Was tun, wenn der Zensus-Beauftrage nun klingelt?

Dass der Zensus 2011 notwendig für Politik und Wissenschaft ist, erlebe sie bei ihrer täglichen Arbeit, sagt Heike Wirth. Sie ist Sozialforscherin und untersucht familiäre Unterschiede in der Gesellschaft - belastbares Datenmaterial ist für sie unerlässlich. Der Informatiker Werner Hülsmann hingegen engagiert sich gegen den Zensus 2011. Der Datenschützer befürchtet, dass es zu einem Missbrauch der riesigen Informationssammlung kommen könnte.

Lesen Sie mehr dazu in unserem Pro und Contra:

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