Ransomware Cyberangriff auf Anhalt-Bitterfeld gravierender als bislang bekannt

Die Fehlermeldungen nach einem Hackerangriff gestalten die Hacker gern in besonders dramatischen Rottönen
Foto: Lino Mirgeler / dpaDer Cyberangriff auf den Landkreis Anhalt-Bitterfeld hat weitreichendere Folgen als bisher bekannt. Die Verwaltung hat seit dem Vorfall im Jahr 2021 den Zugriff auf eine umfangreiche Datenbank mit Umweltdaten aus den Neunzigerjahren verloren.
Weil Bitterfeld als ökologisches Tschernobyl galt, wurden zu dieser Zeit Boden, Sediment und Grundwasser an Tausenden Altlastenverdachtsflächen analysiert und später in ein digitales geografisches Informationssystem übertragen. Insider sprechen von einer der umfangreichsten Umweltdatenbanken Deutschlands. Sie wird etwa dafür gebraucht, Baugenehmigungen zu bewerten.

Die Rückkehr der Atomangst
Putin spielt mit der nuklearen Drohung, raunt von möglichen Angriffen auf den Westen, spekuliert über schmutzige Bomben der Ukraine. Vielen Deutschen macht das Angst, sie fühlen sich an die Achtzigerjahre erinnert, an den Ost-West-Konflikt. Damals bildete sich eine starke Friedensbewegung. Wie ist es heute?
Lesen Sie unsere Titelgeschichte, weitere Hintergründe und Analysen im digitalen SPIEGEL.
Ein Sprecher des Landkreises bestätigt den »zwischenzeitlichen Verlust dieses Programms«. Aus technischen Gründen lasse sich die Datenbank »nicht wieder ohne Weiteres in das neue IT-System des Landkreises integrieren«. Man arbeite daran, die Daten wiederherzustellen. Teils gebe es Papierakten und elektronische Daten, auf die zurückgegriffen werden könne. Die Altlastenbearbeitung könne »wieder weitestgehend problemlos durchgeführt werden«.
Ab 5. Juli 2021 waren mehrere Server des Landkreises mit einer Ransomware infiziert worden: Die Daten wurden verschlüsselt, Ämter waren arbeitsunfähig. Der Landkreis rief den Katastrophenmodus aus. Ein gefordertes Lösegeld wurde nicht gezahlt. (Lesen Sie hier mehr über einen ausführlichen SPIEGEL-Report über den Hackerangriff auf den Landkreis.)
Ransomware-Angriffe gelten als größte digitale Bedrohung für die deutsche Wirtschaft, zunehmend geraten aber auch Behörden oder sogar Staaten ins Visier der Hacker. Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass die Täter häufig aus Russland operieren. (Lesen Sie hier mehr über das kriminelle Geschäftsmodell der Angreifer.)