Neue Standard-Schriftart für Office Lieber »Bierstadt« oder »Tenorite«?

Das Ereignis ist ungefähr so selten wie Erdbeben auf den britischen Inseln: Microsoft sucht nach einer neuen Schrift für seine Office-Programme – und bittet die Nutzer um ihre Meinung.
Mit im Rennen: So sieht die Schrift Bierstadt aus

Mit im Rennen: So sieht die Schrift Bierstadt aus

Foto: Microsoft

Ein Erdbeben der Stärke 5 wird in Großbritannien etwa alle 10 bis 20 Jahre  gemessen, sagt die britische Geoforschungsagentur British Geological Survey. Damit sind diese geologischen Großereignisse ungefähr so selten wie eine Änderung der Standard-Schriftart in Microsofts Office-Programmen. Zuletzt hatte es eine solche Anpassung 2007 gegeben.

Als damals das eher glücklose Windows Vista und das extrem erfolgreiche iPhone ihr Debüt gaben, ersetzte Microsoft die Schriftart Verdana, die elf Jahre lang der Standard in Microsoft-Produkten war, durch Calibri, den derzeitigen Standard. Calibri habe gute Dienste geleistet, heißt es im Microsoft-365-Blog , doch nun sei es an der Zeit, »sich weiterzuentwickeln«.

Dabei, wie diese Entwicklung konkret aussehen soll, ist sich der Windows-Konzern offenbar nicht sicher. Er macht gleich eine Handvoll Vorschläge und verspricht den Nutzern, dass sie an der Entscheidung, welche Schrift der nächste Standard wird, über die sozialen Medien teilhaben können.

Auf Twitter postete Microsoft einen Screenshot, auf dem die fünf ins Rennen geschickten Kontrahenten zu sehen sind. Sie heißen Grandview, Seaford, Skeena, Tenorite und Bierstadt (ja, wirklich).

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Sie alle zeichnet aus, dass sie in der Tradition populärer Computerschriften serifenlos gestaltet sind. Man könnte sagen, dass sie keine Schnörkel haben. Die bekannteste Serifenschrift dürfte die Times New Roman sein, die jahrelang in vielen Schreibprogrammen der Standard war. Die feinen Enden an ihren Buchstaben machen Fließtext gut lesbar, weshalb sie bis heute im Zeitungsdruck populär ist.

»Wir machen uns selten viele Gedanken über sie«

Die sachlicheren serifenlosen Schriften, die mit dem Bauhaus populär wurden, kommen wegen ihrer Klarheit oft bei Schildern und Hinweisen zum Einsatz. Und heute auch im Internet. Speziell zu diesem Zweck gestaltete Varianten wie Verdana zeichnen sich durch eine gute Lesbarkeit auf Bildschirmen aus. Und manchmal auch dadurch, dass sie in Ermangelung irgendwelcher Verzierungen eher unscheinbar wirken.

Genau das sei eine der Eigenschaften, auf die man es bei der neuen Standard-Schriftart abgesehen habe, schreibt Microsofts Design-Team: »Wir machen uns selten viele Gedanken über sie, und genau darin liegt ihr größtes Geschenk.« Nur wenn sich eine Schrift scheinbar nahtlos in den Hintergrund einfüge, können sich der Anwender ganz auf seine kreativen Gedanken konzentrieren.

Die Gedanken einiger prominenter Kommentatoren des Microsofts-Tweets kreisen allerdings wenig sachlich um ganz andere Dinge als konstruktive Kritik an den fünf vorgeschlagenen Schriften. Die Journalistin und Microsoft-Kennerin Mary Jo Foley etwa scheint beim Lesen von Microsofts Vorschlägen sofort am Wort Bier hängengeblieben zu sein.

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Anwendern, die Microsoft substanzielleren Input zur Font-Frage geben wollen, steht es frei, sich die fünf Schriften schon jetzt aus Microsofts Cloud-Font-Bibliothek  herunterladen. Voraussetzung dafür ist allerdings ein aktives Office-365-Abo.

Dazu, wann die neue Standard-Schriftart ausgewählt und eingeführt wird, macht das Design-Team in seinem Blogpost keine konkreten Angaben. Laut »The Verge « ist der Umstieg für 2022 geplant.

mak

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